Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition)
Autoren: Frans Brood
Vom Netzwerk:
auf.
    Teever lauschte einen Moment in den Kellerflur. Niemand schien durch das Geräusch aufgeschreckt worden zu sein. Er hoffte inständig, dass Jakobs Mutter ihren Sohn eine längere Zeit beschäftigen würde. Einen neugierigen kleinen Jungen konnte Teever im Moment am allerwenigsten gebrauchen.
    Wenn man eine Situation als Erfüllung von Teevers
Erwartungen beschreiben konnte, war das jetzt beim Blick in den Schrank. Neben einem schwarzen Computer von Dell lag ein schäbiger Pappkarton. Als Teever ihn öffnete, sah er die Uhr, die ihm schon von so vielen Fotos bekannt war. Eine Breitling. Lisa hatte recht gehabt. Navitimer Cosmonaute.
    Gedanken rasten durch Teevers Hirn. Hatte das, was er nicht hatte denken wollen, doch gestimmt? War er, war Wilhelmsson, waren Kents Eltern einer Lüge aufgesessen?
    In einem Punkt hatte Kent schon mal gelogen. Ganz ohne Erfolg war der Besuch von Borg und Kent in Backen also doch nicht geblieben.
    Teever registrierte zwar keinen Bildschirm und keine Tastatur, doch er war sich ganz sicher, dass der PC sich als der herausstellen würde, der in dem merkwürdigen Raum in Backen so offensichtlich gefehlt hatte.
    Teever griff erneut in den Stahlschrank. Unter einem wertvollen Fernglas lagen fast dreißig Fotos in unterschiedlichen Formaten. Sie bildeten eine schreckliche Fortsetzung der Bilder, die er schon in Cäcilies Heim hatte angewidert sehen müssen.
    Teever ahnte, woher sie stammten. Einigen fehlten die Ecken, andere klebten aneinander wegen durchsichtiger Tesafilmreste. Er erinnerte sich an den merkwürdigen Raum. Die Waschküche in Backen.
    Teever fragte sich, warum Kent sie mitgenommen hatte. Er dachte an die Bodybuilder-Fotos in Kents Wohnung. Teever konnte sich nicht vorstellen, dass der Junge die Fantasien Waldéns teilte, auch wenn er den Gedanken nicht ganz ausschließen durfte.
    Er würde mit Kent reden müssen. Wenn dieser wieder nüchtern war.
    Auf dem Weg nach Hause hatte Teever erneut versucht, den Anwalt Freddy Borgs zu erreichen. Er hörte nur eine fast identische Ansage zu dem, was die zickige Mitarbeiterin von Kents Anwalt, Samuelson, gesagt hatte. Teever fragte sich, ob man die Texte vorfabriziert kaufen konnte. Für Juristen, Ärzte oder andere Berufsgruppen, die einmal ungestört ihre 5er BWMs ausfahren wollten oder in ihren Ferienhäusern in Spanien oder an der Cote d’Azur weilten.
    Immerhin erreichte er Wilhelmsson. Der weilte an seinem Schreibtisch.
    Und hatte eine Neuigkeit für Teever.
    „Berg war tatsächlich krank, als Waldén ermordet wurde. Noro“, fügte er hinzu, als ob jeder wissen musste, was das bedeutet.
    „Noro?“ fragte Teever dann auch. „Was ist das?“
    „Ein Virus, bei dem du nicht weißt, ob du zuerst scheißen oder kotzen möchtest. Am besten gleichzeitig. Ist echt übel, hatte ich auch im Herbst. Vielleicht erinnerst du dich an das Altenheim in Skåne. Drei Frauen waren daran gestorben.“
    Teever hatte davon nichts mitbekommen.
    „Sagt Berg das?“
    „Er und sein Arzt. Berg hat ihn von der Schweigepflicht befreit.“
    „Man kann auch jemanden umbringen, wenn man krank ist“, sagte Teever.
    „Der Arzt hält das für unwahrscheinlich. Es hatte den armen Kerl wohl wirklich schlimm erwischt.“
    Armer Kerl, dachte Teever. Paah.
    „Und nun?“ fragte er. „Doch wieder Kent?“
    Doch wie passte dann die Tatsache ins Bild, das Freddy ein wasserdichtes Alibi hat.
    Wilhelmsson lachte.
    „Im Moment stehen wir auf die Aulin. Ihr Sohn wird wohl tatsächlich den Hof erben, wenn die DNA-Analyse Waldéns Vaterschaft beweist. Dem Polizeipräsidenten gefällt das Motiv.“
    „Dem gefällt jedes Motiv.“
    „Stimmt.“
    „Auf jeden Fall hat sie kein Alibi. Außerdem war ihr Vater ein passionierter Jäger und sie selbst bis vor ein paar Jahren auch.“
    Plötzlich erinnerte sich Teever an die Trophäen in Annika Aulins Haus.
    „Dann hat sie ihren Jagdschein verloren, weil sie unter Drogen mit ihrer Flinte herumgeballert hat“, fuhr Wilhelmsson fort.
    „Und? Waldén ist doch nicht erschossen worden.“
    Wilhelmsson zischte ein paar Mal.
    „Tz, tz, tz, Torbjörn“, sagte er mit vorwurfsvollem Unterton, „denk doch einmal daran, wie die Leiche präsentiert wurde. Wie eine Jagdbeute zum Ausbluten.“
    „Du hast recht“, erwiderte Teever. „Aber konnte eine zierliche Person wie sie dieses Arrangement im Stall durchführen? Wie hätte sie Waldén überwältigen können?“
    Teever gab sich die Antwort gleich selbst. Womöglich hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher