Onkel Schwein (German Edition)
Wilhelmsson.
Teever wunderte sich über den Unterton, doch ein Teil der Erklärung folgte.
„Przybilski gibt mir die Schuld. Ich wäre die undichte Stelle.“
Er machte eine Pause und raschelte offensichtlich mit Papieren herum. „Beziehungsweise du“, fuhr er dann fort.
„Ich? Wie kommt er denn darauf?“
„Weil er dich und mich nicht mag, weil er zwar ein Arschloch, aber kein Idiot ist und weil er eins und eins zusammenzählen kann.“
„Das heißt was?“ Teever richtete sich in seinem Stuhl auf.
„Er weiß, dass wir befreundet sind. Er hat uns neulich zusammen gesehen. Und er hat von einer Quelle bei der Zeitung erfahren, dass der Tipp oder der Vorwurf, wir würden uns wegen einer Promi-Entführung nicht genug um den Mord an Waldén kümmern, aus der Familie des einen Verdächtigen stammt. Und wer arbeitet wohl für die?“
Immerhin bezeichnete Wilhelmsson ihre Beziehung noch als Freundschaft. Teevers Gedanken rasten. Hatte er mit Axelsson darüber gesprochen? Dessen Vermutung bestätigt? Er meinte sich dunkel daran zu erinnern. Aber auch um Diskretion gebeten zu haben.
„Und was glaubst du?“ fragte er Wilhelmsson.
„Sag du es mir.“
Teever war enttäuscht. Für Wilhelmsson schien die Sache klar zu sein. Nicht, dass es vielleicht wirklich über Axelsson an die Öffentlichkeit gekommen sein konnte, doch Teever hatte mehr Loyalität von seinem alten Kollegen erwartet. Dass der sich erst rückversicherte, ehe er ein Urteil fällte oder sich der Meinung eines Ekels wie Przybilski anschloss. Außerdem hatte ja auch Axelsson durch eine unbedachte Äußerung seitens eines Polizisten zumindest denAusdruck ROCX-Sache gehört. Warum sollte also nicht wieder jemand aus den Reihen der Ermittler gequatscht haben? Teever wusste aus eigener Erfahrung, dass manche Ex-Kollegen einer gelegentlichen Aufmerksamkeit durch die Presse nicht abgeneigt gegenüberstanden. Kleine Geschenke erhielten die Freundschaft. Der beste Freund des Journalisten war bestimmt nicht der Hund, sondern ein redseliger Polizist.
Teever hatte jedoch keine Lust, sich zu rechtfertigen. Aber auch Wilhelmsson wollte sich zu dem Thema wohl nicht mehr äußern, denn er verabschiedete sich mit der vorwurfsvollen Feststellung, dass er jetzt noch viel zu tun und daher keine Zeit mehr hätte. So hatte Teever den eigentlichen Grund seines Anrufs gar nicht vorbringen können.
Er nahm seine Jacke von der Garderobe, schlüpfte in ein Paar viel zu dünne Sommerschuhe und setzte sich in sein Auto. Erst auf dem Weg zum Ehepaar Axelsson dämmerte ihm, dass die vielleicht gar nicht zu Hause waren. Doch sein Mobiltelefon hatte er auf dem Küchentisch vergessen.
Der Schnee lag bereits zehn Zentimeter hoch, doch im Moment gab es eine Pause. Nur vereinzelt blitzten Flocken im Scheinwerferlicht auf. Teever legte eine CD von Ray Charles ein. „Hit the road, Jack, and don’t you come back now more.“ Was wäre, wenn er jetzt einfach weiterfahren würde? Immer weiter. Einfach so verschwinden. Doch machte es Sinn zu gehen, wenn einen niemand vermisste?
Teever hatte Glück. Licht brannte, Axelssons Wagen und ein kleiner Suzuki standen in der geöffneten Doppelgarage. Im Eingang vor der Tür aus dunklem Mahagoni trat Teever den Schnee ab. Ein Kranz aus Tannenzweigen umgab ein Guckloch. Es erinnerte ihn an das Dinosaurierauge aus einem Plakat für Jurassic Park. Ohne zuvor durch das Guckloch beobachtet worden zu sein, wurde die Tür sofort geöffnet. Ein überraschter Axelsson blickte ihn an. Er trug einen blauen Kamelhaarmantel mit einem Burberry-Schal, eine edle Hose und Lackschuhe. Offensichtlich wollte er gerade das Haus verlassen.
Fehlt nur noch der Zylinder, dachte Teever und fragte dann auch:
„Na, auf dem Weg zum Opernball?“
„Fast“, erwiderte Axelsson ungerührt, „Theaterbesuch mit Kunden.“
„Hast du ein paar Minuten Zeit?“
„Gibt es etwas Neues?“ ignorierte er Teevers Frage.
„Das kann man wohl sagen.“
„Etwas Gutes für Kent?“
„Das gerade nicht.“
Axelsson starrte ihn an.
„Schlechte Nachrichten?“
„Eher Probleme.“
Axelsson sah auf die Uhr. Er hatte Teever nicht hereingebeten.
„Ich bin wirklich sehr in Eile. Wie wäre es, wenn du mich zum Theater bringen würdest? Dann könnten wir reden. Zurück nehmen wir dann ein Taxi. Dann könnte ich sogar etwas trinken. Eva ist schon vorgefahren, weil sie in der Stadt noch etwas zu erledigen hatte“, nahm er Teevers Frage vorweg.
Der nickte. So langsam wurde er
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