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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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feucht.
    „Was haben denn die Psychologen zu der Sache gesagt? Das müsste doch ein gefundenes Fressen für sie sein. Ein nackter Toter, zur Schau gestellt, gefoltert und dass auch noch im Genitalbereich.“
    Wilhelmsson sah Teever fest an. Er wusste, was seinem ehemaligen Kollegen durch den Kopf ging. Sein problematisches Verhältnis zu Irrenärzten, wie er sie immer nannte.
    „Auch wenn wir davon ausgehen, dass es sich um eine Verschleierung durch zwei simple, aber belesene Einbrecher handelt, attestieren die Psychologen kreatives Potential. Die zwei haben es so hinbekommen, dass…
    „Wenn sie es denn waren“, warf Teever ein.
    „…wenn sie es denn waren, den Eindruck erweckten“, fuhr Wilhelmsson zunächst leicht genervt, dann aber mit normaler Stimme fort, „es handele sich um die Tat eines Täters, der aufgrund von körperlichem Missbrauch ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität hat. Er hat Machtfantasien, die er nicht ausleben kann. Er dürfte als Kind unterdrückt und geschlagen worden sein oder hat andere Kränkungen erlebt, die er nun an Wehrlosen auslässt.“
    Teever lachte bitter.
    „Psychologen. Am Ende war es dann die gebrechliche Frau des Opfers, weil er ihr zu wenig Haushaltgeld abgeben wollte.“
    Wilhelmsson nickte.
    „In der Bibliothek mit dem Kerzenständer.“
    Hatte er Teever doch richtig eingeschätzt.
    Auf dem Weg zu ihren Autos versuchte Teever vergeblich, aus seinem ehemaligen Kollegen weitere Einzelheiten zum ROCX-Fall herauszulocken, aber Wilhelmsson blockte und Teever wusste, wann er sich geschlagen geben musste. Sie verabschiedeten sich mit dem gegenseitigen Versprechen, den anderen auf dem Laufenden zu halten. Teever hupte zum Abschied. Wilhelmsson lachte.
    „Eine Kuh-Hupe?“ rief er ungläubig.
    Teever hob entschuldigend die Arme: „Ein Geschenk.“
    Ein merkwürdiges Geräusch weckte Björn Stringheim noch einmal aus seinen trübsinnigen Gedanken. Wurde er auf einem Bauernhof festgehalten? Bisher hatte er immer gedacht, in der Stadt zu sein. Er hörte gedämpfte Autogeräusche und gelegentlich das Horn eines Zugs. Zu Beginn seiner Gefangenschaft hatte er sich eingebildet, chinesisches Essen riechen zu können, doch das konnte auch der Hunger gewesen sein.
    Er hatte mittlerweile jede Hoffnung aufgegeben. Sein Bart juckte. Der Hunger war völlig verschwunden und reinen Schmerzen gewichen. Durst quälte ihn. Er leckte zwar gelegentlich an einer Stelle am Fußboden, doch die Feuchtigkeit reichte gerade aus, um seine Lippen zu benetzen. Warum hört mich keiner, wenn ich doch Autos hupen höre, dachte er verzweifelt. Er war mit einem Arm an ein Stahlrohr gefesselt. Beim Versuch, die Verankerung im Holz zu lösen, hatte er sich die Fingernägel abgebrochen. Das Handgelenk war blau und blutig von seinen vergeblichen Bemühungen, die Handschellen abzustreifen. Jetzt hatte er kaum noch Kraft, um aufzustehen. Selbst sein gelegentliches Brüllen und Schreien, von dem er schon ganz heiser war, brachte er nicht mehr zustande. Tränen liefen ihm über die Wangen. Er konnte nichts dagegen tun.
    Stringheim dachte an seine Freundin, die Leute von ROCX FM und an seinen Sohn. Zunächst hatte er noch geglaubt, dass ihn jemand vermissen würde, doch dann war ihm klar geworden, dass das dauern könnte. Seine Freundin vermutete ihn in Schweden, sein Team vom Radio wusste, das er auf El Hierro nicht erreichbar war. Und seinen Sohn hatte er überraschen wollen.
    Stringheim wusste nicht, wie lange er sich schon in seinem Gefängnis befand. Es gab kein Fenster. Die Wände waren mit Styropor verkleidet und auch die Decke schien gut isoliert zu sein. Dadurch war es zumindest nicht so kalt, aber es hörte sich alles merkwürdig gedämpft an. Wie in Watte. In der einen Ecke stand ein Heizkörper, der immer wieder mit einem Klacken ansprang und verhinderte, dass Stringheim fror. Der Raum hatte nur eine Tür, die gar nicht mal so massiv aussah, doch sie hätte auch aus Pappe oder Papier sein können: Was nützte es, wenn er sie nicht erreichen konnte. Dafür brannte ständig eine Glühbirne, die in einer Fassung an der Decke hing. Er hasste das Licht und wünschte sich Dunkelheit. Wieder dachte er an den Durst. Wo blieb der Kerl, der ihn eingesperrt hatte? Mit zittrigen Fingern schrieb Stringheim das Wort in den Staub, das der Mann hatte hören wollen. S, dann ein T. Dann schrieb er irrtümlich seinen Namen, wischte die Buchstaben weg und vollendete das richtige Wort an anderer Stelle. Vielleicht

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