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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Seine Karten waren ein Automaten-Produkt aus dem Einkaufszentrum.
    Teever versuchte, das Eis zu brechen und fragte nach der Unterkunft seiner Besucher. Doch als sie auch bei der Bemerkung über den ausbleibenden Winter keine Lust auf Smalltalk zeigten, gab er auf.
    „Wir sind…“, fing der scheinbar ranghöchste graue Mann dann auch an „…beauftragt, im Namen der TAG, der Travel Adventure GmbH, mit Ihnen letzte Modalitäten zu erörtern.“
    Er schlug vor, dass er die vertretene Firma und die eigene Beratungsfirma einmal kurz vorstellen sollte. Teever kam es so vor, als wenn der Ober-Graue sich die Frage nach einem Beamer, mit der er seine Präsentation an eine Leinwand hätte werfen können, nur sehr schwer verkneifen konnte. Die einzige dafür geeignete Fläche wäre der weiße Kamin links vom gusseisernen Herd gewesen. Doch da sein Kaffeeautomat als am weitesten entwickeltes technisches Gerät zwar guten Kaffee und ausgedrückte Filtratreste, jedoch keine Bilder auswerfen konnte, schaute er Herrn Bauer, so hieß der Ober-Graue, über die Schulter. Noch mehr als von der zweifelsohne sehr informativen und anspruchsvollen Darstellung der Erfolge beider Firmen, war Teever von Bauers perfekt manikürten Fingernägeln fasziniert. Auch hatte Teever schon seit Jahren niemanden mehr gesehen, der Manschettenknöpfe trug.
    Bauers Kollegen saßen während seines Vortrages mit verschränkten Armen am Tisch. Sie froren ganz offensichtlich. Teever hatte den Küchenofen noch nicht befeuern können. Er fragte sich, ob sie die Kälte seiner ökologischen Gesinnung zuschreiben würden.
    Endlich war der Vortrag zu Ende. Teever setzte sich wieder an den Tisch. Ob sie Zahlen sehen wollten, fragte er, doch sie verneinten. Sie wären nur ganz formlos vorbeigekommen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Die anderen Daten würden alle vorliegen.
    Wenig später, bei einem Rundgang über das Grundstück, traten sie ganz formlos in den Matsch und ruinierten ihre Lederschuhe. Einer machte allerlei Fotos mit einer Digitalkamera, obwohl Teever Unmengen Bilder an die TAG geschickt hatte. Vielleicht wolltensie kontrollieren, ob er die Fotos manipuliert hatte. In Zeiten der Bildbearbeitung am Computer konnte man sich auf den Wahrheitsgehalt von Fotos nicht mehr verlassen. Plötzlich ging ihm durch den Kopf, dass er in Waldéns Haus ein paar Fotos hätte machen sollen. Er beschloss, seine Kamera ab sofort immer dabeizuhaben. Das könnte auch bei einem Autounfall nicht schaden.
    Sie sahen sich die Hütten an, betrachteten eingehend seine Boote, die Grillplätze und die sanitären Einrichtungen. Teever war sich nicht ganz sicher, ob es ihm nicht gefallen hätte, wenn ein nackter Helgi während der Besichtigungstour in den Fluss gesprungen wäre. Doch der Isländer ließ sich nicht blicken.
    Teever war gespannt, ob sie die Schuhe ausziehen würden, wenn alle vier zurück ins Haus gingen. Hochwertige, rahmengenähte Schuhe mit Ledersohle. Ein Paar wahrscheinlich teurer als alles zusammen, was in seinem Schrank stand. Sie trugen bestimmt auch graue Socken. Doch die Männer taten ihm den Gefallen nicht, sondern behielten die Schuhe an.
    Teever fragte sich mittlerweile, ob die TAG wirklich der richtige Partner war.
    Nicht, weil sie ihre Schuhe anbehielten.
    „Die TAG will sich als unabhängige Marke am Markt positionieren“, hatte Bauer gesagt.
    Teever wollte Kanus und Übernachtungsplätze vermieten. Und vielleicht deftige Mahlzeiten auf den groben Esstischen am Flussufer positionieren.
    „Eine internationale Präsenz von TAG in ausgewählten Tourismus-Regionen ist Hauptbestandteil des innovativen Gesamtkonzeptes im Rahmen einer auf Nachhaltigkeit fokussierten Befriedigung der Bedürfnisse unserer Zielgruppe.“
    Teever nickte verständnislos. Und Bauer setzte noch einen drauf:
    „Getragen wird das Konzept von TAG durch den gesellschaftlichen Megatrend LOHAS.“ Endlich deutet Bauer den Gesichtsausdruck Teevers fast richtig und dozierte, dass diese Abkürzung für „Lifestyle of Health and Sustainability“ stehen und einen neuen Lebensstil kennzeichnen würde, der sich an Gesundheit, Nachhaltigkeit und Authentizität orientiert.
    Teever nahm sich vor, im Wörterbuch nach „Sustainability“ zu suchen, wenn er das Wort nicht nachher schon vergessen hatte oder es überhaupt richtig buchstabieren konnte. Von LOHAS hatte er noch nie etwas gehört.
    Er hatte auf eine Anfrage von TAG geantwortet, weil er in seiner Naivität gedacht hatte, lediglich

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