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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Beifall rauschte auf, und Morag erschien auf der Bühne. Sie trug ein schimmerndes goldenes Kleid, das aussah, als hätte man es ihr aus der Sprühdose aufgespritzt.
    «Augenbrauen, Herzchen», flüsterte sie und schob ihm etwas an einem Gummifaden Baumelndes zu. «Vom Schachtelteufel persönlich. Einfach satanisch.»
    «Aber Morag -» wisperte George, aus dem Konzept gebracht. «Den Kapitän, Herzchen», lächelte sie.
    «Morag, ich bin mitten in der Vorstellung — »
    «Ihn machen Sie nach, Herzchen», riet sie ihm kurz und trippelte wieder ab. «Die werden sich vor Lachen biegen.»
    «Himmel, natürlich!» rief George. «Meine sehr verehrten Damen und Herren», rief er, ohne zu zögern. «Jemanden, den Sie sehr gut kennen. Heiliges Kanonenrohr, stehen Sie stramm, wenn Sie mit dem Kapitän sprechen...»
    Auf seinem Weg zur Kommandobrücke blieb Kapitän Kettlehorn stehen, als eine Lachsalve die stille Nacht zerriß wie seine Kessel, die im Persischen Golf explodiert waren. Aus der Richtung der ersten Klasse rollten ihm minutenlang Wellen ungetrübter Heiterkeit entgegen. Er stützte die Hand auf die Brückenleiter und zog die Augenbrauen hoch. Er schien den besten Teil der Vorstellung versäumt zu haben.
     

17
     
    «Das war gestern abend ein wahrer Geistesblitz von Ihnen, Morag», sagte George dankbar.
    «Aber, Herzchen, das lag doch auf der Hand. Ich bin überzeugt, diese Brut ist das gemeinste, was man sich denken kann», erwiderte sie.
    Es war am nächsten Nachmittag, und sie standen im strahlenden Sonnenschein auf halber Höhe des Felsens von Gibraltar und betrachteten die Affen, die die englische Herrschaft sichern.
    «Der dort sieht aus wie ein Professor, den ich in Oxford kannte», bemerkte George.
    Er deutete auf eines der struppigsten Tiere, das mit Hingabe versuchte, die Scheibenwischer eines geparkten Wagens zu zerkauen, während sich ein Dutzend der Snowdonia -Passagiere um ihn drängten und ihn zu fotografieren trachteten.
    «Arme Affen!» seufzte Morag. «Glauben Sie nicht auch, daß sich die Tiere bedeutend sicherer fühlen, wenn sie die Menschen hinter verläßlich dicken Eisenstangen wissen?»
    Als sie von den Affen genug hatten, lehnten sie sich über die Straßenbrüstung und ließen den Blick eine Weile über die glitzernde Bucht mit dem tief unten vor Anker liegenden Schiff und der Landzunge schweifen, die wie das Sprungbrett eines Riesen ins Meer hinausragte.
    «Herzchen», brach Morag mit belegter Stimme das Schweigen. «Machen Sie gern Versprechungen?»
    George lachte. «Ich glaube, ich habe keine Versprechen mehr gemacht, seit ich von den Pfadfindern hinausgeworfen wurde.»
    «Ich hasse es, welche zu geben.» Sie rückte die goldgefaßte Schlange um ihren Hals zurecht. «Es regt mich immer so wahnsinnig auf, wenn ich sie brechen muß.»
    Morag versank wieder in bedrücktes Nachdenken. George hatte den Eindruck, daß das Mädchen etwas vorhatte. Oder begann sie vielleicht, überlegte er in wohliger Erregung, allmählich seine Vorzüge zu erkennen? Denn wenn Morag auch eine Schwäche dafür hatte, sich anzuziehen, daß sie aussah wie von einer Künstlerredoute übriggeblieben, so war sie doch zweifellos ein Leckerbissen, dachte er weiter.
    Georges Grübeleien wurden durch das Geräusch einer Hupe unterbrochen, als sich eine große Limousine auf der engen Straße durch die Touristenmenge zwängte. Im Fond saßen Abigail und Mervyn.
    «Unbegreiflich, daß dieser Kerl, der so dürr ist, daß er sich nicht im Schwimmbad blicken lassen kann, einen solchen Eindruck auf Abigail Fitzhammond gemacht hat», sagte er.
    «Sie kennen das niedliche kleine Mädchen mit dem Haufen Geld recht gut, nicht wahr, Herzchen?» fragte Morag mit verrauchter Stimme.
    George nickte. «Sie war mit einem meiner Freunde in Oxford verlobt. Die beiden stürzten sich zwar mit viel Schwung in diese Liebe, aber irgendwie erlitten sie doch Schiffbruch, ehe sie noch vor dem Altar anlangten.»
    Morag zeichnete mit ihren drei Zentimeter langen Nägeln, die seit neuestem grün lackiert waren, nachdenklich Muster auf die Brüstung.
    «War dieser Freund ein anständiger Bursche, Herzchen?»
    «Einer der besten», erwiderte George überzeugt. «Sie hatten eines Tages einen unsinnigen Streit und lösten die Verlobung. Sehr schade, denn sie paßten zueinander wie Stiltonkäse und Sellerie. Ich bin damals in Fabians Büro gegangen, um über einen
    Waffenstillstand zu verhandeln, aber ich furchte, ich bin damit nicht weit gekommen.

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