Onkel Schwein (German Edition)
hauptsächlich über die Parkplatzsituation in Växjö ausließ. Ein Problem, das Teever ungefähr so interessierte wie Nackenbandentzündungen bei Pferden. Er selbst fand fast immer eine Parklücke und ihm schien, dass es in Växjö vergleichsweise viele Parkmöglichkeiten gab.
Samuelson war kein Mensch, den die Meinungen und die Gedanken anderer Leute interessierten. Für Teever keine besonders günstige Eigenschaft eines Anwalts. Er hatte keine Zeit und im Übrigen viel zu tun. Die Gespräche mit seinem Mandanten wären vertraulich. Immerhin verriet er Teever den Namen des Kollegen, der, hoffentlich mit mehr Elan, die Interessen von Freddy Borg vertrat.
„Außerdem wäre es mir lieber, wenn Sie sich aus der Sache heraushalten würden und die Polizei ihre Arbeit machen ließen“.
Teevers Einwand, er würde auf Bitten der Familie aktiv werden und wäre früher selbst Polizist gewesen, beeindruckte Samuelson nicht im Geringsten, doch er könne nun nicht weiter darauf eingehen und müsse zu Gericht.
Teever nahm sich vor, Axelsson einmal darauf anzusprechen, ob die Wahl des Anwaltes für den Sohn wirklich glücklich gewesen war. Er erwiderte die Verabschiedung Samuelsons ebenso knapp wie der Anwalt und knallte den Hörer in die Schale.
Neben dem Telefon stand eine alte Surströmmingdose mit Stiften, Büroklammern und einer Schere. Auch zwei Flummys lagen darin. Warum wusste Teever nicht mehr. Der eine machte Werbung für die Sozialdemokraten. Er fragte sich, welche Aussage darin lag, durch einen Gummiball eine Partei zu symbolisieren. Sollte er für das hin und her in der Sozialpolitik stehen? Er nahm den anderen Flummy und warf ihn gegen die Wand. Die glatte Oberfläche des Gummis zeigte ein buntes Muster, das an eine Satellitenaufnahme der Erde oder eines von Wolkenstürmen umgebenen Planeten erinnerte. Am Nordpol tobte gerade ein Unwetter. Das monotone Knallen von Gummi auf Holz half ihm bei der Konzentration. Eigentlich konnte er ganz zufrieden sein. Er hatte mit Kent sprechen können, von Wilhelmsson zahlreiche Informationen erhalten und bei zwei von zwei Nachbarn Ressentiments gegenüber Waldén feststellen können. Vielleicht waren das noch keine Motive, aber wie hieß es in amerikanischen Kriminalfilmen immer so schön, wenn der gute Anwalt mit den Armen fuchtelnd und mit wichtiger Miene vor den Geschworenen stand: Berechtigte Zweifel!
Teever überlegte sich seinen nächsten Schritt. Polizeiarbeit – nichts anderes würde er machen – bedeutete langweilige Routine, ein zeitraubender, oft von Fehlschlägen und falschen Wegen gekennzeichneter Ablauf, bei dem man aber durch Hartnäckigkeit meistens erfolgreich war. Irgendwann stieß man auf den Fehler des Täters oder zog zufällig oder bewusst die richtigen Schlüsse. Die Statistik sprach für diese These – die meisten Gewaltverbrechen wurden aufgeklärt. Und doch hielt sich jeder Täter für raffinierter, schlauer, besser.
Mit dem Ort des Geschehens fing alles an. Früher hatten seine Kollegen ihn immer belächelt, wenn er behauptete, Tatorte würden zu ihm sprechen. Natürlich hörte er keine Stimmen, aber seine Fähigkeiten wurden durch die konzentrierte Beobachtung der für einen Fall wichtigen Orte geschärft. Und es war nicht nur das Beobachten. Gerüche oder Geräusche konnten genauso entscheidend sein. Er erinnerte sich an den Fall, der durch ein herabfallendes Blatt einer Palme die Wendung bekam, die zur Aufklärung führte. Natürlich war es besser, so früh wie möglich an den Ort des Geschehens zu kommen. In Waldéns Fall waren Horden von Polizisten durch die Räume getrampelt, womöglich hatten Bekannte oder Verwandte aufgeräumt oder Gegenstände entfernt.
Sein Besuch sollte am Tag stattfinden, damit er sich nicht mit dem wandernden Schein einer Taschenlampe verriet. Er überlegte, ob er Helgi als Wache mitnehmen sollte, entschied sich aber doch dagegen. Es würde sich letztlich um einen Einbruch handeln und da musste er niemanden mit hineinziehen. Er wollte auch nicht Wilhelmsson ganz offiziell um die Erlaubnis bitten. Damit würde er seinen ehemaligen Kollegen nur in Bedrängnis bringen. Diese Quelle durfte er nicht riskieren, dachte er emotionslos. Vielleicht mit einer Prise Berechnung.
In einem Supermarkt kaufte Teever zwei Brötchen, eine Packung Quark und ein Glas Marmelade. Die Waren verloren sich in dem riesigen Einkaufswagen. Ein trister Einkauf für einen einsamen Menschen, dachte er. Teever ging lieber im Sommer einkaufen,
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