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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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gerade nötig waren. Die Pinguine stießen so laute Schreie aus wie Esel. Aber von dieser Jagd oder vielmehr diesem Gemetzel, bei dem weder Geschick noch Mut erforderlich waren, hatten die Kinder bald genug. Also wurde die Erkundung der Insel fortgesetzt.
    Sie gingen weiter in Richtung Norden auf dem Sandboden dahin, auf dem Pinguinnester zahllose Schlammlöcher bildeten. Plötzlich blieb Onkel Robinson stehen und bedeutete seinen Gefährten, sich ruhig zu verhalten. Dann deutete er auf das Inselende, wo sich auf der Wasseroberfläche große schwarze Punkte dahinbewegten. Sie sahen aus wie schwimmende Riffe.
    »Was ist denn das?« fragte Marc.
    »Das«, antwortete der Onkel, »sind brave Amphibien, die uns Mäntel, Jacken und Umhänge liefern werden.«
    »Ja«, sagte Clifton, »das ist eine Robbenherde.«
    »Bestimmt«, erwiderte der Onkel, »und die dürfen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Wir müssen es aber listig anfangen, denn anders kommen wir nicht an sie heran.«
    Zuerst mußten die Tiere an Land kommen. Mit ihrem engen Becken, ihrem kurzen, dicht anliegenden Haarkleid und ihrem spindelförmigen Körper sind Robben zwar ausgezeichnete Schwimmer, können sich aber an Land nur sehr schwerfällig fortbewegen. Ihre kurzen, flossenartigen Füße sind wie Ruder und lassen nur ein Kriechen zu.
    Der Onkel kannte die Lebensgewohnheiten dieser Amphibien. Sobald an Land die Sonne auf sie herabschiene, würden sie allesamt einschlafen. Also harrten die Jäger und selbst der ungestüme Robert geduldig aus. Nach einer Viertelstunde lag ein halbes Dutzend dieser Meeressäugetiere im Sand und schlief tief und fest.
    Onkel Robinson beschloß, sich mit Marc hinter einen Felsvorsprung zu schleichen und dann zwischen den Robben und dem Meer Stellung zu beziehen. Der Vater und die beiden anderen Kindern sollten indessen auf die Tiere zugehen, sich aber erst zeigen, wenn sie den Onkel rufen hören würden. Dann würde dieser mit seiner Axt auf die Tiere losgehen. Die anderen sollten mit ihren Stöcken versuchen, den Robben den Rückweg abzuschneiden.
    Der Onkel und der Junge huschten also vor und verschwanden hinter dem Felsvorsprung. Harry Clifton, Robert und Jack schlichen auf das Ufer zu, zum Teil unter reichlich unbeholfenen Kriechbewegungen.
    Plötzlich richtete sich der Seemann zu seiner vollen Größe auf und stieß einen Schrei aus. Da stürzten Clifton und die beiden Jungen zwischen das Meer und die Robben. Zwei der Tiere bekamen vom Onkel einen kräftigen Axthieb auf den Kopf versetzt und blieben tot auf dem Sand liegen. Die anderen strebten auf das Meer zu, doch Clifton stellte sich ihnen kühn entgegen, und so fielen der Axt des Onkels noch zwei weitere Robben zum Opfer. Der Rest der Herde konnte ins Meer gelangen und rannte dabei Robert um, der entsetzlich schrie. Er kam aber mit dem Schrecken davon und stand unversehrt wieder auf.
    »Eine gute Jagd!« rief der Onkel. »Sowohl für die Speisekammer als auch für den Kleiderschrank!«
    Die Robben waren relativ klein; sie maßen nicht mehr als eineinhalb Meter. Ihr Kopf glich dem eines Hundes. Der Onkel und Marc holten das Boot, die Robben wurden hineingeschafft, und als der Kanal überquert war, landeten sie wieder sanft am Strand vor der Felswand.
    Die Verarbeitung der Robbenfelle gestaltete sich ziemlich schwierig. Der Onkel verwandte aber die folgenden Tagen darauf und machte seine Sache recht gut. Aus den Fellen sollten Winterkleider angefertigt werden; doch war das nicht genug. Der Onkel spielte mit dem Gedanken, Clifton für den Winter ein Bärenfell zu schenken. Der Bär dazu fehlte ihm zwar noch, doch gab er die Hoffnung nicht auf, ihm eines Tages zu begegnen. Erzählt hatte er diesen Plan noch keinem. Er wollte heimlich vorgehen und den Ingenieur Clifton überraschen.
Kapitel 19
    Während der beiden folgenden Wochen konnte Clifton noch immer nicht zu seiner großen Expedition aufbrechen, da verschiedenerlei häusliche Beschäftigungen die Mitarbeit aller in der Grotte erforderlich machten. Vorrang gegenüber allem anderen hatte dabei die Kleiderfrage; da Stoffe fehlten, mußten sie durch Tierfelle ersetzt werden. Daher wurde wieder Jagd auf Robben gemacht, von denen der Onkel noch ein halbes Dutzend erlegen konnte. Aber bald schon verließen die argwöhnisch gewordenen Amphibien die kleine Insel, und es hatte wenig Sinn, ihre Spur verfolgen zu wollen.
    Zum Glück stellte sich als Ersatz für die Robben ein Rudel von Tieren ein, von denen am 18. und 19.

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