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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ein geradezu himmlischer Platz für die Schatzsuche», sagte sie mit ihrer verrauchten Stimme.
    «Für —wofür?»
    «Natürlich wahnsinnig lästig, aber die Passagiere brüllen einfach nach einer Schatzsuche! Glauben Sie, könnte ich in diesem komischen Messingdings vor dem Steuerrad einen Fingerhut verstecken?»
    «Wollen Sie augenblicklich von meiner Brücke verschwinden?» schnaubte Kapitän Kettlehorn sie an. Seine Augenbrauen drohten, dem Gesetz der Zentrifugalkraft folgend, davonzufliegen.
    «Aber, Herzchen!»
    «Sprechen Sie den Kapitän nicht mit an, verdammt noch mal! »
    «Jetzt sind Sie böse», sagte Morag.
    Kapitän Kettlehorn schlug sich die Hände vor das Gesicht.
    «Miss Aspinall», sagte er mit mühsamer Beherrschung, «ich fahre seit vielen, vielen Jahren zur See-»
    «Ach, ich bin ganz sicher, daß in Ihren Knochen mehr Salz steckt als in den Sardellen, Herzchen.»
    «Miss Aspinall.» Der Kapitän schluckte schwer. «Ich ersuche Sie bloß, die Schiffsleitung insofern zu unterstützen, als Sie anerkennen, daß ich an Bord ein Amt auszuüben habe.»
    «Aber Herzchen, das tue ich ja. Sie können sich nicht vorstellen, was für eine abscheuliche Plage es ist, all diese grauenhaften
    Menschen ständig zu zerstreuen. Sie verlangen pausenlos nach Anagrammen, Silbenrätseln, Buchstabierspielen, Dreibeinwettlaufen, Schönheitskonkurrenzen, Wohltätigkeitsvorträgen —»
    «Es ist mir bekannt, Miss Aspinall», unterbrach der Kapitän sie bebend, «daß Sie mit größter Gewissenhaftigkeit Ihrer beschwerlichen Pflicht nachkommen. Ich ersuche Sie bloß, dazu nicht meinen verfluchten Kompaß heranzuziehen! Warum fragen Sie nicht den Schiffsingenieur, ob Sie Ihre verdammte Suche in seinem Maschinenraum abhalten können?»
    «Keine schlechte Idee», gab Morag zu und wandte sich zum Gehen. «Über welche dieser komischen Leitern komme ich von hier heraus?»
    Kapitän Kettlehorn schritt zum Nock seiner Kommandobrücke hinüber. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und blickte düster zu den Passagierdecks nach hinten. Er knurrte: «So ein verdammter Mist! Vierzig Jahre auf See. Und wozu? Um bei einem verfluchten Versteckspiel mitzutun!»
    Seine Miene wurde um einige Grade freundlicher, als er Miss Fitzhammond mit einem Buch auf einem der Deckstühle erblickte. Er war froh, daß sich das Mädchen mühelos in das Schiffsleben eingefügt hatte. Ein Glück, dachte er, daß dieser junge Spode an seinem Tisch ihr Gesellschaft leistete. Kein übler Typ, dieser Spode. Ein wenig eitel und leichtfertig, aber gut erzogen. Er hatte während des Mittagessens am Vortag andächtig der Geschichte des Kapitäns über den Taifun gelauscht, in den er im Chinesischen Meer geraten war. Zum Abendessen hatte er nicht minder aufmerksam die Erzählung des Kapitäns über den Eisberg verfolgt, dem er in der Cabotstraße begegnet war. Und um ein Uhr, überlegte der Kapitän mit freudiger Erwartung, würde er die Geschichte von den Kesseln genießen können, die im Persischen Golf explodierten.
    Kapitän Kettlehorn erbebte. Näherte sich der jungen Dame auf dem Deck doch tatsächlich dieser schreckliche Alleinunterhalter und Rauschgiftsüchtige!
    «Huffkins!» brüllte er in Richtung seines Privatdecks. «Schaffen Sie diesen Mann augenblicklich in meine Kabine!»
    George Churchyard war neben Kapitän Kettlehorn wirklich der einzige an Bord, der die Reise nicht genoß. Während der bisherigen zweitägigen Seefahrt hatte er entdeckt, daß die Musiker der Kapelle, mit denen er die Kabine teilte, viel und laut schnarchten und sich offenbar nur selten die Füße wuschen. Er lernte außerdem, daß es zu seinen Pflichten als Alleinunterhalter gehörte, die Schiffspost auszusortieren, die schmutzige Wäsche der Mannschaft einzusammeln und das Deck des Tanzsaals zu scheuern. Das alles hatte ihm wenig Zeit gelassen, sich unter vier Augen mit Abigail über Teddy Brickwood zu unterhalten, obwohl er sich das sofort vorgenommen hatte, als Morag ihm ins Ohr flüsterte, daß Fabians Schwester an Bord sei.
    «Heiliges Kanonenrohr, was, zum Teufel, fällt Ihnen ein, sich am hellichten Tage auf dem Passagierdeck herumzutreiben!» schnauzte der Kapitän ihn jetzt in seiner Kabine an. «Eh?»
    «Ich habe bloß ein wenig Luft geschöpft», erwiderte George.
    «Sir!»
    «Ich habe bloß ein wenig Luft geschöpft, Sir», wiederholte er müde.
    «Nehmen Sie Haltung an!»
    «Wenn Sie es unbedingt wissen müssen-» fuhr George fort - er hatte das

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