Onkel Schwein (German Edition)
zugehaltener Sprechmuschel zu sagen. Wahrscheinlich zu seiner Frau, dachte Teever.
„Eva lässt dich grüßen.“
„Kann ich sie sprechen?“ fragte er.
„Sie ist leider gerade auf dem Sprung.“ Teever hörte eine Tür ins Schloss fallen.
Sie sprachen einen Moment über Axelssons Frau, ehe der zurück zum Thema kam.
„Hast du schon etwas erreicht?“
Teever hatte sich gewundert, dass Axelsson nicht sofort davon angefangen hatte.
Teever berichtete von dem Gespräch mit Kent und seinem Besuch bei Wilhelmsson. Dass der Eindruck stimmte, die Polizei würde ihr Hauptaugenmerk auf einen anderen Fall legen.
„Diese ROCX-Sache?“ fragte Axelsson nach.
„Ja.“ Teever machte eine Pause, erwähnte dann aber doch, dass es um einen verschwundenen Moderator ginge.
„Aber kein Wort davon. Zu niemandem“, bat Teever, „das sage ich nur dir.“
14. Dezember: Sten
In der Nacht hatte sich Teever wie üblich mit wirren Träumen und dem Lösen von Problemen herumgeschlagen. Im Halbschlaf war die Grenze zwischen Realität und Traum verschwommen. Um halb vier hatte er sogar zu einer Schlaftablette gegriffen, obwohl er nach seinen Erfahrungen mit den Antidepressiva Tabletten mied. Jede Medizin, die ihn nicht Herr seiner Sinne bleiben ließ, beängstigte ihn. Trotzdem war er schon um sieben Uhr wieder aufgewacht, hatte aber keine Lust verspürt, aufzustehen. Und Catharina hatte ihn immer als Frühaufsteher beschimpft!
Seine Frühstücksvorbereitungen gegen zehn Uhr gerieten zum Fiasko: Die Dose mit dem Kaffee fiel auf den Boden und platzte auf. Beim Versuch, eine verklemmte Besteckschublade zu öffnen, zerbrach ein Messer und als der Toaster nicht heiß wurde, kam er erst nach langem Überlegen darauf, dass der Stecker nicht in der Steckdose war. Und dann verbrannten seine letzten beiden Scheiben Brot zu Holzkohle.
Als er sich mit einer Schale Müsli an den Tisch setzte, hörte er Helgis Motorrad auf den Hof fahren. Der Isländer stellte die Maschine neben seine Hütte und verschwand im Inneren.
Teever überlegte, ob er jetzt gleich zu ihm gehen sollte, entschied sich aber dagegen: Wer wusste schon, was aus der Diskussion zweier übernächtigter Männer werden könnte. Stattdessen begann er, am Bootssteg Ausbesserungen vorzunehmen. Das Wetter war gut, kein Schnee, nicht zu kalt, kaum Wind. Die Deutschen hatten sich angekündigt, um demnächst Details der Zusammenarbeit vor Ort zu besprechen. Da sollte alles tipptopp aussehen.
„Herr Samuelson ist außer Haus“, erhielt Teever zum dritten Mal dieselbe Antwort, „außer Haus.“ Sie hatte eine unangenehm hohe Stimme und die Angewohnheit, die letzten Wörter eines Satzes zu wiederholen. Teever hatte mittlerweile eine ganz genaue Vorstellung von der Dame: Groß, graues Kostüm, strähnige blonde Haare und gelbe Zähne vom Rauchen. Seine Bemühungen, der Frau sein Anliegen vorzubringen, ein Anliegen zum Wohle des Mandanten ihres Chefs, scheiterten ebenso wie seine Bitte um die Mobiltelefonnummer. „Herr Samuelson möchte unterwegs nicht gestört werden, gestört werden.“
Die Frau wollte offensichtlich auch nicht gestört werden. Oder sie war verärgert, am Sonnabend arbeiten zu müssen.
Auch wenn Teever nicht glaubte, von dem Anwalt mehr zu erfahren, als er von Kent oder dessen Vater gehört hatte, konnte derKontakt nützlich sein. Vielleicht wusste er zum Beispiel, wer der Verteidiger Borgs war.
Am frühen Nachmittag war es dann, so dachte Teever, endlich so weit. Helgi stand plötzlich hinter ihm, während er halb über dem Fluss hängend, mit einer Knarre eine Schraube festdrehte.
„Kann ich helfen?“ fragte der Isländer. In der Hand hatte er einen Apfel.
„Hallo Helgi, schön dich zu sehen“, antwortete Teever und signalisierte ihm, dass er zu kurze Arme hätte. „Ich komme nicht an die verdammte Schraube. Bestimmt schaffst du es.“
Helgi legte den angebissenen Apfel zur Seite, nahm Teevers Platz ein und hatte das Problem ruck, zuck gelöst. Dann wiederholte er es an einer Reihe weiterer Schrauben, während Teever Holz für ein Geländerstück zurechtsägte.
„Wir müssen reden“, stellte er fest, während er die Schnittkante einer Leiste kontrollierte.
„Müssen wir?“ fragte Helgi.
„Ich muss.“
Teever war froh, dass er die Schnittkanten festhalten musste, während Helgi sich zum Wasser hinunter beugte. Es fiel ihm leichter, bestimmte schwierige Themen ohne Augenkontakt anzugehen. Er war meistens verlegen, wenn er seinem Gegenüber
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