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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Drehscheibe hatte, mußte er die Töpfe mit der Hand formen. Sie waren deshalb etwas krumm und schief, aber Töpfe waren es dennoch. Beim Brennen wußte der Onkel anfangs noch nicht, wie stark das Feuer lodern sollte, so daß ihm mancher Topf zersprang. Zum Glück war aber an Ton kein Mangel, und nach einigen mißlungenen Versuchen konnte der Onkel der Hausfrau ein halbes Dutzend Töpfe und Schüsseln überreichen, die ihr sehr dienlich waren. Einer der Töpfe war so groß, daß man ihn schon als Kessel bezeichnen konnte.
    Während der Onkel damit beschäftigt war, Haushaltsgerät anzufertigen, unternahm Clifton im Umkreis von einer Meile Exkursionen, zu denen er mal Marc, mal Robert mitnahm. Dabei sah er den wildreichen Sumpf, das Wildkaninchengehege, das ihm unerschöpflich schien, und die Austernbank, von der die wertvollen Weichtiere jeweils in den Park umgesiedelt wurden. Noch immer suchte er nach Sporenpflanzen, die sich als Zunderersatz verwenden ließen, doch hatte er noch keine gefunden. Durch Zufall war ihm aber vergönnt, einen Herzenswunsch von Mrs. Clifton zu erfüllen. Immer wieder verlangte die Mutter nämlich nach Seife für ihre Wäsche. Clifton hatte vorgehabt, welche herzustellen, und wollte dazu Fette oder Öle mit dem Soda behandeln, das sich beim Verbrennen von Seegras freisetzt, doch war das eine langwierige Prozedur, die ihm dadurch erspart blieb, daß er einen Seifennußbaum fand. Die Früchte dieses Baums schäumen im Wasser ausgiebig und können statt normaler Seife verwendet werden. Der Ingenieur kannte die Eigenschaft dieser Früchte, mit denen sich so viel Wäsche waschen läßt wie mit der sechzigfachen Seifenmenge. Gleich wurden solche Pflanzen der Mutter gebracht, die sie mit Erfolg verwendete. Auf Rohrzucker, der nur in tropischen Gewächsen vorkommt, mußte Harry Clifton zwar verzichten, doch hätte er sich gerne eine ähnliche Substanz verschafft, wie sie der Ahorn oder jeder andere zuckerhaltige Baum enthält. Der Suche danach galten seine Streifzüge durch die bewaldeten Teile der Insel.
    Während einer dieser Exkursionen, zu der Clifton mit Marc aufgebrochen war, stieß er auf ein Gewächs, über das er sich ganz besonders freute, weil er damit den einzigen Wunsch Onkel Robinsons erfüllen konnte.

    Marc und er erkundeten am 22. Juni das rechte Flußufer und den im Norden daran angrenzenden Wald. Als Marc durch das hohe Gras lief, fiel ihm der Geruch auf, den eine langstielige, oben verzweigte Pflanze verströmte. Sie war sehr gluten-haltig, hatte traubenartige Blüten und sehr kleine Samen. Marc pflückte einige Stiele, eilte zu seinem Vater und fragte ihn, welche Pflanze dies sei.
    »Wo hast du sie gefunden?« fragte der Vater zurück.
    »Da vorne, auf einer Lichtung«, antwortete Marc. »Dort wachsen viele davon. Mir schien, als würde ich sie kennen, aber …«
    »Tja«, erwiderte Clifton, »du hast da eine sehr wertvolle Entdeckung gemacht. Zu des Onkels Glück wird jetzt nichts mehr fehlen.«
    »Dann ist das Tabak!« rief Marc.
    »Ja, Marc.«
    »Ach, wie wunderbar!« rief der Junge. »Was wird der brave Onkel für eine Freude haben! Aber wir sagen ihm noch nichts, nicht wahr, Vater? Du schnitzt ihm eine schöne Pfeife, und eines Tages überreichen wir sie ihm dann vollgestopft mit Tabak.«
    »So machen wir es, Marc.«
    »Ist es schwierig, diese Blätter in Rauchtabak zu verwandeln?«
    »Nein, mein Junge. Und wenn dieser Tabak auch nicht erster Qualität ist, so ist es doch immerhin Tabak, und der Onkel wird wohl nichts daran auszusetzen haben.«
    Clifton und sein Sohn pflückten einige Armvoll Tabak und »schmuggelten« sie so vorsichtig in die Grotte, als sei der Onkel der strengste aller Zöllner. Als sich der wackere Seemann am nächsten Tag einmal fortbegab, wählte der Ingenieur die feinsten Blätter und legte sie zum Trocknen aus. Später würde er sie dann kleinhacken und auf heißen Steinen rösten.
    Mrs. Clifton war noch immer mit der Kleiderfrage beschäftigt. An Robben-und Fuchsfellen mangelte es ihr nicht; die Schwierigkeit bestand aber darin, diese Felle ohne eine geeignete Nadel zusammenzunähen.
    Der Onkel erzählte, er habe einmal »aus Versehen« den Inhalt einer ganzen Schachtel mit Nähnadeln verschluckt, aber leider hätten sie nach und nach seinen Körper wieder verlassen, was er nun bedauere. Mit langen Dornen und Kokosfasern gelang es Mrs. Clifton und der kleinen Belle schließlich doch, ein paar Umhänge grob zusammenzunähen. Der Onkel, der wie

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