Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
Vom Netzwerk:
eine kleine, knabenhafte Frau von nicht ganz vierzig Jahren. Sie hatte kurzes Haar, das ihn an einen Helm erinnerte, und grobe Haut. Ihr blaues T-Shirt war voller Flecken. Teever stellte sich vor.
    „Ich habe wenig Zeit“, sagte Annika Aulin, „ich muss meinen Sohn aus Lammhult abholen.
    Sie sah auf ihre Armbanduhr, bat ihn aber nicht herein.
    „Mein Bus geht in einer Viertelstunde.“
    „Haben sie kein Auto?“ fragte Teever.
    „Würde ich dann mit dem Bus fahren?“ antwortet sie genervt.
    Teever nickte. Er dachte kurz nach. Sie trat von einem Fuß auf den anderen und machte keine Anstalten, ihn hereinzubitten.
    „Soll ich sie nach Lammhult fahren? Liegt fast auf meinem Weg.“
    Sie blickte ihn an. Ihr Gesichtausdruck lag irgendwo zwischen dem Abschätzen, ob Teever sie unsittlich berühren wollte und dem Staunen, dass ihr jemand einen Gefallen tun würde. An Ersterem war nicht mal Teever interessiert und Letzteres geschah natürlich nicht ohne Hintergedanken. Lammhult war nicht wirklich auf seinem Weg, doch nur so würde er heute die Chance auf ein Gespräch bekommen.
    Schließlich siegte Annika Aulins Bequemlichkeit über ihr Misstrauen. Sie warf eine alte Daunenjacke über, setzte eine Mütze auf und zog die Tür zu. Aus den Nähten der Jacke schauten Daunen heraus. Als sie neben Teever auf dem Beifahrersitz Platz nahm, konnte er eine Mischung aus Schweiß und Alkohol riechen. Sie war nicht beschwipst, schien aber kürzlich getrunken zu haben.
    „Was wollen sie denn nun wissen?“ fing Annika Aulin an.
    „Sie kannten Folke Waldén?“ formulierte Teever die Frage wie eine Feststellung, um es ihr ein wenig leichter zu machen.
    „Ja.“
    „In welcher Beziehung standen sie zu ihm?“ präzisierte er.
    Sie blickte ihn an. „Beziehung?“
    Nein, das wird nicht einfach, dachte Teever.
    „Woher kannten sie ihn?“
    „Vom Sehen.“
    Ganz und gar nicht einfach.
    „Ihr Sohn war gelegentlich bei ihm“, wechselte er das Thema.
    „Woher wissen sie das?“
    „Haben die Nachbarn erzählt.“
    Die Seitenscheibe beschlug. Annika Aulin krakelte mit dem Zeigefinger Kreise in die Feuchtigkeit. Sie gab sich mit der Antwort zufrieden.
    „Wie kam es, dass Martin zu Waldén ging? Wie alt ist er überhaupt?“
    „Folke?“
    Teever merkte sich, sie nicht mit zwei Fragen auf einmal zu überfordern. Die schlagfertige Antwort auf seine dumme Anfangsfragehatte in ihm einen falschen Eindruck erweckt.
    „Martin.“
    „Er ist sechs Jahre alt.“
    „Und wieso war er nun bei Waldén?“
    „Martin fährt gern Traktor.“
    Teever stöhnte leise auf.
    „Ich fahre auch gern Traktor“, sagte Teever genervt, „aber mich hat Waldén nie mitgenommen.“
    „Kannten sie ihn auch?“
    Seine Hände krallten sich um das Lenkrad.
    Vielleicht war sie doch stärker betrunken, als er zunächst geglaubt hatte. Oder sie war nur unglaublich bescheuert.
    „Nein, ich kannte ihn nicht. Ich möchte nur wissen, wie es kam, dass ihr Sohn …“
    „Martin!“ warf sie ein.
    „Ich weiß. Also: Wie kam es, dass ihr Sohn mit ihm Traktor fuhr.“
    Er sprach nun betont langsam und voller gebremster Ungeduld.
    „Er mochte den Jungen.“
    „Wie oft war er beim ihm?“
    „Martin?“
    „Der Weihnachtsmann“, murmelte Teever.
    „Was?“ fragte sie.
    „Wie oft Martin Waldén besucht hat.“
    Hallo, ist jemand zu Hause, dachte Teever.
    „Zweimal im Monat.“
    „Immer genau zweimal?“
    Sie nickte stumm.
    „Warum zweimal?“
    „Warum nicht?“
    „Warum nicht dreimal?“
    „Das war eben so.“
    Ein Schild am Straßenrand zeigte die Entfernung bis Lammhult.
    Zehn Kilometer konnten so lang sein.
    „Hat Waldén ihn abgeholt?“
    „Martin?“
    Teever wollte die Antwort verweigern, doch als Annika Aulin nur weiter aus dem Fenster starrte, bejahte er ihre Frage.
    Sie blickte ihn fragend an.
    Sie musste sich definitiv einige Gehirnzellen weggesoffen haben, dachte Teever.
    „Wie kam Martin zu Waldén?“ wiederholte er.
    „Mit dem Rad.“
    „Allein?“
    „Manchmal habe ich ihn auch gebracht.“
    „Und zurück?“
    „Hat ihn manchmal Folke gebracht.“
    Wird ja richtig flüssig, die Unterhaltung, dachte Teever und nutzte die Gunst der Stunde, um ein weiteres Thema zur Sprache zu bringen.
    „Und Frau Waldén, mochte die Martin auch?“
    „Martin mag jeden, der ihm Bonbons schenkt.“
    Fünf Kilometer bis Lammhult.
    „Nein, ob Frau Waldén deinen Sohn mochte!“ Er betonte nun deutlicher. Außerdem war er zum „Du“ übergegangen. Wie bei

Weitere Kostenlose Bücher