Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
Vom Netzwerk:
verstohlen mit dem Daumen wegzureiben versuchte. Teever stellte die Tasse ab und zog seine Jacke wieder an. Den zweiten Kakao durfte er nicht bezahlen.
    Bevor er das Café verließ, stand er einen Moment unschlüssig am Tresen und sah Ellen Ammann an. Dann sagte er:
    „Wenn du möchtest oder nicht weißt wohin, kannst du jederzeit zu mir in die Kanuzentrale kommen.“
    Er wollte noch, weil er sich nicht sicher war, ob er allein Grund genug dafür wäre, hinzufügen: Und zu Helgi. Doch sie lachte und sagte nur: „Ich habe eine Freundin.“
    Die Betonung des Wortes Freundin ließ keinen Spielraum für eine Deutung. Es ging nicht um die beste Freundin einer Frau, mit der man Schuhe kaufte oder über den Ex oder die Weltpolitik tratschte. Teever sah sie an und lächelte: „Ich weiß.“
    Auf der Fahrt nach Hause fragte er sich, warum er Ellen Ammann zu sich eingeladen hatte. Wahrscheinlich würde er sie nie wieder sehen. Gewiss war sie ihm auf Anhieb sympathisch gewesen, doch er hatte sich schon wiederholt in Menschen getäuscht, die er besser zu kennen glaubte als die junge Frau aus Jönköping. Wollte er sich eine eigene Familie basteln?
    In einem Dorf musste er an einem Fußgängerüberweg halten. Kinder überquerten die Straße. Ein dunkelhäutiges Mädchen von etwa zehn oder zwölf Jahren schlug dabei mehrere Räder. Ihre bunten Zöpfe wischten durch die Schneereste. Teever ging Waldéns Interessefür kleine Kinder durch den Kopf. War der Kerl ein Pädophiler gewesen? Wenn sein Verständnis für Kriminelle eine Grenze hatte, war es die beim Missbrauch von Kindern. Und Waldén schien es zumindest versucht zu haben. Und bestimmt nicht nur in der Lido-Bar. Teever fragte sich, wie man es anstellen müsste, solche Triebe zu befriedigen. Er hatte von einem Mann gelesen, der wegen der Unzucht mit Kindern verurteilt worden war und dann ausgerechnet in einem Kindergarten einen Teil seiner Strafe abarbeiten musste. Ein Perverser in einem Selbstbedienungsladen. Dann fiel ihm Axelsson ein, den er anrief, um ihn nach einem Wohnungsschlüssel zur Wohnung von Kent zu fragen. Auch dort wollte sich Teever gern einmal umsehen. Warum, wusste er nicht so genau; schaden konnte es aber bestimmt nicht. Doch Lennart Axelsson besaß keinen Schlüssel zur Wohnung seines Sohnes. Er wusste auch von niemandem, der einen haben könnte. Freddy Borg vielleicht, aber der war aus nahe liegenden Gründen nicht verfügbar.
    Wilhelmsson konnte er nicht um einen Schlüssel bitten, dass war klar. Blieb Kent selbst. Doch der würde fragen, was Teever denn in seiner Wohnung zu finden glaubte – und blocken. Dabei ging es Teever nur um Eindrücke und Gefühle zu allem, was mit diesem Fall zu tun hatte. Diebesgut würde er dort ganz bestimmt nicht mehr finden; die Polizei dürfte alles mitgenommen haben. Er fragte sich, ob ein Dietrich ihm helfen könnte, obwohl er sich keine großen Hoffnungen machte. Sicherheitsschlösser, wie sie in den meisten Neubauten zu finden waren, konnten nur Fernsehkommissare leicht knacken. Und der Trick mit der Scheckkarte funktionierte nur in Hollywood.
    Das Haus in Söder lag nicht weit von der Ausfallstraße entfernt. Ein schmuckloser Bau für verzweifelte Menschen, dachte Teever. Wie hässliche Pickel im Gesicht eines Pubertierenden umgaben die kalten Wohnblocks die Stadt. Erst langsam waren die Bauherren bereit, Häuser zu finanzieren, die zweckmäßig waren, ohne eine Beleidigung für die Augen darzustellen.
    Neben der Tür zum Treppenhaus sah er eine ganze Reihe von Klingelknöpfen mit Namensschildern in unterschiedlichster Form und Farbe, die bis auf eines nichts miteinander zu tun hatten: Teever konnte keinen der Namen richtig aussprechen. Die meisten schienen arabisch zu sein und afrikanisch. Er fragte sich, ob man ihm eine falsche Adresse genannt hatte. Plötzlich öffnete sich die Tür. Ein kleiner farbiger Junge in einer viel zu großen Daunenjacke und ein Mädchen in einem roten Overall, wahrscheinlich seineSchwester, sahen ihn interessiert an. Ein Schwall Essensduft, er konnte nicht beschreiben, was es war, begleitete die beiden.
    „Wisst ihr, ob hier ein Kent wohnt?“ fragte er mit betont langsamen Worten, mit denen er gelegentlich und mit guter Absicht Ausländern oder Schwachsinnigen gegenübertrat. Doch der Junge antwortete schnell und in perfektem Schwedisch, während das Mädchen schüchtern ein paar Schritte in den Schnee machte.
    „Kent ist nicht da und der kommt auch nicht so schnell wieder“,

Weitere Kostenlose Bücher