Onkel ist der Beste
sagte munter: »Onkel Robert hat recht. Du bist einfach ein Angeber. Kein Mensch wird sich um dich kümmern. Das alles liegt schon so lange zurück, und die Leute haben sich seither über andere Dinge den Kopf zerbrechen können — Atombomben, Morde und moderne Tänze.«
Terry stimmte in das allgemeine Gelächter ein, und die Unterhaltung wandte sich wieder den Wettbewerben zu.
»Das Fest wird dir gefallen, Onkel Robert«, sagte Judy. »Die Reitwettbewerbe sind gut und die Holzfällerkonkurrenz ebenfalls. Außerdem gibt es Wettläufe und alles Mögliche.«
In diesem Augenblick erschien Alan Winter und begrüßte die Versammelten so unbefangen, als hätte es keine Erbschaft und kein Mißverständnis gegeben. »Meinen Glückwunsch zum Geburtstag, Terry«, sagte er gutgelaunt. Robert mußte zugeben, daß dieser junge Mann Terry ohne ersichtliche Mühe klüger behandelte, als es alle anderen taten. Seine Haltung ihm gegenüber war völlig normal, und er vergeudete keine Zeit mit Gedanken an Terrys Vergangenheit. Jetzt überreichte er dem Helden des Tages ein Päckchen mit der Bemerkung: »Was Geschenke betrifft, bin ich der größte Einfaltspinsel der Welt, aber Onkel Andrew sagte, er wolle sich beteiligen, und schlug eine kleine Kamera vor — die billigste auf dem Markt, wenn ich das sagen darf, aber man kann ganz nette Bilder mit ihr machen. Sie könnte sich heute beim Sportfest als ganz nützlich erweisen.«
Terrys Augen schimmerten, er konnte seinen Dank nur stammeln. »Immer schon habe ich mir eine gewünscht«, sagte er. »Danke, Alan. Ich muß auch Mr. Winter noch anrufen. Ein verdammt schönes Geschenk ist das.«
»Freut mich, daß es dich freut. Jetzt muß ich aber gehen. Judy, wo ist Trixie?«
»Mach dir nicht die Mühe. Ich werde nicht reiten. Du weißt doch, wie es dort zugeht — all die eleganten Reiter aus der Stadt. Ich würde neben ihnen wie eine plumpe Landpomeranze aussehen.«
»Du wirst wie eine tadellose Reiterin aussehen, die du auch bist«, sagte er mit Wärme. Einen Augenblick stutzte sie und sah ihn mit ihrem gewohnten freundlichen Lächeln an. Er fuhr fort: »Und Trixie ist für den zweiten Platz beim Jagdspringen der Damen gut. Sei keine Spielverderberin, Judy.«
Sie wollte das mit einem Achselzucken abtun, doch ihre Augen strahlten. Als Alan sagte: »Ich hole sie jetzt«, folgte sie ihm. Robert hörte ihre lachenden Stimmen, als sie den Pfad hinunterliefen. Er gelangte zu der Ansicht, daß der Tag sich ungewöhnlich gut zu gestalten schien. Vielleicht war der durch Mrs. Ward ausgelöste Verdruß vergessen.
Chapman war schon auf seinem Arbeitspferd fortgeritten, mit dem er die Flachrennen bestreiten wollte, und hatte seine schwarze Stute am Zügel mitgeführt. Alan folgte auf Peter und führte eine ziemlich ungepflegte Trixie am Zügel. Dora stellte unterdessen einen großen Picknickkorb zusammen. Robert wurde klar, daß dies ein Tagesausflug werden sollte. Also nach dem Mittagessen kein Ruhestündchen, stellte er etwas betrübt fest.
Sie brachen auf, und nach einer Meile überholte ihr Auto Alan. Er lächelte fröhlich, und Judy hupte und sagte zu ihrem Onkel: »Sehen die Pferde nicht wie richtige Hinterwäldlergäule aus? Egal. Chapman muß uns Farbe und Stil verleihen.«
Er betrat eben den Sportplatz, als sie vorfuhren. Eine bestechende Erscheinung in makellosem Reitdreß, dazu die zwei rassigen Pferde.
»Er wird den Vogel abschießen«, sagte Terry düster. »Wir können froh sein, wenn wir uns im Glanz seines Ruhmes sonnen dürfen.«
Die Eifersucht war nicht zu überhören, doch Dora meinte: »Aber er ist kein Wettläufer, auch Alan nicht. Unter Leuten auf dem Land findet man selten Läufer, obwohl sie es eigentlich hinter den Schafen üben könnten. Terry, du hast doch immer alle Wettlaufe in der Schule gewonnen. Heute findet ein Lauf über eine halbe Meile statt. Du mußt dich anmelden.«
»Keine Angst. Zu viele würden sagen: >Der Kerl hat das Laufen gelernt, als er vor der Polizei ausreißen mußte< — was eigentlich wahr ist, Mrs. Moore.«
Sie meinte kopfschüttelnd: »Terry, du verstehst nicht viel von den Leuten auf dem Land. Aber du wirst ja selbst sehen.«
Als sie ankamen, hatten die ersten Holzfällerwettbewerbe begonnen. Judy parkte eilig den Wagen und mischte sich unter die Zuschauer. Die anderen blieben sitzen. Robert genoß die Szene, die so ganz anders war als das, was er bis jetzt in Neuseeland erlebt hatte. Der Platz war gepflegt, dank der Arbeit
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