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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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wenn der Wagen voll war mit Lebensmitteln für die Gäste.
    Den Mann, der hinter ihm seine Waren auf das Band legte, sah er plötzlich mit anderen Augen: Eine Zeitung mit mehr Nackten als Tatsachen, zwei pappige Brötchen, zwei Flaschen Weißwein und drei Dosen Bier deuteten zusammen mit der riesigen roten Säufernase des Mannes und seinem unwillkürlichen Zittern auf feuchtfröhliche Mahlzeiten hin.
    Vor dem Laden traf Teever eine ehemalige Kollegin, die ihm lang und breit von ihrer wunderbaren Ehe mit dem wunderbarsten Gatten der Welt und dem wunderbarsten Häuschen vor der Stadt erzählte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Mann mit der roten Nase zu seinem Auto wackelte und mit viel zu viel Gas den Parkplatz verließ. Ein Kind rannte hinter seiner Mutter her und fiel hin. Warum laufen Kinder bloß immer, dachte Teever. Und: Würde er jemals eigene Kinder haben? Mit der Trennung von Catharina hatte sich die Chance dafür vergrößert. Aber eine Chance war halt nur eine Chance. Mehr nicht.
    Als Teever von der Hauptstraße auf den Weg nach Backen abbog, erinnerte er sich an den Tag, als er hier beinahe mit einem anderen Auto kollidiert wäre. Er sah auf seine Armbanduhr, die er damals gerade bekommen hatte. Kurz nach eins. Er musste sich beeilen, denn sonst würde es zu dunkel werden. Er hatte beschlossen, den Wagen an einem Waldweg stehen zu lassen und sich Backen von der Rückseite zu nähern. Die Sackgasse nach Härlingetorp, dem Ferienhaus, das Kent und Borg damals als erstes heimgesucht hatten, bot sich dafür an. Er hätte von da natürlich auch auf der Straße gehen und bei jedem kommenden Auto in die Büsche springen können, doch durch den Wald hätte das Ganze etwas von einem Räuber- und Gendarm-Spiel. Sich Anschleichen hatte er schon als Kind geliebt.
    Zur Sicherheit hatte er die Route über schmale Straßen so gelegt, dass er durch den Hof des Ermordeten kam. Nicht, dass die Frau nun doch zu Hause war. Aber zu seiner Beruhigung lag Backen ruhig und verlassen da. Kurz darauf hoppelte sein Landrover über den Waldweg nach Härlingetorp. Gräser wucherten in der Mitte der Spur. Tiefe Schlaglöcher zeigten, dass die Straße wenig benutzt und selten instand gesetzt wurde. Dünne Eisschichten über ausgetrockneten Pfützen brachen knirschend ein. Eine kleine Tanne lag quer. Teever machte sich nicht die Mühe anzuhalten, sondern fuhr einfach drüber. Wozu fuhr man einen Geländewagen. Er parkte in der Nähe des Hauses hinter einem großen Felsen. Perfekt, dachte er, den Wagen sieht man gar nicht. Es würde aber sowieso niemand vorbeikommen, dessen war er sich sicher. Das Haus lag verlassen da wie zuvor Backen, es waren keine Abdrücke auf dem seit dem Spätsommer nicht gemähten Rasen.
    An einer grünen Wäscheleine hingen bunte Klammern und ein blauer Stofffetzen. Eines der zahlreichen, grob aus Birken- oder Fichtenholz gebauten Tiere hatte seinen Kopf verloren. Er lag imhohen Gras. Ein Auge fehlte. Das andere starrte Teever an. Er hob den Kopf auf und setzte ihn auf den Rumpf. Es sollte wohl ein Bär sein.
    Es war ganz still. Kein Vogel war zu hören, der Wind hatte sich gelegt. Teever machte sich auf den Weg.
    Bald kam er in die Nähe von Snuggetorp, dem Hof von Liza. Er umging ihn weiträumig, als er sah, dass ein Auto vor dem Haus parkte. Bestimmt ihr toller Fan-Club-Freund, dachte er ein wenig bitter, denn am Vortag hatte er bei ihr einen anderen Wagen gesehen.
    Vorsichtshalber hatte er eine topografische Karte eingesteckt, doch auch ohne sie stellte der Weg nach Backen kein Problem dar. Im Wald hatte er sich schon immer gut zurecht gefunden. Selbst im Winter, aber das verhinderte nicht, dass er bei einem Sprung über einen Graben abrutschte und durch eine dünne Eisschicht in kaltes Wasser trat. Fluchend stellte er fest, dass der Schuh doch nicht so wasserdicht war, wie ihm der großspurige Verkäufer hatte Glauben gemacht. Alles war nass. Es quietschte danach, wenn er auftrat. Das wiederum gefiel ihm.
    Riesige Ameisenhaufen lagen in winterlicher Ruhe am Wegesrand. Als Kind hatte er gern Essensreste hineingelegt und sich gefreut, wenn nach kurzer Zeit das Fleisch bis auf den Knochen abgenagt war. Etwa raschelte im Gestrüpp. Vögel, vermutete Teever. Dann kam ihm plötzlich ein Fuchs mit einem Huhn im Maul entgegen. Erstaunt sahen sie sich an, ehe das Tier ohne Hast in den Wald verschwand. Teever nahm sich einen Ast als Wanderstock. Es fehlte nicht viel und er hätte ein fröhliches Lied geträllert.

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