Onkel Schwein (German Edition)
geschiedener Vater eines Sohnes, mit dem er Rodeln gehen wollte. Der nagelneue Schlitten stand bereit. Und am nächsten Tag wollte er in den Urlaub. Die Koffer waren gepackt.“
„Wann war das?“
„Am zweiten Dezember.“
„Ich habe davon überhaupt nichts gelesen“, sagte Teever und dachte an die Zeitungen bei Helgi und an seine Internet-Recherchen.
„Wir sind selbst überrascht, dass nichts durchgesickert ist. Ausnahmsweise ist der Sender einmal nicht an Sensationsmeldungen interessiert, sondern möchte alles tun, um sein Zugpferd wohlbehalten wiederzubekommen. Der Umstand, dass alle glauben, Stringheim mache nur sehr lange Urlaub, hat natürlich geholfen. Trotzdem dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, wann etwas durchsickert. Spätestens, wenn er wieder auf Sendung gehen soll.“
„Wer sollte ihn entführen? Ist er reich?“
„Er ist Mr. ROCX-FM. Ich war überrascht, was der so im Monat verdient.“
Teever kratzte sich am Arm. Seine Haut war trocken.
„Wäre es nicht leichter gewesen, das Kind zu kidnappen? Warum sich mit einem Erwachsenen abmühen?“
Wilhelmsson zuckte mit den Schultern.
„Und so ein verschwundener Star ist natürlich wichtiger als ein toter Bauer und sein Mörder“, stellte Teever fest.
„Du kennst doch den Polizeichef. Mit welchem Vorgang macht man wohl mehr Karriere? Der will nicht immer in Växjö bleiben. Stockholm lockt.“
„Da ist es natürlich praktisch, wenn man für den anderen Fall zwei Verdächtige zur gefälligen Verfügung hat.“
„Du sagst es. Wir sind ausdrücklich ermahnt worden, uns auf die ROCX-Sache zu konzentrieren.“
„Also hat mein Bekannter recht gehabt?“
Wilhelmsson hielt nichts davon, seinen ehemaligen Kollegen zu belügen. „Eigentlich schon. Jedenfalls zurzeit wird da nicht viel investiert. Vielleicht, wenn die Sache mit Stringheim geklärt ist.“
„Dann ist es womöglich für Kent Axelsson zu spät. Entlastungsbeweise verderben schneller als eine geöffnete Tüte Milch. Zeugen sind vergesslich.“
Beide schwiegen, bis das Geräusch einer zu schwungvoll geöffneten Tür ihre Gedanken unterbrach.
„Was ist…“, setzte Wilhelmsson an, als ein erregter Przybilski mit seinem stocksteifen Gang und dem merkwürdigen Aufsetzen der Füße das Büro betrat. Teever hatte sich immer gefragt, wie sich ein Mensch ohne Rückgrat so gerade halten konnte.
„Ach nee“, sagte Przybilski, „Torbjörn. Hältst du meinen Kollegen von der Arbeit ab?“
„Auch dir einen schönen guten Tag“, antwortete Teever, ohne auf die Frage einzugehen.
„Er wäre noch schöner, wenn mein Parkplatz nicht belegt gewesen wäre.“
„Die Macht der Gewohnheit. Tut mir leid.“
„Als ich dich hier sitzen sah, dachte ich mir schon, dass du es bist, dessen Wagen gleich abgeschleppt werden wird.“
Ein Lächeln versandete auf dem Weg vom Mund zu den Augen.
„Pjotr!“ ermahnte Wilhelmsson seinen Kollegen, erntete dafür aber nur einen giftigen Blick.
Teever stand auf. Er wusste, dass sein Nachfolger tatsächlich den Abschleppdienst benachrichtigt haben könnte.
Przybilski ging in sein Büro. Das Patschen seiner Schuhe auf dem Gang kam Teever so vertraut vor. Nicht, dass er es vermisst hatte.
„Was für ein Arschloch“, entfuhr es Teever.
„Ist es und bleibt es“, sagte Wilhelmsson, der über die Unterbrechung dennoch froh war. Sein schlechtes Gewissen, der Verstoß gegen die Dienstvorschriften, plagte ihn sichtbar. Doch Teever ließ nicht locker.
„Ich rufe dich noch mal an.“
„Tu, was du nicht lassen kannst. Viel mehr kann ich dir aber wirklich nicht sagen.“
Teever verabschiedete sich und eilte zu seinem Auto.
Mats Berglund winkte ihm zu.
„Ich wollte gerade bei euch durchklingeln. Ich glaube, Przybilski hat den Abschleppdienst angerufen.“
„Also doch. Danke für die Info. Dann mache mich mal lieber vom Acker. Hej.“
„Hej. Schau mal wieder vorbei.“
Von den fast dreißig Parkplätzen war nur gut die Hälfte belegt. Links und rechts neben Teevers altem – Przybilskis neuem – Stellplatz stand kein Auto. Platz genug. Was für ein Korinthenkacker,ging es Teever durch den Kopf.
Auf der Fahrt nach Hause überdachte er das, was er bisher erfahren hatte. Auch wenn es noch nicht sehr viel war, freundete Teever sich mit dem Gedanken an, der Sache auf den Grund zu gehen. Nicht nur wegen Axelsson oder dessen Sohn, sondern weil er Vorfreude auf das spürte, was kommen könnte. Den Beruf des Polizisten hatte er ja aus
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