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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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akademischer Bedeutung. Ich habe Ihnen ein kleines Geheimnis vorenthalten.»
    Alle sahen ihn interessiert an.
    «Kein Gentleman verrät ein Geheimnis vor dem Mittagessen», fuhr er munter fort. «Geben Sie mir nicht recht, meine Teuerste? Es ist einfach so, daß mein Partner seinen Anteil weitergegeben hat.»
    «Ähäm -» äußerte Mr. McInch und sah aus wie der Ochse vor dem neuen Tor, der gegen seinen Willen interessiert ist. «Und an wen, wenn ich frragen darf?»
    «An den jungen Herrn, der Ihnen gegenübersitzt.»
    Teddy richtete sich kerzengerade auf.
    «An ihn?» rief Mrs. Prothero, und ihre Miene sackte leicht zusammen wie ein wilhelminisches Sofa, auf dem jemand Platz genommen hat.
    «Ähäm -»
    «Ja. An meinen Neffen Edward Brickwood, einen vortrefflichen jungen Mann, der -» Lord Brickwood griff nach einer Zigarre - «in Kürze Abigail, die einzige Tochter Mr. Charles Fitz-hammonds, heiraten wird.»
    «Aber natürlich!» Mrs. Protheros Gesicht nahm wieder seine ursprüngliche Form an. «Ich las davon in den Zeitungen.»
    «Ähäm-»
    «Eine ausgezeichnete Wahl, wie wir alle in der Familie finden.»
    «Aye, damit erscheint die Sache in etwas anderem Licht.»
    «Genau. Ich bin überzeugt, wir brauchen die Transaktion nicht länger zu besprechen. Wenn Sie die nötigen Unterlagen ausfertigen wollen, Mr. McInch, werden Mrs. Prothero und ich sie unterschreiben.»
    Teddy kratzte sich den Kopf. Seine Gedanken waren, wie meistens, wenn seine Anteilnahme nicht verlangt wurde, zu der einen oder anderen Szene seines Stückes abgeschweift und hatten sich dann ein wenig mit der Besetzung befaßt. Da Sir John Gielgud und Michael Redgrave eben unter begeistertem Beifall ein straffes Gespräch mit Vivien Leigh beendet hatten, war Teddy der Unterhaltung bei Tisch nicht gefolgt, aber er hatte das Gefühl, daß sie an irgendeinem Schönheitsfehler krankte.
    «Ähäm», sagte Mr. McInch. «Ich würde gern ein paar Worrte allein mit dem jungen Mr. Brrickwood sprechen.»
    «Aber, mein Bester!» rief Lord Brickwood aus. «Sie bezweifeln doch wohl keinen Augenblick seine Glaubwürdigkeit? Nein wirklich, Gracie! In meiner Familie sind wir es gewohnt, alle Dinge wie Gentleman zu erörtern.»
    «Ich habe bloß ein oder zwei winzige Frragen, Eure Larrdschaft.»
    «Nun, da Mr. McInch doch einmal mein Rechtsbeistand ist», gab Mrs. Prothero zu und drehte überlegend am Stiel ihres mit crème de menthe gefüllten Glases.
    «Natürlich habe ich absolut nichts dagegen einzuwenden», sagte Lord Brickwood und blickte sich hastig um. «Wenn Sie mich nur für einen Augenblick entschuldigen», fuhr er fort und erhob sich, «kann ich meinem Neffen die nötigen Unterlagen aus meinen Akten zur Verfügung stellen. Komm, Teddy.»
    «Onkel», begann Teddy ängstlich, sobald sie im Schlafzimmer Seiner Lordschaft verschwunden waren. «Ich glaube, ich sollte dir lieber gleich jetzt sagen, daß ich nicht -»
    «Um Himmels willen, halt den Mund!» fuhr Onkel Horatio ihn an und raffte einen Armvoll Briefschaften zusammen. «Sei jetzt ein guter Junge, nimm diese Papiere mit dir hinaus und halte mir diesen scheußlichen Fraß für das Ungeheuer von Loch Ness für zehn Minuten hin.»
    «Aber Onkel! Ich muß dir wirklich sagen, daß Abigail und ich —»
    «Was er dich auch fragt, du sagst auf alles, deine Lippen seien versiegelt.»
    «Onkel! Du mußt jetzt einfach erfahren —»
    Lord Brickwood stampfte mit dem Fuß auf. «Wirklich, mein Junge, hör jetzt mit dem Geplärre auf. Du brauchst mir den Mann ja bloß zehn Minuten vom Leib zu halten. Also gut, fünf Minuten, wenn dir das lieber ist. Du kannst immer vorgeben, etwas in den Unterlagen zu suchen, verdammt noch einmal.»
    «Ich versuche doch nur, dir zu erklären, daß ich fürchte, wir verleiten Mr. McInch -»
    «Verleiten?» Lord Brickwood warf ihm durch sein Monokel einen vernichtenden Blick zu. «Du willst doch hoffentlich nicht damit andeuten, daß dein Onkel etwas tut, das auch nur im geringsten zweifelhaft ist?»
    «Nein, gewiß nicht, aber—»
    «Also reg dich ab, Teddy, und tu etwas. Es muß dir doch schon längst klargeworden sein, daß ich bloß versuche, einen engstirnigen, pedantischen Schotten zufriedenzustellen, der vermutlich allabendlich sein Kleingeld nachzählt und Knöpfe in den Klingelbeutel steckt, nicht wahr? Da sind wir», verkündete er wohlwollend und schob Teddy in das Speisezimmer. «Ich habe meinen Neffen beauftragt, jede Frage, die Sie anzuschneiden wünschen, mit der

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