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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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der von Ihnen verschriebenen Diät noch unterwerfen. Aber gegen ein heißes Getränk werden Sie doch wohl nichts einzuwenden haben?«
    »Ein heißes Getränk!« rief Onkel Robinson in die Enge getrieben. »Ein heißes Getränk! Sehr wohl, Monsieur! Selbstredend! Eine Brühe etwa!«
    »Ja.«
    »Na, dann werden eben Monsieur Robert und ich durch den Wald streifen und Ihnen eine Brühe erlegen, das heißt irgend etwas, woraus sich eine erstklassige Brühe zubereiten läßt, und zwar mit Augen, die noch größer sind als die von Mademoiselle Belle! Geht in Ordnung!«
    So mußte sich Harry Clifton an jenem Morgen mit Beerentangmark, Austern und einer Kokosnuß zufriedengeben. Robert und Onkel Robinson brachten dann zwei Kaninchen mit, die ihnen im Wildkaninchengehege in die Schlinge gegangen waren. Der Onkel zeigte dem Ingenieur seine Jagdbeute, und die beiden kamen übereinstimmend zu dem Schluß, daß eine anständig dampfende Kaninchenbrühe zur Genesung des Kranken wesentlich beitragen würde.
    Dann gingen die Kinder daran, die Früchte zu ernten, von denen sie sich hauptsächlich ernährten. Mrs. Clifton und Belle wuschen das bißchen Wäsche, das die kleine Kolonie besaß. Onkel Robinson saß währenddessen am Moosbeet des Ingenieurs und unterhielt sich mit ihm.
    Harry Clifton fragte den Ingenieur, ob es Anlaß zu der Vermutung gebe, daß dieser Küstenabschnitt von wilden Tieren heimgesucht werde, was für Menschen ohne Verteidigungswaffen eine erhebliche Gefahr dargestellt hätte. Mit endgülti-ger Sicherheit vermochte der Onkel diese Frage nicht zu beantworten, doch berichtete er von dem, was ihm bei seinem ersten Grottenbesuch aufgefallen war, und zeichnete im Sand die Spuren nach, die er drei Wochen zuvor an derselben Stelle vorgefunden hatte.
    Der Ingenieur hörte ihm aufmerksam zu. Er hielt es für notwendig, zum Schutz des Grotteneingangs so schnell wie möglich eine Palisade zu errichten. Außerdem empfahl er dem Onkel, nachts große Feuer anzuzünden, da Raubtiere es nur selten wagten, über eine Flammenbarriere hinwegzuspringen. Onkel Robinson versprach, sich darum zu kümmern, und versicherte, an Brennholz werde es niemals mangeln, denn der Waldbestand sei unerschöpflich.
    Dann ging der Ingenieur auf die Ernährungslage ein und fragte, ob je mit einer Hungersnot zu rechnen sei.
    Der Onkel verneinte. Es seien Früchte, Eier, Fische und Weichtiere in Hülle und Fülle vorhanden, und sobald einmal das Angel-und Jagdgerät hinreichend vervollkommnet sei, würden die Lebensmittelvorräte jederzeit problemlos zu erneuern sein.
    Schließlich erkundigte Clifton sich nach der Kleidungsfrage. Was die Kinder am Leibe trügen, sei ja bald ganz zerschlissen; was sollten sie dann anziehen?
    Onkel Robinson erwiderte, es müsse in dieser Hinsicht eine Unterscheidung getroffen werden. Auf Unterwäsche würden sie bestimmt verzichten müssen, und zwar schon bald. Mit der Oberbekleidung verhalte es sich dagegen anders, die werde ihnen von Tieren geliefert werden.
    »Wissen Sie, Monsieur Clifton, wenn wir schon nicht gegen den Besuch von Raubtieren gefeit sind, dann werden wir uns wenigstens ihr Fell ausleihen.«
    »Die werden sich aber bitten lassen, bevor sie es hergeben, Onkel!«
    »Dann bitten wir sie eben, Monsieur, seien Sie da nur ganz unbesorgt! Werden Sie erst einmal gesund, dann wird sich schon alles ergeben!«
    Jack vollbrachte an jenem Tag eine Meisterleistung. Mit einer Kokosfaser und einem Stoffetzen fing er am See eine stattliche Anzahl von Fröschen aus dem Gras. Diese Amphibien wurden fälschlicherweise als Braunkröten bezeichnet, waren jedoch echte Frösche und von hervorragendem Geschmack. Was hätte man mit diesem weißen, zarten Fleisch, das viel Gelatine enthielt, dem Ingenieur für eine Brühe zubereiten können! So war mit Jacks Fang leider nichts anzufangen, aber von Onkel Robinson wurde der Junge dennoch für seine Geschicklichkeit gelobt.
    Harry Clifton verbrachte eine ziemlich gute Nacht und fühlte sich am folgenden Tag, einem Freitag, schon ziemlich kräftig; seine Wunde heilte rasch zu. Auf Anraten des Onkels und Mrs. Cliftons blieb er aber noch den ganzen Tag liegen und nahm sich seine erste Erkundung der Grottenumgegend erst für den nächsten Morgen vor.
    Aus recht unerklärlichem Eigensinn heraus versteifte sich der Onkel noch immer darauf, die Sache mit dem Feuer zu verheimlichen. Warum eigentlich? Würde er nicht früher oder später die wahre Lage eingestehen müssen? Würde Harry

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