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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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fuhr er fort, «mein Mond, meine Sterne und alle meine Planeten», setzte er hinzu.
    «Oh, Mervyn!»
    «Mein Sonnenschein, mein Regen, meine Stürme, meine Winde - Westwinde natürlich.»
    «Oh, Mervyn!»
    Was beweist, daß es sie ziemlich gepackt haben mußte, da diese Vergleiche kaum den Sonetten Shakespeares gleichzustellen waren.
     
    Mervyn Spode hatte Abigail bald zu Beginn der Reise kennengelernt.
    «Steward!» rief er, als die Snowdonia von schmierigen kleinen
    Schleppern, die wie die guten treuen Seelen in Wollwesten aussahen, die hinter den Kulissen die ätherischen Mannequins mit Stecknadeln in die teuren Modelle einzwängen, aus dem Dock von Southampton hinausbugsiert wurde.
    «Sir?» erwiderte Huffkins, der eben die Tabakzuteilung des Kapitäns holen wollte.
    «Mein Name ist Mervyn Spode. Ich nehme an, Sie haben schon von mir gehört.»
    «Ja, Sir», erwiderte Huffkins wohlerzogen.
    «Irgendwelche interessante Passagiere an Bord?»
    «Ich befurchte, da bin ich überfragt, Sir.»
    «Unter den Damen, wissen Sie», fuhr Mervyn Spode fort, wobei er lässig seine Brieftasche zückte.
    «Zufällig habe ich in der Kapitänskabine gehört, daß Mr. Fitzhammonds Tochter diese Fahrt mitmacht.»
    «Was Sie sagen!» Mervyns elegant geschwungenen Augenbrauen zuckten in die Höhe. «Danke, Steward.» Damit überreichte er ihm zehn Shilling.
    «Sehr freundlich, Sir.»
    «Und, Steward-»
    «Sir?»
    «Wenn Sie es einrichten könnten, daß ich der jungen Dame recht bald begegne, bekommen Sie die zweite Hälfte des Pfundes.»
    «Das läßt sich bestimmt arrangieren, Sir.»
    «Natürlich unauffällig.»
    «Selbstverständlich, Sir.»
    «Danke, Steward.»
    «Ich danke Ihnen, Sir.»
    Mervyn stieß einen leichten Seufzer aus. Aus seiner ehemaligen Tätigkeit bei einem geschäftstüchtigen Zeitungsverleger hatte er die grundlegende Lehre gezogen, daß Bargeld, das man für private Informationen ausgab, niemals verschwendet war.
    Ungefähr eine Stunde nach Abfahrt des Schiffes stand Mervyn Spode dicht neben Abigail im Terrassencafé und hatte ihr beide Arme um die Mitte geschlungen.
    Da alle englischen Schiffe von der Annahme ausgehen, daß hinter jeder Ecke ein Eisberg lauert, ist das erste Ereignis an Bord -natürlich nach Eröffnung der zollfreien Bar - die Rettungsübung. Kein Fahrgast eines englischen Schiffes würde es sich einfallen lassen, diese Übung zu vernachlässigen, da Schiffskatastrophen zu den wenigen verbliebenen internationalen Vorfällen gehören, in denen wir recht gut sind. Selbst wenn man die Tochter des Reeders und entschlossen ist, die Reise mit der Lektüre von «Untergang und Fall des römischen Reiches» in der Kabine zu verbringen, greift man nach der Schwimmweste, sobald die Alarmglocke schrillt, und begibt sich mit aufreizender Gelassenheit zu seinem Sammelplatz wie jeder andere auch.
    Die modernen Schwimmwesten sind raffiniert auf eine Reihe von Löchern und einigen Riemchen zusammengestutzt worden, die das blitzschnelle Anziehen dieser Westen so schwierig machen wie das Anlegen eines Raumanzugs. Zum Glück traf Abigail am Sammelplatz beim Terrassencafé einen respektvollen Steward mit einem Gesicht wie eine vertrocknete Nuß, der ihr höflich einen blonden und gebrechlich aussehenden jungen Mann in einem eleganten Anzug vorstellte. Dieser Herr half ihr verständnisvoll in das Zeug hinein und schlang saubere kleine Kreuzknoten um ihre Taille.
    «Ich hoffe, wir werden nicht wirklich um unser Leben schwimmen müssen», bemerkte der junge Mann, und ein gezwungenes Lächeln glitt über seine blassen Züge. «Schließlich habe ich diese Reise meiner Gesundheit wegen unternommen.»
    «Wirklich?» fragte Abigail.
    «Die Ärzte bestanden darauf», ergänzte er und schien noch blasser zu werden. «Ich fürchte, ich bin recht schwach.»
    «Wie schrecklich», sagte Abigail.
    «Jedenfalls habe ich dadurch Gelegenheit, meine Arbeitsrückstände zu bewältigen. Vielleicht haben Sie schon meine Zeitungsartikel über Innenausstattung und ähnliches gelesen? Ich bin Mervyn Spode.»
    «Aber ja, natürlich. Ich fand sie ungemein begabt.»
    «Wie außerordentlich liebenswürdig.» Wieder huschte das gezwungene Lächeln über sein Gesicht. «Für Sie möchte ich ein Heim entwerfen. Als ich Sie sah, war mein erster Gedanke, welch innerer Friede und welche Anmut von Ihnen ausstrahlen. Ich finde, man sollte immer mit dem Menschen beginnen, verstehen
    Sie? Sie wären der Edelstein. Ich würde Ihnen bloß die Fassung

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