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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alafair Burke
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sollte.
    Russische Heroinimporteure gehörten zu den brutalsten, rücksichtslosesten und bestorganisierten Verbrechern, mit denen Dixon je zu tun gehabt hatte. Von ihren Trupps erwarteten sie absolute Loyalität. Wer nicht parierte, den erwarteten grässliche Vergeltungsmaßnahmen. Drei Jahre zuvor hatte Dixon ein Mitglied dieser russischen Meute umgedreht. Sechs Stunden nachdem der Deal mit der Anklage besiegelt war, verschwanden die Frau des Informanten und seine drei Kinder aus der Wohnung der Familie. Drei Tage später war in dem Haus, in dem die Behörde den Mann vorerst untergebracht hatte, ein Paket mit acht abgesägten Daumen eingetroffen. Die Leichen waren nie gefunden worden; der Informant war aus der Abmachung ausgestiegen und hatte es vorgezogen, seine volle Strafe abzusitzen. Tatiana hatte nicht raus aufs Land ziehen wollen, war aber auch nicht imstande gewesen, mit dem Mann, der ihre Drogenabhängigkeit bediente, ein falsches Spiel zu spielen.
    Ihre Lage war die übelste, in der eine Verdächtige sich befinden konnte. Sie war eine Stripperin und Gelegenheitshure und hatte einen Fernseher haben wollen, den sie sich nicht leisten konnte. Die Suche eines übereifrigen Cops nach diesem Fernseher hatte sie auffliegen lassen – mit so viel Stoff, dass es nach den Rockefeller-Drogengesetzen für acht Jahre Gefängnis gereicht hätte. Für ein paar hinreichend üble Typen war sie gefährlich genug, um umgebracht zu werden. Andererseits hatte sie bislang nicht kooperiert und hätte auch nichts von dem, was sie vielleicht zu erzählen hatte, irgendwie untermauern können. Sie war als Informantin nicht viel wert – und weit entfernt von einer so tiefen Verstrickung, dass man sie im Gegenzug in ein Zeugenschutzprogramm hätte aufnehmen können.
    Aber irgendwie hatte Charlie sie trotzdem da herausgekriegt. Er hatte nicht anders gekonnt. Nicht in diesem Fall. Sie war zu verletzlich gewesen, zu bedürftig. Sie war ihm so lieb vorgekommen, und es war lange her gewesen, dass er seine Position ausgenutzt hatte, um jemandem zu helfen. Also hatte er Tatiana geholfen. Ihr zugehört. Und um die Unterstützung, die er ihr gegeben hatte, mit seinen Pflichten als FBI-Agent in Einklang zu bringen, hatte er sogar auf der Grundlage der spärlichen Informationen, die sie ihm geliefert hatte, etwas unternommen. Er hatte mit einem Dealer, mit dem sie nicht mehr im Geschäft war, einen überwachten Handel inszeniert. Einen anderen Typen hatte er hochgehen lassen, als er mit fast hundert gestohlenen Kreditkartennummern aus einem Motel kam.
    Aber er hatte nichts von all dem dokumentiert – weder die Informationen, die sie ihm geliefert hatte, noch die aufmerksame Behandlung, die er ihr in dem Polizeirevier in Brooklyn hatte angedeihen lassen. Es wäre sonst offensichtlich gewesen, dass sie mehr bekommen als gegeben hatte. Es hätte eine interne Untersuchung stattgefunden. Seine Beweggründe wären analysiert worden. Und es hätte jemand darauf kommen können, dass er sich verliebt hatte.
    Alles wäre gut, hätte er nur den einen – spannenden – Fingerzeig von Tatiana ignoriert. Einmal, hatte sie gesagt, habe ich mitbekommen, wie ein paar von den Typen über eine Abmachung gesprochen haben, die sie mit einer Firma namens FirstDate haben. Charlie hatte es genau wissen wollen. Welche Typen? Was für eine Abmachung? Nichts. Er hätte es auf sich beruhen lassen sollen. Aber schon nach dieser vagen Andeutung hatte er eine Theorie aufgestellt: Banden der organisierten Kriminalität brauchten eine Möglichkeit, die Erträge ihrer verbrecherischen Unternehmen zu waschen, und nicht selten waren es ehrenwerte Geschäftsleute, die diesen Part übernahmen.
    Von den Kriminellen selbst konnte er keine Kooperation erwarten, aber er stellte sich vor, dass ein Mann wie Mark Stern zu einem Deal bereit sein würde, sowie auch nur die Möglichkeit einer Strafanzeige gegen ihn am Horizont auftauchte.
    So war Dixon knapp drei Monate, nachdem er Tatiana kennengelernt hatte, ohne irgendetwas Konkretes in der Hand zu haben, zu Mark Stern gegangen und hatte ihm erklärt, dass er unter Beobachtung stehe. Hatte behauptet, er habe einen Informanten, der belegen könne, dass Sterns Firma, FirstDate, benutzt werde, um Finanz-Transaktionen russischer Drogenhändler zu verbergen.
    Aber zu seiner Überraschung hatte Stern sich davon nicht beeindrucken lassen; vielmehr hatte er ihn rausgeschmissen. Drei Abende später war Tatiana auf dem »Vibrations«-Parkplatz

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