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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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sich bestimmt fürsorglich um sie kümmern.
    Hustensaft!
    Idiot.
    Teever hoffte, Annika Aulin in klarem Zustand vorzufinden. Wie beim letzten Mal stieg Qualm aus dem kleinen Häuschen auf. Der Schornstein wird nicht mehr lange halten, dachte er. Auch die Fenster könnten Farbe vertragen. Er fragte sich, ob Martins Mutter einem Beruf nachging. Wohl eher nicht.
    Sie hatte ihn schon kommen sehen und öffnete die Tür. Fragend blickte sie ihn an. Im ersten Moment glaubte er, die zierliche Frau würde ihn nicht erkennen, doch dann bat sie ihn herein.
    Teever meinte sofort zu ersticken, als er die engen und vollgestellten Räume betrat.
    „Ich habe gestern ganz vergessen, mich zu bedanken“, sagte sie und räumte dabei einen Bastsessel frei. In dem kleinen Wohnzimmer war ein heilloses Durcheinander. Kinderspielzeug und einzelne Kleidungsstücke verdeckten einen verblichenen Flickenteppich fast völlig. Es gab ein altes Sofa aus Kunstleder, auf dem einige Kissen aus Kunststoff lagen. Auf der Lehne saß eine ganze Reihe von Puppen. Sie glotzten Teever mit ihren aufgerissenen leblosen Babyaugen an. Ein altmodischer Wohnzimmerschrank nahm eine ganze Wand ein und erdrückte den Raum nahezu. Zwei Türen waren aus einem gelblichen Glas. Teever konnte eine Ansammlungvon Flaschen erkennen. Seine Eltern hatten auch immer so eine Hausbar mit Cognac, Whisky oder Wodka gehabt.
    „Kinder“, sagte sie nur und trat ein paar Spielzeugautos unter einen flachen Couchtisch aus Kiefer. So, als ob er dieses Gefühl kennen würde.
    Auf jeden Fall schien es ihr heute besser zugehen.
    „Frau Aulin“, fing er an, doch sie unterbrach ihn.
    „Bitte. Annika. Frau Aulin war meine Mutter.“
    „Annika“, begann er erneut, doch die neue Nähe durch die betonte Verwendung des Vornamens machte es nicht einfacher, „es geht um Martin.“
    „Ja?“ fragte sie.
    Teever kratzte sich am Ohr.
    „Er und Waldén.“ Er machte eine Pause. „Also, war da vielleicht mehr als eine Freundschaft über die Generationen?“
    Was für eine gestelzte Ausdrucksweise, dachte er.
    Sie sah ihn an. Ihr Haar war gewaschen, dass ließ ihr Gesicht weicher erscheinen.
    Teever wartete. Betrachtete eine ganze Reihe von Jagdtrophäen neben einem der Fenster zur Straße. Es dauerte fast eine Minute, ehe die Tränen kamen.
    „Helgi Danielsson, du bist ein Fuchs.“ Der große Isländer war mit sich zufrieden. Gerade hatte er einen knorrigen Eigentümer einer kleinen Kette von Baumärkten überzeugt, nein, überredet, das Aids-Projekt, bei dem er mitarbeitete, mit einer Spende zu unterstützen sowie regelmäßige Anzeigen in der Vereinszeitung zu schalten. An dem Mann hatten sich schon mehrere Vorgänger Helgis die Zähne ausgebissen, doch er hatte ihn geknackt. Er hatte einen weichen Kern hinter der harten Schale des Geschäftsmannes erkannt und mit einer Reihe von herzerweichenden Fotos von Aids-Waisen den Widerstand des Mannes gebrochen. Ein bisschen hinterhältig, aber effektiv. Und für eine gute Sache.
    Ungläubig bestaunten ihn die Angestellten der Baumarktzentrale, als er sich auf sein Motorrad setzte. Für ihn gab es keine Saison. Oder eben immer. Durch Tiefschnee fahren machte sogar Spaß. Trotz einer gewissen Routine hatte er sich aber auch des Öfteren mit der Maschine hingelegt. Doch bisher war alles glimpflich abgegangen.
    Bei dem Schnee dauerte es dreimal so lange wie normalerweise, ehe er zurück im Büro der Hilfsorganisation war. Die drei kleinen Räume befanden sich in einem Hinterhof östlich des Stortorgets.
    Dunkel, eng, aber bezahlbar. Die Spenden sollten wichtigeren Dingen zukommen als der schönen Aussicht der Mitarbeiter.
    Sein Kollege Leif Andresen saß an einem wackligen Tisch in der Teeküche. Er zeigte Helgi einen Vogel.
    „Motorrad fahren im Winter. Irgendwann rutscht du unter einen Laster.“
    Er imitierte mit einem Art Schmatzen das, was dann mit Helgi passieren würde.
    „Oder ich schlafe über meiner Zeitung ein und ersteche mich mit dem Kaffeelöffel.“
    Der Löffel, den Andresen warf, verfehlte ihn nur knapp. Er schepperte gegen einen Aktenschrank aus Stahl.
    „Ich schlafe nicht, ich informiere mich.“
    „Hätte ich auch gesagt. – Ist noch Kaffee da?“
    „Gerade frisch.“ Andresen zeigte in Richtung einer Thermoskanne auf der Fensterbank. Helgi quetschte sich an ihm vorbei, nahm einen angestoßenen Keramikbecher aus einem Hängeschrank und schenkte sich ein.
    „Was Neues? fragte er.
    „Hmmmmm“, brummte Andresen und las

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