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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Müllbeutel hin und her, dann kippte Zavadil zur Seite. Eine Ruhe und Stille wie an einem Morgen nach einer Schneenacht umfing seinen Geist.
    Teever lag Wange an Wange mit einer jungen Frau. Ein widerlicher, stechender Schweißgeruch stieg ihm in die Nase. Beide rappelten sich auf. Teever war zu überrascht, um etwas zu sagen, doch die Frau keifte ihn an.
    „Was willst du Penner, hau ab. Verzieh dich!“
    Nichts lieber als das, dachte Teever.
    Sobald die Frau stand, schubste sie ihn zur Tür.
    „Raus“, schrie sie, „raus!“
    Sie war sehr klein, aber kräftig. Ein schmutziger Parka verbarg offensichtlich recht große Brüste. Sie trug eine Jeans und Winterstiefel mit unterschiedlichen Schnürsenkeln.
    „Hau ab“, wiederholte sie und fügte hinzu „oder ich…“
    „Oder ich hole die Polizei?“ vervollständigte Teever ihren Satz.
    Sie zuckte unmerklich zusammen, drängte ihn aber weiter zurück. Ihr Blick war gehetzt, die Augen bewegten sich unstet hin und her.
    „Nun ist mal gut“, sagte er und hielt ihre Arme von ihm weg. „Beruhige dich.“
    Sie schnaubte wie ein Pferd. Wie ein sehr kleines wildes Pony, fand Teever. Ihre Haare verstärkten den Eindruck.
    „Wäre es wirklich eine so gute Idee, die Bullen zu rufen?“ schoss er ins Blaue.
    Dann fügte er oberlehrerhaft und mit erhobenem Zeigefinger hinzu: „Bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege. Du bist in einer Wohnung, in der du nichts verloren hast und höchstwahrscheinlich würde ein Drogenhund dich anbellen wie ein Wolf den Mond. Dazu kennt dich der Polizeicomputer wahrscheinlich besser als du dich selbst. Ich dagegen war jahrelang bei dem Verein und ermittle nun privat mit Unterstützung meiner alten Kollegen im Auftrag eines respektablen Mitglieds der Växjöer Gesellschaft. Würde man mir glauben oder dir?“
    Gut, dass Wilhelmsson und Przybilski das hier nicht mitbekommen, sagte sich Teever. Sie würden ausnahmsweise einmal einer Meinung sein. Amtsanmaßung! Doch das konnte das Mädchen ja nicht wissen.
    Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr fettiges Haar. Teever fiel auf, dass sie ungewöhnlich kurze Daumen hatte.
    „Ich möchte mich nur umsehen. Und ein wenig reden“, versuchte er sie zu beruhigen. „Es ist mir egal, was du hier machst, ehrlich“, log er.
    Langsam schien sie sich zu entspannen.
    „Okay?“ fragte er und sie nickte leicht.
    Teever betrat den Flur. Bevor er die Tür schloss, sah er ins Treppenhaus und lauschte. Nichts. Niemand schien ihr Gebrüll bemerkt zu haben. In diesem Haus hatte man seine Privatsphäre.
    Vorbei an einer Garderobe aus den fünfziger Jahren folgte Teever ihr in das einzige Zimmer der Wohnung. Vor dem Fenster stand ein Schreibtisch, auf dem eine ganze Reihe Taschenbücher lagen. Er war überrascht. Lesen war das letzte Hobby, das er Kent zugetraut hätte. Auf der schmalen Fensterbank standen Kakteen in Tontopfen.Ein Kaktus blühte lila. Teever konnte den Stachelgewächsen nichts abgewinnen, die Blüte aber war wunderhübsch. In einem Billigregal von Ikea lagen Zeitschriften. Ein kleiner Fernseher staubte vor sich hin. Neben einer Matratze, die ohne Lattenrost auf dem mausgrauen Teppichboden lag, stand ein alter Bauernschrank. Das ist sicherlich das wertvollste Stück in dieser Wohnung, ging es Teever durch den Kopf. Der Schrank war zwar nicht sehr liebevoll restauriert worden, ansonsten aber in gutem Zustand und mit schönen Schnitzereien versehen.
    Die junge Frau hatte sich in den Türrahmen gestellt. Jetzt erinnerte sie Teever nicht mehr an ein Pony, sondern an eine Raubkatze. Eine Ungepflegte zwar, aber dennoch wie ein Tiger oder Leopard zum Sprung bereit.
    „Ich heiße Torbjörn“, stellte er sich etwas steif vor, empfand aber die Nennung des Vornamens angebracht, „und du?“
    „Pia.“
    Sie kaute an einem Fingernagel.
    „Bist du eine Freundin von Kent?“
    Teever deutete ihre Reaktion als Nicken.
    „Aber du wohnst hier nicht“, stellte er fest.
    Keine Reaktion.
    Allmählich wurde es Teever zu blöd.
    „Vielleicht sollte ich doch die Polizei holen.“
    Sie spuckte ein Stück Fingernagel auf den Boden und steckte die Hände in die Taschen ihres Parkas. Teever schätzte, dass sie dringend einen Schuss oder ein paar bunte Pillen benötigte.
    „Ich habe etwas gesucht, was mir gehört“, sagte sie. „Außerdem penne ich hier manchmal. Kent stört das nicht.“
    Teever war sich nicht so sicher, ob das stimmte.
    „Was hast du gesucht?“
    Sie schüttelte heftig den Kopf und jaulte

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