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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Körper.
    Wenige Minuten später hockte er ratlos vor seiner Ölheizung, die komplett den Dienst aufgegeben hatte. Wie die Leute an der Autobahn, die bei einer Panne die Motorhaube öffneten und doch überhaupt keine Idee hatten, wie der Schaden zu beheben sei. Als wenn das Hineinstarren eine Art Selbstheilung in Gang setzen würde.
    Der Tag fing ja gut an.
    Die Deutschen würden sicher nicht Duschen wollen, aber auch beim Händewaschen könnten sie die nicht funktionierende Heizung bemerken und am Zustand der Kanu-Zentrale zweifeln.
    Teever griff zum Telefon.
    Der Mitarbeiter der Firma, die seine Heizung gerade erst für einen erheblichen Betrag gewartet hatte, saß warm und trocken und „ganz bestimmt nicht auf einem Ersatzteilkoffer“. Teever fragte sich, ob der Mann besonders witzig oder einfach nur betrunken war. Nach einem heftigen Disput konnte er ihm aber doch den Besuch eines Technikers für den Nachmittag abringen. Oder morgen, man hätte ja schließlich noch andere Kunden, die einen Termin abgemacht hätten. Teever fragte nach, ob er für Ende März schon einmal einen Heizungsausfall bestellen dürfe und legte das Telefon mit etwas zu viel Schwung zurück in die Ladestation. Ein kleines Stück Plastik splitterte ab, sodass er die Batteriefachabdeckung mit einem Klebestreifen fixieren musste.
    Na toll, dachte er.
    Pünktlich zum verabredeten Termin fuhr ein eleganter grauer Saab auf den Hof. Drei erschreckend gleichförmige Männer mit schwarzen Ledertaschen entstiegen dem Leihwagen. Teever hatte das Auto bereits beim Einbiegen in die kleine Stichstraße bemerkt und beobachtete sie durch eine Gardine. Der Stoff kitzelte an seiner Nase. Der Geruch erinnerte ihn an seine Tante, die immer penibel genau ihre Sommer- und Wintergardinen gewechselt hatte. Teever konnte sie höchstens in sauber und schmutzig unterscheiden.
    Einer der Männer richtete vor dem Auto seine Krawatte. Sie trugen anthrazitfarbene Anzüge und weiße Hemden. Gipfel der Individualität war die Krawattenfarbe. Einmal rot, einmal blau und einmal blau-rot gestreift. Keine Mäntel, obwohl es ungemütlich frisch zu sein schien. Teever musste spontan an ein Buch denken, das er vor Jahren einmal gelesen hatte. Der Titel fiel ihm nicht ein. Immer öfter kam er nicht auf Buch- oder Liedertitel, was langsam nervte. Er erinnerte sich nur: Es ging um den Diebstahl von Zeit durch graue Männer. Und dass er das Buch als sehr aktuelle Beschreibung der gesellschaftlichen Entwicklung empfunden hatte. Über das seiner Meinung nach allein selig machende Gewinnstreben war eine sehr kontroverse Diskussion mit Catharina entstanden, die mit einer knallenden Tür und einem einsamen Fernsehabend unentschieden ausgegangen war. Jetzt überlegte Teever: Wollte er nicht auch seinen Gewinn maximieren, wenn er die Kanu-Zentrale ausbaute?
    Er öffnete die Tür. Die grauen Männer begrüßten ihn in perfektem Englisch. Sie wirkten kalt und unnahbar, obwohl der eine sagte, wie schön es doch hier sei. Es kam Teever geschult vor, unehrlich, und er fühlte sich sofort in der Defensive. Sie mochten um die 25 Jahre alt sein und rochen noch nach Universität. Er bat sie in seine Küche. Wäre ihm die Situation nicht so peinlich gewesen, hätte er laut lachen müssen. Die drei passten in seine Wohnküche ungefähr so wie ein Fisch in die Wüste. Sie in Anzug, er in Jeans und Karohemd. Doch Teever war auch ärgerlich über sich selbst: Warum hatte er das Gefühl, sich für seine Räumlichkeiten entschuldigen zu müssen? Er mochte das verwinkelte Haus, liebte das Grundstück mit seinem Rasen, seinen Hütten, den Feuerstellen und dem Wasser darum herum. Und seine Wohnküche lud dazu ein, das alles zu genießen.
    Teever fragte, ob sie Kaffee wollten. Die Grauen nahmen dankend an. Er füllte drei unterschiedliche Becher an der Maschine und stellte sie auf den Tisch. Aus einem Schrank nahm er einen Karton und schüttete Kekse auf einen bunten Teller, den er auf den Tischstellte. Dort lagen bereits drei bis auf die Namen identische Visitenkarten. Endlich konnte Teever mithalten; allerdings befanden sich seine Karten in der Schublade zwischen Gummibändern und allerlei Kleinkram, während seine Gäste ihre aus silbernen Schatullen gefingert hatten.
    Überrascht stellte er fest, dass sein Besuch nicht von dem Reiseveranstalter selbst kam, sondern von einer Unternehmensberatung. „Consultant“ stand auf allen drei Karten unter dem Namen in vornehmer blauer Schrift. Geprägt. Erhaben.

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