Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
Vom Netzwerk:
den Schnee ab. Teever hatte ganz deutlich eine Bewegung hinter einem der Fenster wahrgenommen. Trotzdem wurde die Haustür erst geöffnet, nachdem er geklingelt und eine Weile in der Kälte gestanden hatte.
    Das mongoloide Mädchen starrte ihn mit großen Augen an und begrüßte ihn mit einer ungewöhnlich tiefen Stimme
    „Hallo“.
    „Wer ist denn da, Ida?“ rief jemand barsch irgendwo aus dem Haus. „Sag, wir geben nichts.“
    „Wir geben nichts“, wiederholte das Mädchen.
    Teever fühlte eine Beklommenheit, als er das Nacktfoto von dem Mädchen vor seinem geistigen Auge auftauchen sah. Er spähte an ihr vorbei. Die tiefe Stimme aus dem Hintergrund hatte eindeutig nicht ihrer Großmutter gehört.
    „Herr Berg, sind sie das?“ fragte Teever an dem Mädchen vorbei. „Und wer will das wissen?“
    Teever schob sich an Ida vorbei und betrat den Flur. Es roch nach Gebratenem und Bier.
    „Mein Name ist Teever“, sagte er und schob die Tür, hinter der er den Hausherrn vermutete, auf. „Ich möchte Ihnen nichts verkaufen. Es geht um Ihren Nachbarn, Folke Waldén.“
    Als Teever noch Polizist war, hatte er oftmals die Befragungen mit einem langen Schweigen begonnen. Hasenfußrennen ohne Auto nannte er das. Es ging nicht darum, wer zuerst auswich, sondern wer zuerst sprach. Meistens waren es die Verdächtigen, die in der ungewohnten Situation die Nerven verloren und plapperten, um die Stille zu brechen. Auf diese Weise hatte er oft Antworten erhalten, bevor ihm die Fragen überhaupt eingefallen waren. Doch jetzt war er Privatermittler, ohne die staatliche Aura, ohne Druckmittel. Er musste die Initiative ergreifen.
    „Folke ist tot“, murmelte Berg und erhob sich aus einem abgewetzten Fernsehsessel. Eine leere Bierdose fiel scheppernd zu Boden.
    „Was willst du?“
    Das Duzen hatte nichts Persönliches, sondern einen eher
    drohenden Unterton.
    „Ich habe ein paar Fragen.“
    „Zu Folke?“
    Teever nickte in Richtung des Mädchens, das immer noch an der geöffneten Haustür stand und ihn stumm anstarrte. „Ich glaube, sie sollte nicht zuhören“, sagte er leise zu Berg, doch der winkte ab.
    „Die kapiert eh nichts.“ Und zu seiner Tochter gewandt: „Mach’ die Tür zu. Die Wärme geht sonst raus.“
    Das Mädchen schloss die Tür, hängte mehrere Haken ein und schob einen Sicherheitsriegel zu.
    „Siehst du“, sagte Berg, „dumm wie Stroh.“
    Der Vater schien mit einer überschaubaren Menge Liebe zu seiner Tochter ausgestattet zu sein. Teever bedauerte das Mädchen und fragte sich, ob auch sie das so empfinden würde. Wie dachten eigentlich Behinderte? Merken sie, dass sie anders sind? Er hatte sich darüber nie Gedanken gemacht.
    Berg war die umfangreiche Sicherung seiner Haustür scheinbar peinlich, denn er fühlte sich bemüßigt Teever zu erklären, dass die Riegel nur wegen seiner Mutter angebracht worden waren.
    „Seit Folke umgebracht wurde, denkt sie, sie wäre die nächste.“
    Er schüttelte den Kopf und lachte in sich hinein.
    „Was wissen Sie über den Tod ihres Nachbarn?“ fragte Teever und wartete vergeblich darauf, einen Sitzplatz angeboten zu bekommen. Berg sah ihn an. Teever fiel die helle Schicht Schuppen auf den Schultern des Mannes auf, der ihm knapp bis zum Kinn reichte. Berg war braun gebrannt. Die Bräune sah nach echter Sonne und nicht nach Solarium aus. Er hatte wohl in Dubai viel an der frischen Luft gearbeitet. Berg trug ein enges braunes T-Shirt und eine fleckige Jogginghose. Seine Arme waren muskulös. Er wirkte durchtrainiert. Ein kräftiger Mann. Ein Arbeiter. Bergs Kiefer war leicht vorgeschoben, was ihm eine Art Dauergrinsen verlieh. Die Haare waren kurz und blond. Gefärbt.
    „Ich weiß gar nichts. Außerdem: Warum sollte ich dir Fragen beantworten? Bist du von den Bullen?“
    Teever schüttelte den Kopf und sagte: „Ich habe aber gute Beziehungen dahin. War mal dabei. Bin jetzt Privatdetektiv.“
    Berg beäugte ihn argwöhnisch und gähnte dabei herzhaft. Teever konnte eine ganze Reihe von kariösen Stellen an den Backenzähnen erkennen.
    „Folke war ein Betrüger. Hat mir Land geklaut.“
    Teever erinnerte sich an das Gespräch mit Bergs Mutter.
    „Haben sie ihn angezeigt?“
    Berg lachte höhnisch.
    „Auf dem Papier war alles in Ordnung. Er wusste nur etwas,
was mir nicht bekannt war.“
    Teever sah ihm in die Augen.
    Berg hielt seinem Blick stand, sagte dann:
    „Ach so, jetzt verstehe ich. Du glaubst, ich hätte Folke kalt gemacht?“
    Berg trat

Weitere Kostenlose Bücher