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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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allerdings, dich deinen eigenen Zerstreuungen überlassen zu müssen. Gracie und ich werden einen Sprung zu Asprey machen und den Ring aussuchen.»
     

11
     
    Während Onkel Horatio alle Anstalten traf, auf dem Eaton Square ein großes Haus zu führen, fuhr George Churchyard mit Morag in seinem alten MG mit dem quadratischen Kühler längs des Hog Back über jene schnurgerade Straße mit einem der schönsten Blicke Südenglands, vorausgesetzt, daß dem Fahrer Zeit bleibt, die Sicht zu genießen und dennoch einem Verkehrsunfall zu entgehen.
    «Ich weiß genau das richtige Gasthaus hinter Alton für einen kleinen Imbiß zu Mittag», sagte er und stellte mit einem kurzen Blick fest, wie hübsch ihr blondes Haar im Wind flatterte.
    «Was sagten Sie, Herzchen?» fragte Morag, da er eben zwischen zwei aufeinander zukommenden Lastkraftwagen gewandt hindurchgeschlüpft war.
    «Sie sind doch nicht etwa nervös?» lachte George.
    «O nein, Herzchen. Ich bin überzeugt, Sie haben noch nie einen Fahrgast verloren.»
    George trat auf den Gashebel, um eine lange Reihe von Radfahrern zu überholen, die ihren Clubausflug genossen. Er fand, daß alles sich äußerst vielversprechend anließ. Abgesehen von zwei Wochen voll strahlenden Sonnenscheins, Feinschmeckerverpflegung und aufmerksamer Bedienung durch beflissene Stewards, wie sie in den Ankündigungen versprochen wurden, konnten sich ihm die unwahrscheinlichsten Chancen eröffnen. Vielleicht befand sich ein mächtiger Impresario aus dem West End an Bord, um sich vom Addieren der allabendlichen Einnahmen zu erholen. Wenn er seinen Darbietungen jeden Abend beiwohnte, mußte der Bursche ihn nach zwei Wochen bestimmt auf den Knien darum anflehen, einen Vertrag mit ihm zu unterzeichnen. Und dann war da natürlich auch noch Morag.
    Eine Wolke erschien am Horizont.
    Es gibt einen Typ von Kleinwagen, der über unsere geliebten alten englischen Straßen zockelt und einer übellaunigen, angriffslustigen Blattlaus gleicht. Diese Vehikel erfreuen sich individueller zusätzlicher Verschönerungen wie Abziehbildchen, die das gesamte Heckfenster verdecken, um einem scheußliche englische Urlaubsorte an der See in Erinnerung zu rufen, oder ein kleines rotes Skelett, das fröhlich auf und ab schaukelt und einen angrinst, oder eine Katze mit glühenden Augen. Das charakteristischste Merkmal dieser Fahrzeuge jedoch ist es, daß sie bergauf und bergab mit einer Stundengeschwindigkeit von genau dreißig Meilen fahren, und zwar in der Straßenmitte. Diese Autos werden natürlich niemals von Ihnen oder mir gefahren. Sie gehören unweigerlich halbblinden, stocktauben Schwachsinnigen, die sämtliche Fenster geschlossen halten. Jener Fahrer, dem George Churchyard nun seine Gegenwart dadurch kundtat, daß er die Faust auf die Hupe gepreßt hielt, sah von hinten wie ein kauernder Affe mit einem steifen Hut aus, der sich gespannt über das Lenkrad neigte, als erwarte er jeden Augenblick, daß ihm die Vorderräder davonrollten.
    «Verdammter Idiot!» murmelte George. Ein Stirnrunzeln huschte über sein Gesicht, das gewöhnlich jenen Ausdruck aufrichtiger Freundlichkeit trug, der den Burschen auf den Zigarettenreklamen eigen ist. «Hat vergessen, seine Autonummern zu montieren», fügte er hinzu. Dabei setzte er zum Überholen an, mußte den Versuch aber vor einem entgegenkommenden Jaguar aufgeben.
    Unter anderen Fahrzeugen, die sich der unbegrenzten Freiheit auf unseren Überlandstraßen erfreuen, finden sich auch jene seltsamen landwirtschaftlichen Maschinen, die einige Meter breit sind und hinter Traktoren einherrumpeln, die von Bauern gefahren werden, die tief in ihre Ackerbauprobleme versunken sind. Eines dieser Ungeheuer schwenkte nun unerwartet aus einer Lücke in der längs der Straße verlaufenden Hecke und gab dem Blattlaus-Auto Gelegenheit, ein weiteres seiner Merkmale unter Beweis zu stellen. Diese Kleinwagen fahren entweder mit dreißig Meilen pro Stunde, oder sie machen überhaupt halt. Dieser Wagen blieb stehen, und George fuhr auf ihn auf.
    «Was für Ausdrücke!» murmelte Morag vor sich hin und brachte ihr Haar in Ordnung, während George zu dem Fenster des Blattlaus-Fahrers hinüberging. «Direkt klinisch!»
    «Ihre kindischen Ergüsse interessieren mich nicht im geringsten», verkündete der Blattlaus-Fahrer, der zum erstenmal sprach, als er aus seinem Vehikel kletterte.
    George geriet leicht aus dem Gleichgewicht, als er erkennen mußte, daß der Mann etwas größer war als sein

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