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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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beim Abwenden den Kopf. Einige winzige Speicheltropfen berührten Teever im Gesicht. Normalerweise hätte er sich geekelt, doch diesmal störte es ihn gar nicht. Die Frau allerdings wurde rot und legte die Hand an den Mund.
    „Verzeihung“, sagte sie, „das ist mir jetzt aber peinlich.“
    Teever wollte etwas sagen, dass das doch jedem passieren könne oder etwas ähnlich Spritziges, doch ehe ihm etwas einfiel, entschuldigte sich die Frau erneut, verabschiedete sich und setzte ihren Weg zum Haus fort.
    Teever sah ihr nach. Sie hatte einen hübschen Po in ihrer blauen Jeans. Er hätte sich vorstellen sollen, dachte Teever. Nun wusste er auch nicht, wie sie hieß. Noch jemand ohne Namen in dieser namenlosen Gegend, dachte er und schimpfte mit sich: Du bist aus der Übung.
    Er drehte das Radio an und fuhr los. Die Frau wendete sich um und winkte ihm mit einer kurzen, abgehackten Armbewegung zu und kniff den Mund zusammen. Sie schien immer noch unangenehm berührt zu sein, was Teever leid tat. Und er tat sich selbst leid, weil ihm nicht eingefallen war, wie er die Frau hätte fragen können, wann sie denn mal wieder in das Haus kommen würden. Panzerfahrer-Mann hin oder her: Sie gefiel ihm.
    Freddy Mercury sang von „Fat Bottomed Girls”. Damit tat Queen der Frau unrecht.
    Teever lachte. Die Ermittlungen taten ihm eindeutig gut.
    Auf seinem Küchentisch lag die Post des Tages. Werbung und Rechnungen. Es ging auf Weihnachten zu. Karitative Einrichtungen brachten sich in Erinnerung. Mundgemalte Südseeidyllen. Kindermalereien aus Waisenhäusern. Kartoffeldrucke von Landminenopfern. Durfte man die Karten behalten, ohne zu spenden?
    Helgi hatte keinen der Briefe geöffnet. Auf dem Stapel lag ein weißes quadratisches Blatt aus einem Zettelkasten mit einem knappen Gruß. Die Schrift wirkte fast zierlich und wollte gar nicht zu den kräftigen Pranken Helgis passen. Die Deutschen würden gegen 10 Uhr kommen, stand da, der Platz wäre gemacht und er am Abend in Växjö. CU.
    CU? Teever überlegte, was Helgi damit meinen könnte.
    Er stand auf und ging zu einer Tür. Neben ihr befand sich ein schwarzer Drehschalter. Als er ihn mit Zeigefinger und Daumen betätigte, hörte er ein sattes Klacken. Der Bereich vor dem Haus, einige Hütten und Teile des Flusses wurden von einem kalten, kräftigen Strahler beleuchtet. Unter ihm bot sich ein verlassener Garten seinem Blick dar. Teever war ein Kapitän, der über das Vorschiff schaute. Nur dass seine Brücke eine alte Küche war. Die Mannschaft hatte Landgang und anders als ein Seemann konnte er aber nicht sagen, ob er bald in eine Flaute oder die stürmische See ablegen würde.
    Er seufzte. Privat war es wohl eher lau. Für den Kanu-Verleih dagegen schien es Rückenwind zu geben.
    Er nahm eine lange, kräftige Stablampe von einem Haken, warf sich eine Jacke über und schlüpfte in schwarze Holzschuhe. Dann trat er hinaus und besah sich das Gelände. Helgi hatte mächtig gewirbelt. Die Deutschen konnten wirklich kommen. Als er mit seiner Runde fertig war, hatte er fast ein schlechtes Gewissen. Der Isländer musste nicht kontrolliert werden.
    Teever stellte sich an den träge dahinfließenden Fluss und pinkelte hinein. Es dampfte. Der satte Strahl gurgelte, vermengte sich mit dem dunkel anströmenden Wasser, um sich nach wenigen hundert Metern in den See zu ergießen. Und sich dort wie ein homöopathisches Arzneimittel aufzulösen. Vielleicht ist mein Urin das Mittel gegen Aids, dachte Teever, und keiner wird es je wissen.

17. Dezember: Stig
    Jemand hatte geschrien. Teever wusste zunächst nicht, ob es real oder das Ende seines Traumes gewesen war. Jedenfalls hatte der Schrei ihn geweckt und hallte in seinen Ohren nach. Immerhin konnte er sich endlich einmal nicht mehr an den Inhalt eines Traumes erinnern, obwohl ihm das Bild des toten Jungen trotzdem durch den Kopf ging: Weil er diesmal nicht von ihm geträumt hatte. Teever schüttelte den Kopf, so als ob damit etwas von ihm abfallen könnte.
    Er schlurfte zur Dusche. Minutenlang stand er unter dem harten, heißen Strahl, ehe er sich einseifte. Das Duschmittel beinhaltete Guarana, Ingwer und Zitrone. Die Shampooflasche versprach den wunderbaren Effekt von grünen Äpfeln. Teever dachte, dass er beim Waschen mehr Vitamine zu sich nehmen würde, als bei seinen Mahlzeiten.
    Plötzlich kam nur noch eiskaltes Wasser aus dem Duschkopf. Teever schrie auf. Fluchend und so schnell es ging, spülte er den Fruchtcocktail von seinem

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