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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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würde sein Entführer kommen, wenn er schläft und ihm dann endlich etwas zu Trinken geben. Er weinte wieder, doch es kamen keine Tränen mehr. Warum habe ich es ihm nicht gleich gesagt, waren seine letzten Gedanken, bevor er wieder eindämmerte.

15. Dezember: Gottfrid
    Gegen Mittag beschloss Teever, sich ein Bild vom Tatort zu machen. Der graue Himmel versprach Schnee, doch noch war es trocken. Ihm fröstelte trotz einer dicken Jacke, als er seinen Wagen vor Waldéns Haus parkte. Von einem Acker blickte ihn ein Reh an. An der Tür zum Stall flatterte ein Rest Absperrband der Polizei im leichten Wind. Die Tür war verschlossen. Teever rollte ein rostiges Fass vor eines der Fenster, stellte sich darauf und schaute in das Innere des Gebäudes. Durch das milchige Glas konnte er einen dunklen Fleck auf dem Boden erkennen.
    Er ging zum Wohnhaus auf der anderen Straßenseite. Blattlose Büsche säumten den Eingang.
    „Herzlich Willkommen!“ begrüßte ihn eine ausgetretene Fußmatte, unter die er instinktiv schaute. Wäre auch zu einfach, dachte er, wer hat heute noch Vertrauen in seine Mitmenschen und legt Schlüssel unter Matten. Wider besseres Wissen sah er sich dennoch genauer um. Eine leere Blumenampel bewegte sich ganz leicht im Wind. Nichts. Ein Troll aus Holz bewachte das Haus. Teever nahm ihn hoch. Kein Schlüssel. Über der Tür verlief ein kleiner Absatz. Mit Zeige- und Mittelfinger fühlte er darauf entlang. Allerlei Dreck kam ihm entgegen. Er dachte an eine Tante seiner Ex-Freundin, die bei einem Besuch mit den Fingern im irrigen Glauben, unbeobachtet zu sein, in ähnlicherweise über die Türzargen gestrichen hatte. Teever stand dabei zufällig draußen vor dem Fenster und hatte sehr über ihr angewidertes Gesicht gelacht.
    Plötzlich fiel etwas herab. Glück muss der Mensch haben, sagte er sich zunächst, doch dann stellte Teever fest, dass es kein Schlüssel, sondern nur ein großer rostiger Haken war. Er hob ihn auf und wog ihn in der Hand, als er in der Ferne ein Auto hörte. Auf neugierige Fragen hatte er keine Lust und er wollte sich auch nicht bei einem Einbruch erwischen lassen. Also legte Teever den Haken zurück und beschloss, ein anderes Mal wiederzukommen. Die einfachen Schlösser dieser oder der Tür an der Seite sollten für seine Dietriche kein Hindernis sein.
    Das Auto kam näher. Als es durch den Hof fuhr, stand er verdeckt hinter einem gelben Windschutz aus Kunststoff. Aber der Fahrer schien sowieso nur nach vorne zu gucken und war sofort verschwunden.
    Teevers Mobiltelefon krähte. Kikeriki! Eine SMS. Er musste daran denken, den Ton abzustellen, wenn er im Einsatz war. Erstens könnte ihn das Geräusch einmal verraten und zweitens erschrak er immer ganz schrecklich. Die Nachricht kam von Axelsson. Er teilteTeever die E-Mail-Adresse von Samuelson, dem Anwalt, mit. Eine Handynummer wusste er auch nicht.
    Teever war immer der Meinung gewesen, dass es, um eine Tat zu verstehen und den Täter zu ermitteln, notwendig sei, das Opfer näher kennenzulernen. Soweit das bei einem Toten noch möglich war. Auf dem Land kennt jeder jeden, dachte er und beschloss, mit den nächsten Nachbarn zu beginnen.
    Teever stieg guter Dinge in seinen Landrover. Im Radio sang Tina Turner. Nicht seine Musik, aber trotzdem hämmerte er den Takt zu Nutbush City Limits auf dem Armaturenbrett mit. „The people keep the city clean” summte Teever, als er auf den nächstgelegen Hof einbog. „Berg“ stand in krakeliger weißer Schrift auf einem Briefkasten. Eine Frau in einem Daunenmantel harkte gerade das Rondell vor dem roten Holzhaus. Sie ging gebückt wie ein Pilzsammler. Dicker dunkler Rauch stieg aus dem gemauerten Schornstein. Er fragte sich, ob die Alte ihren Müll verbrannte. Auf einem kleinen Stück Rasen vor dem Haus lag Spielzeug aus Plastik und ein verrostetes Kinderfahrrad. Eine billige Schaukel aus dem Baumarkt quietschte an einem grünen Metallgestell leise vor sich hin. An einem Ast einer knorrigen Eiche pendelte ein geflickter Sandsack. Daneben stand ein alter Ford ohne Türen, völlig verrostet. Die Polster waren aufgeschlitzt. Undefinierbarer Metallschrott bildete einen kleinen Hügel.
    Erst als Teever direkt vor der Frau stand, hielt sie kurz inne. Ein paar graue Haarsträhnen traten unter einer blauen Wollmütze hervor, die Teever an die Topflappen seiner Tante erinnerten. Die Alte hatte keine Lippen, was ihr einen verkniffenen Gesichtsausdruck verlieh. Sie musterte ihn von oben bis unten und

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