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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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und mein Stock?»
    «Aber Onkel!» rief Teddy aufgeregt auf dem Weg zur Ausgangstür. «Du wirst ihn doch nicht ungestraft solche Töne anschlagen lassen?»
    «Ungestraft? Natürlich wird er nicht ungestraft davonkommen. Duff& Trimm werden das schon besorgen, verlaß dich darauf! Warte bloß, bis der Skandal in die Presse kommt. Da werden einige Leute ihren guten Ruf verlieren, laß dir das gesagt sein.»
    «Du gehörst natürlich dem Club an?» fragte Teddy ungläubig.
    «Aber selbstverständlich. Obwohl ich die Möglichkeit eines unbeabsichtigten Irrtums nicht gänzlich ausschließen möchte», bemerkte Onkel Horatio erhaben, als sie bei den Stiegen ankamen. «Will sagen, ich bin vermutlich Mitglied eines anderen Clubs. Sie sehen einander so verzweifelt ähnlich», unterstrich er mit seinem Stock. «Vielleicht könnten wir morgen einen Blick in diesen ganz besonders scheußlichen Club gegenüber werfen», erwähnte er nach kurzer Überlegung, «und nachfragen. Aaaah!» stieß er aus und ließ sofort seinen Stock und sein Monokel fallen.
    «Horatio», sagte die Frau mit dem räudigen Tier.
    «Elaine», krächzte Horatio.
    «Und jetzt?» fragte Elaine und kam näher.
    «Taxi!» rief Lord Brickwood und packte seinen Stock.
    «Nicht so eilig, Horatio. Du erinnerst dich doch sicherlich noch an Ascot?»
    «Ascot? Ascot? Teddy, verschaff uns ein Taxi! Welches Ascot? Was für ein Ascot?»
    «Und an all die Versprechungen, die du mir machtest?»
    «Meine liebe gute Frau, ich habe Sie noch nie im Leben gesehen. Wollt sagen, Herrgott, Elaine», beschwor er sie, «mach doch keine Szene. Nicht hier. Nicht direkt vor meinem Club, verdammt noch mal.»
    «Erinnerst du dich deiner letzten Worte, Horatio?» fuhr Elaine lächelnd, aber beharrlich fort.
    «Letzte Worte? Ich kann mich an keinerlei Worte erinnern.»
    «O Schmerz, mein Bild ist in deiner Erinnerung verblaßt», seufzte sie. «Aber das tut nichts. Ich habe einen ganzen Stoß von Briefen», tröstete sie ihn und klopfte liebevoll auf ihre Handtasche.
    «Meine liebe Elaine! Ich muß dich wirklich bitten, jede Art von Klage meinen Anwälten vorzulegen.»
    «Deine Anwälte», sagte sie sinnend. «Duff & Trimm. Diese armen, überarbeiteten Leutchen. Aber ich beklage mich ja nicht, Horatio. Ich wünsche mir nach wie vor nichts sehnlicher, als dich zu heiraten.»
    «Pas - pas devant les enfants», flüsterte Onkel Horatio und stach mit seinem Spazierstock in Teddys Richtung.
    «Aber brennst du nicht auch unverändert darauf, mich zu heiraten, Liebling?»
    «Also, ich weiß wirklich nicht, wie du auf diese ausgefallene Idee kommen konntest -»
    «Wenn du dich nicht mehr an Ascot erinnerst, Horatio», sagte Elaine mit sanfter Stimme, «dann doch vielleicht an Torquay? Oder Bognor Regis? Oder Bath? Oder Marlborough, Harrogate und Worthing? Oder Berwick-on-Tweed? Die Liste ist so lang wie das Abc.»
    «Das hat alles damit nicht das geringste zu tun», fuhr Lord Brickwood sie an. «Gott sei Dank! Ein Taxi! Wir bleiben in Verbindung», brüllte er und schob Teddy ins Auto.
    «Ganz bestimmt», rief Elaine vom Gehsteig zurück.
    «Fahren Sie, Chauffeur!» befahl Onkel Horatio und stolperte im Fond über Teddy. Er richtete sich auf und starrte unruhig durch das Heckfenster. «Eine alte Freundin -» erklärte er - «der Familie.»
    «Onkel», sagte Teddy und straffte die Schultern. «Es ist höchste Zeit, daß wir einiges klarstellen -»
    «Mein guter Junge, siehst du denn nicht, daß ich mich bereits in ziemlicher Aufregung befinde und -»
    «Wer war jene Frau?» fragte Teddy streng.
    «Elaine Norrimer.» Onkel Horatio versuchte sich eine Zigarre anzuzünden. «Eine ehemalige Schauspielerin. Wir waren in den dreißiger Jahren recht gut miteinander. Sie scheint sich einzureden, daß ich sie heiraten werde. Gott weiß warum.»
    «Was du natürlich nicht kannst», folgerte Teddy scharfsinnig, «weil du doch Mrs. Prothero heiratest.»
    «Vollkommen richtig», stimmte Lord Brickwood ihm bei. Seine Hand, in der er das Streichholz hielt, zitterte. «Obzwar, wie ich dir nicht vorenthalten will, Teddy, Gracie nicht halb so reizvoll ist, wie Elaine Norrimer es zu ihrer Zeit war. Ich möchte nicht, daß du glaubst, ich hätte in dieser Hinsicht einen zweifelhaften Geschmack. Aber Mrs. Prothero hat natürlich den Zaster.»
    «Aber Onkel! Diese Erwägung kann doch gar nicht ins Gewicht fallen! »
    «Nun... ah... hm...» räusperte sich Lord Brickwood, und es gelang ihm, zwei Rauchringe

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