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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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einem Kind. Oder wie man es auch bei Schwachsinnigen macht. Auch bei Ausländern hatte sich Teever schon ein paar Mal ertappt, dass er sie duzte, wie Kinder behandelte und auch in einer Art Schwedisch light mit ihnen redete. Hinterher kam ihm dass immer respektlos vor.
    „Klar, sie hat ihm doch immer Bonbons geschenkt.“
    Teever nickte. Selbst Schuld.
    „Weißt du, wo Frau Waldén jetzt ist? Keiner kann sie erreichen.“
    „Selma?“
    Teever nickte nur noch stumm.
    „Selma?“ fragte Annika Aulin erneut.
    Teever musste die Frage wiederholen.
    „Ich weiß nicht“, sagte sie, doch sie schien nachzudenken. „Sie ist im Süden, glaube ich.“
    „Spanien?“ fragte Teever, doch er kannte die Antwort schon vorher.
    Sie zuckte mit den Schultern. Ein paar Schuppen rieselten auf die Lehne des Autositzes.
    Endlich waren sie in Lammhult. Es hätte Teever nicht erstaunt, wenn die Frau neben ihm die Adresse, wo sich ihr Sohn befand, nicht gewusst hätte, doch sie lotste ihn geschickt von der Bushaltestelle an einem der für Lammhult typischen Möbelgeschäfte zu dem kleinen roten Haus in einer ruhigen Seitenstraße.
    Gerade als sie aussteigen wollte, setzte Schneeregen ein. Teever überlegte, ob er eine weitere Fahrt mit Annika Aulin nervlich durchstehen würde. Doch vielleicht könnte er mit Martin reden, obwohl er sich wenig Hoffnung über den Jungen machte. Aber mit Glück kam er mehr nach dem Vater.
    „Soll ich sie zurück nach Hause bringen“, fragte er, „das Wetter ist ja nun sehr eklig.“
    Sie zuckte erneut mit den Schultern. „Wenn sie wollen.“
    Teever konnte sich nichts Schöneres vorstellen. Ob sie sich für den Fahrdienst wohl bedanken würde?
    Annika Aulin lief durch den Schneeregen zum Eingang und klingelte. Augenblicklich ging die Tür auf. Ein kleiner Junge in gelbem Regenmantel sprang ihr in die Arme. Das erste Mal sah Teever sie lächeln. Eine blonde, rundliche Frau in einem Kleid, das Teever an einen Kaffeesack erinnerte, sagte ein paar Worte zu Annika Aulin und tätschelte dem Jungen liebevoll über die Haare, während ein kleines Mädchen ihr die Zunge herausstreckte. Die Frau winkte zum Abschied und schloss die Tür. Martin und seine Mutter kamen zum Wagen. Der Junge sprang auf den Rücksitz.
    „Hallo“, sagte er, „super. Ist das ein Defender?“
    Teever drehte sich erstaunt um.
    „Hat der 90 kW?“
    „83“, antwortet Teever perplex, „ist ein 300 Tdi“.
    „Martin weiß alles über Autos“, sagte Annika Aulin, ohne dass Teever erkennen konnte, ob sie auf diesen Umstand besonders stolz oder er ihr völlig egal war.
    „Woher weißt du denn so viel darüber“, fragte er den Jungen, der aufgeregt auf dem Sitz hopste.
    „Ich habe eine ganze Kiste voll Autos und zehn oder hundert oder so Quartette. Ich habe sogar ein Buch mit Autos.“
    Wahrscheinlich das einzige Buch in dem Haushalt, dachte Teever zynisch. Er sah den Jungen an. Eine vage Erinnerung, ihn schon einmal gesehen zu haben, stieg in ihm auf. Teever hasste dieses Gefühl, ein Gesicht nicht einordnen zu können oder nicht auf den Namen einer Musikgruppe zu kommen, obwohl er einem auf der Zunge lag. Er konnte dann oft an gar nichts anderes mehr denken.
    „Kannst du Musik anmachen?“ fragte Martin fröhlich.
    Im Radio lief Peter Lemarc. Teever mochte dessen melancholische Art. Keine Kindermusik, doch Martin schien es nicht zu stören.
    „Du fährst wohl nicht oft Auto?“ fragte Teever.
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    „Mama hat keinen Führerschein. Wir fahren immer Bus.“
    Teever lag auf der Zunge, nach seinem Vater zu fragen.
    Eisregen prasselte jetzt gegen die Scheibe. Annika Aulin überließ das Reden ihrem Sohn und starrte auf die Straße.
    Teever fuhr langsam und vorsichtig. Trotz Allradantrieb und Spikes wollte er nichts riskieren. Der Boden war gefroren und so war es an manchen Stellen bereits sehr glatt. Ein weißer Saab zischte vorbei und scherte kurz vor Teever wieder ein, um nicht mit einem Lkw zu kollidieren.
    „Boooh“, rief Martin, „ein 9-3. Hat 110 kW.“
    „Und vor allem kein Hirn“, fluchte Teever. Er ärgerte sich nicht nur über den unvorsichtigen Saab-Fahrer, sondern darüber, dass er Martins Mutter nicht gefragt hatte, ob ihr Sohn vom Tod Waldéns wusste. Jetzt war es zu spät, falls er nicht unsensibel sein wollte. Womöglich wusste der Junge nichts vom Tod des Mannes.
    „Über Autos weißt du ja gut Bescheid. Kennst du dich auch mit Traktoren aus?“
    „Klar. Onkel Folke hat einen Massey

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