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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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als Todkranker wieder von seinem Lager erhoben. Harry Clifton war zwar nicht auf der zauberhaften Insel des Schweizerischen Robinsons, aber er hatte dafür den treuen, ergebenen Flip, und so konnte er es gar nicht mehr erwarten, wieder auf den Beinen zu sein und mit ihm dieses unbekannte Land zu erforschen und bewohnbar zu machen.
    Nun aber war er etwas müde und fühlte, wie ihn der Schlaf überkam. Daher bat Mrs. Clifton die Kinder, ihren Vater ruhen zu lassen.
    Sie wollten gerade alle aus der Grotte hinaus, als Belle plötzlich stehenblieb.
    »Monsieur Flip«, sagte sie, »jetzt können wir Sie ja gar nicht mehr ›Papa Flip‹ nennen, weil unser Vater wieder bei uns ist!« »Papa Flip!« murmelte Harry Clifton lächelnd.
    »Ja, Monsieur, verzeihen Sie mir«, sagte der Seemann. »Dieses reizende Fräulein und Monsieur Jack haben sich angewöhnt, mich Papa zu nennen; aber jetzt …«
    »Na ja«, versetzte Jack, »dann wird eben jetzt aus Papa Flip unser Onkel!«
    »Ja! Onkel Robinson!« rief Belle und klatschte in die Hände.
    Und gemeinsam brachten sie ein dreifaches Hurra auf Onkel Robinson aus!
Kapitel 16
    Onkel Robinson! Das war das Wort des Tages, und die Ehre, es geprägt zu haben, kam ganz allein Jack und Belle zu. Bei diesem Namen blieb es dann auch, obgleich Flip ihn zuerst gar nicht annehmen und lediglich der ergebene Diener der Familie sein wollte. Als ihm daraufhin bedeutet wurde, es gebe hier weder Herr noch Diener, mußte er seinen Widerstand aufgeben. Und es war ja auch nicht so, als wechselte er zum ersten Mal den Namen! In der Picardie hieß er Pierre Fanthome und in Amerika Flip! Warum sollte er da auf einem Landstrich im Pazifischen Ozean nicht Onkel Robinson sein?
    Harry Clifton schlief durch bis zum folgenden Abend. Onkel Robinson – oder auch schlicht und einfach »Onkel«, wie seine neuen Neffen ihn meist nannten – dachte unterdessen mit Sorge an den Augenblick, an dem der Ingenieur wieder aufwachen würde. Der Genesende würde dann zu essen verlangen und die Angelegenheit mit der Brühe zu einem »heißen« Thema werden!
    Der Onkel unterhielt sich darüber mit Mrs. Clifton.
    »Was sollen wir machen, Madame«, sagte er zu ihr, »irgendwann müssen wir ihm unsere Lage eingestehen! Aber den Gatten haben wir wiedergefunden, da wird sich wohl auch die Sache mit dem Feuer wieder finden. Wie, das weiß ich noch nicht, doch finden wird sie sich.« Mrs. Clifton schüttelte den Kopf, und der Onkel vermochte ihre Zweifel nicht zu zerstreuen.
    Als Harry Clifton am nächsten Tag, dem 2. Mai, erwachte, fühlte er sich schon viel besser. Bald würde er hinreichend zu Kräften gekommen sein, um die Grotte verlassen zu können. Nachdem er Frau und Kinder umarmt und Onkel Robinson die Hand geschüttelt hatte, vermeldete er, er habe Hunger.
    »Selbstverständlich, Monsieur«, erwiderte der Onkel sogleich in freudigem Tonfall. »Was darf’s denn sein? Sagen Sie nur ungeniert, wonach Ihnen zumute ist! Frische Austern wären noch da!«
    »Und die schmecken hervorragend, das dürfen Sie ruhig hinzufügen, Onkel!« sagte Harry Clifton.
    »Dann hätten wir noch Kokosnüsse und Kokosmilch, und für einen angeschlagenen Magen gibt es ja wohl keine geeignetere Nahrung!«
    »Das glaube ich wohl, Onkel. Doch wenn ich auch kein Arzt bin, kann ich mir doch vorstellen, daß mir ein leichtes, anständig gebratenes Stück Wildbret nicht schaden würde!«
    »Wo denken Sie hin, Monsieur«, entgegnete der Onkel. »An so kräftige Mahlzeiten dürfen Sie sich jetzt noch nicht heranwagen! Sie sind in der gleichen Lage wie arme Schiffbrüchige, die halb verhungert und verdurstet aus einem Wrack geborgen werden. Glauben sie etwa, die dürften sofort nach Herzenslust losessen?«
    »Nicht sofort«, erwiderte Clifton, aber am Tag darauf wird man sie wohl nicht daran hindern …«
    »Manchmal, Monsieur, manchmal«, sagte Flip dreist, »kann das bis zu acht Tagen dauern! Jawohl, Monsieur Clifton, volle acht Tage! Ich selbst war im Jahre 55 einmal Schiffbrüchiger, und man hat die Güte gehabt, mich auf ein Floß zu bergen. Und da wollte ich dann zu schnell wieder etwas essen. Fast zugrunde gegangen wäre ich daran. Seither ist mein Magen …«
    »Völlig in Ordnung?« warf Clifton ein.
    »Völlig in Ordnung, das gebe ich zu«, antwortete Flip, »es hätte aber auch schlecht ausgehen können!«
    Es war unmöglich, über Onkel Robinsons Argumentation nicht zu schmunzeln.
    »Nun gut, Onkel«, sagte der Ingenieur, »heute will ich mich

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