Online Wartet Der Tod
nicht gemeint«, sagte sie. »Da gibt es sicher größere Zusammenhänge. Ich versuche nur zu verstehen, warum Sie ihr damals geglaubt haben.«
Allmählich wünschte Dixon, er hätte McIlroy angerufen. Dieses Abklopfen seiner persönlichen Beweggründe war doch typisch weiblich. McIlroy hätte irgendwelche Verschwörungstheorien entwickelt, in denen Tatiana und FirstDate vorkamen, Hatchers Fragen aber trugen ihn genau dorthin, wo er keinesfalls hinwollte.
»Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich schon manchmal Zweifel. Und selbst in den Phasen, in denen ich alles geglaubt habe, war mir klar, dass ich viel Zeit in den Fall investiert hatte, ohne irgendetwas erreicht zu haben. So was kann sich das Büro nicht mehr leisten. Deshalb bin ich zu Mark Stern gegangen und habe ihm erzählt, ich wüsste, dass da was im Busche ist. Er solle sich überlegen, ob er nicht besser ein vollständiges Geständnis ablegen und Namen von Leuten nennen wolle, die genau wie er an kriminellen Unternehmungen beteiligt waren.«
»Entschuldigung. Was haben Sie gemacht?«
Dixon hatte immer gewusst, dass das nicht gut aussehen würde, wenn es jemals rauskam, aber erst jetzt, als er es tatsächlich erzählte, begriff er, wie lächerlich es klang – wie verzweifelt er diese Ermittlung hatte abschließen wollen. Er rief sich Mayfields Hinweis in Erinnerung: Sie entscheiden, was genau Sie ihnen erzählen.
»Wir haben in letzter Zeit alle Hände voll zu tun, sind immerzu mit dem Thema Terror beschäftigt. Das lässt uns wenig Zeit für handfeste Ermittlungen. Unsere ganzen Aufklärungsstatistiken – Wirtschaftskriminalität, Betrug, selbst Drogenhandel – sind im Keller. Es war klar, dass ich an der FirstDate-Sache nicht noch länger dranbleiben konnte, deshalb habe ich ein bisschen gepokert. Es war ein Versuch, zu bluffen.«
»Und es hat nicht funktioniert.«
»Drei Tage später ist Tatiana ermordet worden.«
Jetzt hatte er seine Informantin beim Namen genannt. Nicht »Chekova«, nicht »sie«, nicht »Informant«. Tatiana ist ermordet worden. Gerade als Dixon an Hatchers Miene abzulesen versuchte, ob ihr das aufgefallen war, griff sie nach dem Handy an ihrem Gürtel und klappte es auf.
»Entschuldigung«, sagte sie und drückte ein paar Tasten. »Es ist auf ›Vibrieren‹ gestellt.«
»Nehmen Sie das Gespräch an, wenn es wichtig ist.«
Sie zuckte die Achseln und schob das Handy an seinen Platz zurück. »Wenn Sie der Überzeugung waren, dass eine Ihrer Informantinnen ermordet worden ist, weil sie mit Ihnen zusammengearbeitet hat, warum hat das FBI dann nicht in dem Mordfall ermittelt?«
Schon wieder, dachte Dixon. Ihre Fragen zielten alle auf seine persönlichen Motive.
»Wir hatten nicht genug, um eine Verschwörung nachweisen zu können, zu der FirstDate gehörte – wie sollten wir da glaubhaft machen, dass sie deshalb umgebracht worden war? Wir fanden es besser, die Aufklärung des Falls dem NYPD zu überlassen.«
»Und jetzt, zwei Jahre später, befassen McIlroy und ich uns damit.«
»Sie machen das zweifellos besser als die laschen Säcke damals. Wieso haben die nie einen Waffenvergleich angestellt?«
»Der Fall ist wohl durch die Maschen gefallen. Einer der beiden Ermittler, Barney Tendall, ist außerhalb des Dienstes erschossen worden. Und sein Partner ist damit nicht klargekommen. Der hatte eine Art Zusammenbruch.«
»Ja, ja, ich weiß, ihr haltet zusammen und nehmt euch gegenseitig in Schutz. Ich sehe das allerdings anders. Wir haben den Fall vielleicht nicht übernommen, aber wir haben immer beobachtet, was lief. Dieser Ed Becker war der mieseste Cop, dem ich je begegnet bin – und sein Partner war auch nicht besser. Die haben keinen Finger krumm gemacht. Sie haben sich um ihre anderen Fälle gekümmert, sicher, aber Tatiana … Chekova«, fügte er, sich selbst korrigierend, hinzu, »war für die nur eine Kosakenstripperin. Die haben nie ernsthaft was an dem Fall gemacht.«
Es war offensichtlich, dass Hatcher nicht die Absicht hatte, das Gespräch mit dieser Tendenz fortzusetzen. »Es stellt sich also die große Frage: Wenn Tatiana erschossen wurde, weil sie mit Ihnen zusammengearbeitet hat, wie passt das mit unseren anderen drei Morden zusammen?«
»Ich würde es Ihnen sagen, wenn ich es wüsste.«
»Ach, hören Sie doch auf. Wenn Sie es wüssten, würde das FBI den Fall mit Sicherheit übernehmen.« Sie lächelte ihn freundlich an, und er stellte fest, dass er das Lächeln erwiderte. »Was können Sie
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