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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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und es würde schon wieder werden.
    Sein Kreislauf hatte sich wieder stabilisiert. Er blickte in den Rückspiegel und fuhr auf die Landstraße zurück. Nach ein paar Kilometern bog er auf einen kleinen, nur notdürftig geräumten Weg ab. Zavadil fluchte, als seine Hinterräder auf einer zugewehten Eisplatte durchdrehten.
    Der Weg wand sich nun an einem kleinen See entlang. Totes Schilf ragte aus dem Schnee hervor. Das Wrack eines Ruderboots verharrte in dem langsam zufrierenden Gewässer. Zavadil fragte sich, ob er in diesem Winter zum Eisangeln kommen würde. Im letzten hatte er seinen neuen Eisbohrer nicht ein einziges Mal anwerfen können. Er lächelte, als er an das Geräusch des kleinen Mora-Zweitakters dachte und an kalte Nächte auf dem See. Eine Angel in der Hand, Sternenhimmel und eine Thermoskanne mit Glögg. Das war das pure Glück. Was hatte sich seine Ex-Frau gegen seinen Herzenswunsch gewehrt! Sie war keine Woche aus dem Haus, da hatte er die Bestellung für den Bohrer aufgegeben.
    Ein weißgetünchter Stall kam in Sicht. Eine Reihe von Briefkästen schien Schutz unter einem rostigen Vordach zu suchen. Die Deckel klapperten leise im Wind. Durch den am Straßenrand zusammengeschobenen Schnee konnte er seine wenigen Briefe nicht aus dem Auto in die Kästen werfen. Ein paar Rechnungen, ein Rundschreiben von der Müllabfuhr, das war es auch schon. Die meisten Häuser gehörten Dänen und standen die längste Zeit des Jahres leer. Zavadil mochte die ausländischen Ferienhausbesitzer nicht. Er wollte die Höfe und Katen in schwedischer Hand wissen. Und Post bekamen die Fremden fast nie. Eines Tages wird es Leute wie mich nicht mehr geben, dachte er wehmütig. Nur noch E-Mails oder Nachrichten auf dem Mobiltelefon. Sie werden die Briefträger einsparen und wer Post bekommt, wird zu einem Amt in der Stadt gehen müssen, um sie zu holen. Wenn er Glück hat, von einem Schalterbeamten, wahrscheinlich aber aus einem Automaten. Schlecht für die Alten, dachte er, doch welche Alten leben dann überhaupt noch auf dem Land? Selbst die zog es in die Stadt. Taten es den jungen Leute nach. Hin zu den Geschäften, den Lokalen und den Arztpraxen. Und dem Lärm und der Hektik.
    Zavadil knöpfte seine Jacke zu und setzte eine grüne Fleece-Mütze auf den Kopf. Mit den Ohrenklappen sah er zwar aus wie ein dicker Hase, aber sie wärmte und das war die Hauptsache. Außerdem war hier weit und breit keine Seele zu sehen.
    Nachdem er die Post eingeworfen hatte, ging er nicht sofort zu seinem Wagen, der im Leerlauf vor sich hin tuckerte. Zavadil trat an das Ufer des Sees und trat vorsichtig auf den Rand des Eises. Es knackte und ein großes Stück fiel in das schwarze Wasser. Jetzt war der See noch offen, doch es erstaunte ihn immer wieder, wie schnell ein Gewässer zufrieren konnte. Das hieß dann natürlich nicht, dass man es sofort betreten durfte. Zavadil war ein vorsichtiger Mann, der lieber ein paar Tage länger wartete, als im Eis einzubrechen.
    Er trat noch ein weiteres Stück Eis ab und bückte sich nach einem Stock, der aus dem Schnee ragte, um ihn in den See zu werfen. Früher hatten seine Frau und er einen Hund gehabt, der sofort ins Wasser gesprungen wäre, um ihn zurückzuholen.
    Als er sich wieder erhob, sah er im Schilf etwas Großes, Schwarzes. Schweine, sagte er laut. Warum müssen die Leute ihren Scheiß einfach in die Natur werfen? Er sah sich um. An der Straße, in der Nähe der Briefkästen, standen zwei große Mülltonnen. Nicht nur meckern, auch tun, sprach er zu sich und trat an den, wie er jetzt sah, großen Müllsack heran. Nur die Hälfte ragte noch aus dem Schnee. Zavadil zog. Erst jetzt fiel ihm auf, wie ruhig es war. Nur das Seewasser gluckste leise gegen das gefrorene Ufer. Daher erschreckte er sich, als der Sack mit einem unwirklich lauten Geräusch aufriss. Zavadil fluchte. Kleidung dachte er, als er den Inhalt durch den Spalt sah, die kann doch nicht so schwer sein.
    „Ist wahrscheinlich festgefroren“, murmelte er. Zavadil ärgerte sich darüber, den Sack nicht einfach links liegengelassen zu haben. Er bückte sich tiefer und plötzlich überkam ihn ein Brechreiz. Der Geruch, der aus dem Sack kroch, war nicht sehr intensiv, aber dennoch eindeutig. Trotzdem, als ob sein Verstand sich weigern würde zu glauben, was doch gewiss war, vergrößerte er den Riss und zog an dem obersten Stoffstück. Einen kurzen Moment ging sein Blick von dem grauen Fetzen in seiner Hand und den toten Augen im

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