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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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verblutet.“
    „Durch die Wunden am Bauch und am Penis?“
    „Alles zusammen. Der Bauch war tatsächlich am schlimmsten betroffen. Tiefe Wunden. Innere Organe waren verletzt. Waldén hatte zudem mehrere Schläge auf den Kopf bekommen. Stirn und Hinterkopf.“
    Teever dachte an einen Lieblingsspruch seiner Mutter. Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen die Denkfähigkeit.
    „Vorn und hinten? Ist das nicht merkwürdig?“
    „Der Täter wollte wohl auf Nummer sicher gehen.“
    „Ist der Fundort auch der Tatort?“
    „Eher nicht. Es gibt Schleifspuren im Stall. Draußen war natürlich nichts mehr zu finden.“
    „Und er war komplett nackt?“
    „Bis auf ein Klebeband vor dem Mund. Kein Hemd, keine Unterhose. Wie Gott ihn schuf. Der hatte nicht einmal mehr eine Uhr an. Sogar sein Toupet war heruntergefallen.“
    Teever musste unwillkürlich grinsen.
    „Hat man die Waffen gefunden?“
    „Das Gewehr nicht. Die Schnitte am Bauch stammten wahrscheinlich von Scherben einer zerbrochenen Fensterscheibe.“
    „Fingerabdrücke?“
    Ein original chinesischer Oberkellner brachte Wärmeplatten, wobei er strahlte, als ob er gerade das dickste Trinkgeld des Jahres erhalten hätte. Teever konnte bei Chinesen nie erkennen, wann sie wirklich freundlich lächelten oder nur eine Maske zur Schau trugen. Ein weiterer Grund, warum er sich in chinesischen Restaurants nicht wohlfühlte.
    Wilhelmsson schüttelte den Kopf und hielt seine Hand über die Platte. „Keine Abdrücke.“
    „Und was stand auf seinem Bauch?“
    „Das war schwer zu entziffern. Stift und Schreibunterlage waren nicht sehr gut.“
    So konnte man es sagen.
    „Wisst ihr, wann Waldén gestorben ist?“
    „Da er schon eine Weile hing, war das schwer festzustellen. Ist ja hier nicht wie im Fernsehen. Thermometer in die Leiche rammen und zehn Sekunden später weiß man die Todeszeit bis auf zwei Stunden genau. Irgendwann zwischen Anfang und Mitte November. Eher am Anfang. Das deckt sich mit den Einbrüchen unserer beiden Verdächtigen.“
    Der unergründlich grinsende Kellner brachte das Essen. Wilhelmsson zog genießerisch die Luft durch die Nase an.
    „Etwas mit Sch stand auf dem Bauch. Es wurde sogar ein Graphologe von der Universität in Uppsala hinzugezogen. Von wegen, wir würden uns nicht kümmern.“
    „Aber ist es nicht merkwürdig, dass Einbrecher sich solche Mühe machen? Das deutet doch alles auf eine Beziehungstat hin. Rache, Hass oder was weiß ich.“
    „Du bist doch nicht so lange außer Dienst und solltest noch wissen, zu was die Verbrecher heute fähig sind. Vielleicht haben sie nicht gefunden, was sie gesucht haben, vielleicht standen sie unter Drogen oder haben einfach nur zu viele Wallander-Romane gelesen.“
    Teever lachte. „Lesen ist wohl weniger das Hobby solcher Täter. Dann schon eher das Fernsehen.“
    Teever dachte an die Bücher des schwedischen Krimi-Superstars oder dessen Kollegen. Immer wieder hatte er sich über die drastischen Gewaltschilderungen von Mankell oder Edwardson gewundert. Wahrscheinlich verstand er zu wenig von Kunst und Literatur, aber für ihn war sie manchmal auch nicht besser als das, was in amerikanischen Filmen im Fernsehen lief und von selbsternanntenMoralwächtern kritisiert wurde.
    Er wusste, dass Wilhelmsson ein Freund der Theorie war, nach der die Brutalität in Computerspielen, in den Medien oder in Filmen Auslöser für die zunehmende Gewalt jugendlicher Straftäter war. Schulmassaker wie in Columbine oder Erfurt, bei denen die Täter exzessiv in der Ego-Shooter-Welt gelebt hatten, schienen ihm Recht zu geben. Teever war sich da nicht so sicher. Könnten diese Art der Filme oder Spiele nicht auch ein Ventil bilden, durch das ein wenig der aufgestauten Aggression abgelassen wurde und so das Platzen des Kessels verhinderte? Kriegsspielzeug und Mord und Totschlag gab es seit jeher. Die Zinnsoldaten seines Großvaters legten davon genauso Zeugnis ab wie seine eigenen Colts aus der Cowboy- und Indianer-Zeit. Nur hatte man die Gegner damals nicht per Mausklick erledigt, sondern mit Platzpatronen, Erbsen oder einem verbalen Peng.
    Teever schaufelte Wilhelmsson klebrigen Reis auf den Teller. Die silberne Schüssel war matt und angelaufen. Der Deckel war heiß. Es dampfte.
    „Habt ihr bei Borg oder Kent Drogen entdeckt?“
    Wilhelmsson lachte zustimmend.
    „Aber hallo. Freddy wohnte wie im Dschungel-Camp. Mitten in einer Marihuana-Plantage“, sagte er und beschrieb das, was man in Borgs Schlafzimmer

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