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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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denken über ihre Nachfolger nach, Aufsichtsräte fahren nachts schreiend aus ihren Träumen von Betriebsräten, Richter erbleichen bis an die Wurzeln ihrer Perücken vor lateinisch abgefaßten Angriffen ihrer Vorgesetzten Instanzen, die Gefängnisdirektoren und selbst die Direktoren der öffentlichen englischen Schulen wagen es nicht, ihre Zöglinge so zu behandeln, wie sie es gern möchten. Aber einem Schiffskapitän zur See kann es nie widerfahren, daß man ihm den Gehorsam verweigert, daß man ihn hinauswirft oder daß man ihm an manchen Tagen auch nur bescheiden widerspricht. Er ist in einem Umkreis von Hunderten von Meilen der einzige Stellvertreter sowohl der Königin als auch Gottes.
    Und Kapitän Alfred Kettlehorn sah wie dieser Stellvertreter aus.
    «Steward!» Er stürmte in seine Tageskabine und hätte beinahe einen kleinen Mann, der das Betragen eines vom Pferd rutschenden Jockeys hatte, getroffen, als er seinen steifen Hut fortschleuderte. «Wer, zum Teufel, sind Sie?»
    «Huffkins, Sir. Ihr neuer Steward.»
    «Was ist aus dem Burschen geworden, der sich bei der letzten Fahrt um mich kümmerte?»
    «Man erzählt sich in der Schiffsmesse, daß er in ein Heim eingeliefert wurde, Sir.»
    «Hm. Wo ist meine Uniform?»
    «Sie liegt in Ihrer Schlafkabine bereit, Sir.»
    «Ich lasse den Stabsoffizier grüßen und möchte ihn sehen, sobald er sich frei machen kann. Was ist das? Ein zusätzliches Besatzungsmitglied?» Kapitän Kettlehorn blickte finster auf einen Brief auf seinem Schreibtisch. «Schicken Sie ihn in meine Kabine herauf, rasch.»
    «Jawohl, Sir.»
    Fünf Minuten später prangte Kapitän Kettlehorn in voller Montur. Es pochte an seine Tür.
    «Herein!»
    George Churchyard trat ein.
    Der arme Teufel hatte eine verwirrende Stunde hinter sich.
    «Hallo, Matrose!» hatte er den dicken Mann in den weiten Hosen auf der obersten Sprosse des Fallreeps begrüßt, nachdem Morag verschwunden war, um noch einige Besorgungen in letzter Minute zu tätigen. «Nadeln und ähnliches», hatte sie ungenau erklärt. «Ich weiß ganz sicher, ich werde verzweifelt nach Sicherheitsnadeln suchen.»
    «Nun, Matrose, wohin soll ich gehen?» fragte George ihn.
    Der Maat musterte George mißtrauisch, da er einen Blick für die Überbringer von Rechnungen, Vorladungen, Instandhaltungsaufträgen, Haftbefehlen und ähnlichen Unannehmlichkeiten für die Reederei hatte.
    «Die Einschiffung der Gäste findet um sechs Uhr statt», erläuterte der Maat.
    «Ich bin nicht eigentlich ein Passagier», erläuterte George. «Ich
    nehme an, Sie würden sagen, daß ich zur Mannschaft gehöre. Wer wird mich in meine Kabine führen? Deshalb brauchen Sie nicht so unhöflich zu sein», verwies er den Maat, als der es ihm sagte.
    «Achtern unten», grunzte der Matrose und wackelte mit dem Daumen.
    George ging das Deck hinunter. Wenn das der Empfang war, der einem auf den Schiffen der Fitzhammonds bereitet wurde, dachte er, würde er diesen Kerl der Reederei melden.
    «Hallo, Sie!» Er winkte einem grauhaarigen Mann mit Goldtressen, der ihm entgegeneilte. «Führen Sie mich zu meiner Kabine, bitte.»
    «Erste Klasse, Sir?» fragte der Proviantmeister und riß sich aus seinen schwierigen Verpflegungsberechnungen, die sich um gefüllte Oliven drehten.
    «Natürlich.»
    «Backbord oder Steuerbord, Sir?»
    «Ich habe nicht die leiseste Ahnung.»
    «Erinnern Sie sich vielleicht noch an Ihre Nummer auf dem Plan, Sir?» fragte der Proviantmeister und setzte sein berufsmäßiges Lächeln auf.
    «Bisher hat sich noch niemand die Mühe genommen, sie mir zu verraten», erwiderte George, der bereits leicht ärgerlich wurde.
    «Diese Schreibtischhengste!» Der Proviantmeister schüttelte den Kopf. «Ich bitte tausendmal um Vergebung, Sir. Ich versichere Ihnen, daß es sich nur um ein Versehen handelt. Würden Sie die Liebenswürdigkeit haben, in mein Büro hinunterzukommen, Sir, damit wir in der Passagierliste nachsehen können?»
    «Das hätte auch keinen Zweck», antwortete George ihm kurz angebunden. «Weil ich kein Passagier bin. Ich bin Mr. Churchyard, der Alleinunterhalter für die Passagiere der ersten Klasse.»
    «Alf!» Der Proviantmeister rief einen vorbeieilenden Matrosen zu sich. «Nehmen Sie diesen Armleuchter mit und zeigen Sie ihm, wo er seine Hängematte festmachen kann.»
    Schließlich fand George sich in einer Kabine von den Ausmaßen eines viktorianischen Kleiderschranks, die mit der Aufschrift «Kapelle und Organist» versehen war, ein

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