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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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doch sicher auch Frau Waldén?“ fragte er.
    „Kaum. Ich habe sie ein paar Mal im Garten gesehen. Beim Wäscheaufhängen oder als sie in den Beeten gearbeitet hat.“
    „Wissen sie, wo sie ist?“
    Sie schnaubte. Teever fühlte sich an ein Pferd erinnert.
    „Wie gesagt, ich kannte sie doch kaum. Habe ich auch schon der Polizei gesagt“, sagte die Alte genervt. „Mein Calle übrigens auch.“
    Von der engen Gemeinschaft auf dem Lande war hier jedenfalls nichts zu spüren, dachte Teever.
    „Er wollte mit diesen Leuten auch gar nichts mehr zu tun haben“, fuhr sie fort. „Und ich war früher nicht so oft hier. Ich bin mit Mona, der Ex-Frau von meinem Calle, nicht warm geworden. Erst seit sie abgehauen ist, passe ich gelegentlich auf das Kind auf.“
    Sie blickte zur Straße. Bevor man es sehen konnte, hörte man ein Fahrzeug kommen.
    Kurz darauf hielt ein Kleinbus mit Auspuffproblemen vor der Einfahrt. Der Warnblinker ging an. Am Steuer saß ein Farbiger und nickte Teever freundlich zu. Er trug eine gehäkelte Mütze in Regenbogenfarben, die einen erfreulichen Kontrast zum Grau des Wagens bot.
    Es dauerte eine Weile, ehe ein kleines Mädchen die Straße überquerte und auf das Haus zuging. Als sie näher kam, erkannte Teever den typischen Körperbau und vor allem das Gesicht. Das Mädchen war mongoloid. Sie grinste ihre Oma an.
    Der Bus setzte sich in Bewegung. Der Fahrer winkte.
    Die Alte hielt die Hände an der Harke.
    „Kind, wo ist denn dein Schal“, sagte sie nur, „in welcher Welt lebst du nur, Mädchen.“
    Das Mädchen hatte wohl wirklich keinen Namen.
    „Möchten sie einen Kaffee?“ fragte die große Frau in Reiterhose, Stiefeln und kariertem Fleecehemd.
    Teever nickte und nahm am Küchentisch platz. Eine pechschwarze Katze sprang ihm auf den Schoß und rieb ihren Kopf an seinem Arm.
    „Schubsen sie Cat ruhig runter“, sagte die Frau und lachte. Ihre Zähne waren strahlend weiß und ihre Stimme ein wenig heiser.
    Kinder und Katzen haben hier keine Namen, dachte Teever, eine merkwürdige Gegend.
    Er hatte die Chance genutzt, als er jemanden auf dem nächsten Hof, nördlich von Backen, beim Striegeln eines Pferdes sah.
    Liza, so hatte sich die Frau mit freundlichem Lächeln vorgestellt, gefiel Teever. Nicht nur äußerlich, sondern sie schien auch einen ganz besonderen Humor zu haben. Ihr Haus bestand eigentlich nur aus einer gemütlichen Wohnküche. Eine Wand nahm das plüschige Sofa ein, in dem Teever versank. Er hatte Mühe, sich auf die Platte des derben Holztisches zu lehnen, der vor dem Sofa stand. Liza hatte einen alten Kiefernstuhl mit schön gedrechselten Beinen falsch herum in die Nähe des Kamins gestellt, sich breitbeinig daraufgesetzt. Ihre Arme ruhten auf der Stuhllehne. Sie schien sich einer gewissen Erotik der Sitzposition nicht bewusst zu sein.
    Von der Decke hingen Trockensträuße. Erstaunt bemerkte Teever dazwischen mehrere zu einem Bund zusammengebundene Tischtennisschläger.
    „Wachsen die hier“, hatte er gefragt, „darf man die überhaupt pflücken?“
    „Es gibt da einen geheimen Platz in einer Sporthalle in Växjö“, sagte Liza und legte verschwörerisch den Zeigefinger über die perfekt geformten, vollen Lippen. „Bitte verrate mich nicht.“
    Teever war sich wieder mal nicht sicher, ob sie mit ihm flirtete oder er sich das nur einbildete.
    „Du möchtest also etwas über Folke wissen?“
    Teever nickte. Er hatte ihr, anders als der Alten zuvor, die Wahrheit gesagt: Dass er im Auftrag des Vaters eines der Verdächtigen privat Ermittlungen anstellte.
    „Onkel Schwein haben wir ihn als Kind immer genannt.“
    Teever sah auf. Etwas, das er nicht zu fassen kriegen konnte, ging ihm durch den Kopf.
    „Onkel Schwein?“
    Ein Lächeln umspielte die wundervollen Lippen.
    „Früher hatte er einen richtigen kleinen Bauernhof mit ein paar Kühen, Hühnern, Pferden und vor allem Schweinen. Das waren riesige Viecher, die auf der Weide gegenüber und in dem angrenzenden Wald lebten. Richtige Wildschweine. Als Kinder haben wir da oft gespielt und uns angeschlichen. Manche waren nicht ganz ungefährlich.“ Sie krempelte einen Ärmel hoch und zeigte auf eine Narbe. „Da hat mich mal eine Sau erwischt.“
    Ein blassroter Streifen zog sich über den Unterarm. Teever sah, dass sie ziemlich viele kleine blonde Härchen hatte.
    Liza berichtete, dass die Standpauke, die sie danach von ihren Eltern erhalten hatte, fast schlimmer gewesen war als der Schmerz durch die

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