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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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und er balzt mit der Nachbarin.“
    Sie schob die Unterlippe vor.
    „Wer weiß. Womöglich ist sie sogar deswegen weggezogen.“
    „Sie hat seine Avancen nicht erwidert?“
    Liza schüttelte den Kopf und legte das Bild auf den Tisch.
    „Wann war das?“
    „Ist bestimmt schon sechs, sieben Jahre her.“
    „Hat er sich auch an dich herangemacht?“ fragte Teever. Im selben Moment fürchtete er, eine zu intime Frage gestellt zu haben.
    Doch Liza lachte nur und sagte: „Ich war wohl zu groß für ihn.“ Teever brummte verstehend.
    „Hatten Waldén und seine Frau Kontakt mit anderen Nachbarn? Kennst du irgendwelche regelmäßigen Besucher? Freunde? Oder Verwandte?“
    „Freunde?“ wiederholte sie und man konnte meinen, er hätte die dümmste Frage der Welt gestellt.
    „Er hatte bestimmt nicht viele.“
    Doch dann schien sie wirklich zu überlegen. Nur das Ticken einer alten Wanduhr war zu hören. Selbst das Feuer schien Liza nicht vom Nachdenken abhalten zu wollen und brannte ganz ruhig. Sietippte mit dem Zeigefinger an ihre Oberlippe und sah abwesend in die Flammen.
    „Klar“, meinte sie plötzlich und sah Teever an, „da ist natürlich Martin, der Sohn von Annika. Er kam manchmal vorbei und dann sind die beiden im Wald unterwegs gewesen oder mit dem Trecker gefahren.“
    Die Vergangenheitsform kam wie selbstverständlich, ging es Teever durch den Kopf. Die meisten Menschen neigten dazu, zunächst die Gegenwartsform zu verwenden, wenn es um kürzlich Verstorbene ging. Nur Täter oft nicht. Andererseits war seit dem Tod Waldéns auch bereits eine geraume Zeit vergangen. Lediglich für Teever war die Angelegenheit noch frisch.
    „Wer ist Martin?“
    „Martin ist ein Sohn von einer Frau aus dem Dorf. Annika Aulin. Ich kenne sie kaum. Ich weiß auch nicht, wieso ihr Sohn immer bei Folke war. Vielleicht ein Opa-Ersatz. Ihre Eltern sind, glaube ich, verstorben. Einen Mann hat sie nicht.“
    „Wo wohnen die beiden?“
    Sie machte eine vage Armbewegung.
    „Wenn du Richtung Ör fährst und der Sandweg zu Ende ist, musst du nach rechts. Es ist dann das …“ Sie guckte in die Luft und zählte an den Fingern ab. „…das vierte oder fünfte Haus auf der rechten Seite. Ein alter Apfelbaum steht im Garten.“
    Liza stand schwungvoll auf, nahm zwei Holzscheite aus einem geflochtenen Korb und legte sie in die Glut. Die Rinde qualmte kurzzeitig, doch dann fing sie Feuer. Der Schein beleuchtete die Metallplatte vor dem Kamin, die den Holzboden schützen sollte.
    Sie nahm einen Span, brannte ihn an den Flammen an und entzündete damit einige Kerzen, die in den Fenstern auf schlichten Glastellern standen. Die Kerzen waren dick und dunkelgelb und verströmten einen intensiven Geruch nach Bienenwachs. Es war dunkel geworden.
    Teever lehnte sich gemütlich in das Sofa zurück. Ihm gefiel es hier. Ihm gefiel es, mit jemanden zu sprechen. Ihm gefiel es, sich mit Liza zu unterhalten.
    „Ist dir zur Tatzeit etwas aufgefallen? Warst du hier?“
    Sie ließ den Span fast bis zum Ende abbrennen, ehe sie ihn in den Kamin warf. Teever sah zu, wie er sich zu einem schwarzen Wurm krümmte und dann von dem Holzscheit in die Glut fiel.
    „Ich weiß ja nicht mal, wann es war. Die Polizei ist sich auch nicht ganz sicher gewesen.“
    „Irgendwann Anfang November.“
    „Ist das jetzt die Frage nach dem Alibi?“ fragte sie und lachte wieder. „Ich habe schon der Polizei gesagt, dass mir nichts aufgefallen ist. Ist ja auch schon eine Weile her. Außerdem wohne ich hier nicht, sondern habe nur die Pferde untergestellt. Und mein Freund ein paar Oldtimer. 444er.“ Sie zeigte wieder in Richtung Stall: Er ist im Volvo-Fan Club.
    Der Freund. Da war er wieder.
    Teever erhob sich. Das Sofa machte ein knarrendes Geräusch. Irritiert blickte er unter sich. Vor einiger Zeit hatte er einmal ein Pups-Kissen geschenkt bekommen.
    Irre witzig.
    Liza winkte ab. „Das sind die Federn.“
    Sie ahnte wohl seine Gedanken.
    Schön, wenn Frauen das tun, dachte Teever.
    Obwohl er gern noch geblieben wäre, beschloss er, zu gehen.
    Teever gab ihr eine Visitenkarte der Kanuzentrale und bat sie, sich zu melden. Falls ihr noch etwas einfallen würde. Oder wenn sie ihren Freund verlassen sollte, fügte er im Geiste hinzu.
    „Das werde ich machen“, versprach sie.
    Teever nahm es als Antwort auf beide seiner Gedanken.

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