Online Wartet Der Tod
Bedauerlicherweise war der Befragte – Rick Newton alias Mr. Right – in Ellies Augen alles andere. Seine Jeans waren eine Nummer zu eng und sein zerzaustes Haar deutlich zu lang. Er saß ihr im Verhörraum gegenüber und sah sie über rosa getönte, salattellergroße Sonnenbrillengläser hinweg an. Seine Bemühungen, hip zu sein, ließen eher an David Cassidy denken als an George Clooney.
»Nicht annähernd so viel, wie Sie im Sinn haben«, gab Ellie zurück. »Ein Name und eine Telefonnummer würden völlig reichen.«
Sie schob einen Notizblock zu ihm hinüber, und er klappte sein Handy auf, um die erbetenen Angaben zu suchen.
»Den Nachnamen hab ich vergessen, aber ich bin sicher, sie … kommt gleich.« Bei den letzten Worten grinste er Ellie an.
»Vor allem wegen dieser Masche sind Sie hier gelandet.«
»Damit bin ich auch bei Reeva gelandet. He, wie sagt ein chinesischer Elvis-Imitator?«
»Warum bin ich mir sicher, dass Sie es mir sowieso erzählen werden?«
»Reeva Ras Vegas.«
»So ist das mit dem L und dem R doch gar nicht – ach, vergessen Sie’s.«
Newton sang noch vor sich hin, während Ellie rausging, um die arme Reeva anzurufen. Ihr Nachname, hatte sich herausgestellt, war Stanton. Außerdem stellte sich heraus, dass ihr das Ganze äußerst peinlich war.
»Ich hab es gewusst. Ich hab’s verdammt noch mal gewusst. Ich wusste , dass es ein Nachspiel haben wird, wenn ich mit diesem schmierigen Scheißkerl ins Bett gehe.«
Ellie unterdrückte ein Lachen. »Ich behellige Sie nicht gern, aber können Sie mir sagen, wann das so ungefähr war?«
»Herrgott noch mal, am liebsten würde ich Ihnen erzählen, dass ich den Kerl gar nicht kenne. Dafür ist es zu spät, was?«
Jetzt kicherte Ellie. »Ich fürchte, ja. Die Polizei anzuschwindeln kann einem den ganzen Tag vermiesen.«
»Ja, klar. Natürlich. Okay, sagen Sie’s nicht weiter, ich hab ihn nur dieses eine Mal getroffen. In der ›Uptown Lounge‹ an der Bar.«
Ellie kannte den Laden, ein Restaurant auf der Upper East Side, unter schicken Singles sehr beliebt.
»Wann ungefähr war das?«
»Ich bin sehr spät hingegangen, so gegen halb zwölf. Er war schon da.«
»Mit ›er‹ meinen Sie Rick Newton?«
»Das versuche ich zu verdrängen – aber, ja. Wie auch immer. Ich habe gerade eine schreckliche Trennung hinter mir und bin mit meinen Freundinnen ausgegangen. Ich halte mich an ein Buch, in dem steht: Du musst sechzig Tage überstehen, ohne mit dem Scheißkerl zu reden, über den du hinwegkommen willst, und du musst während des kalten Entzuges in Betrieb bleiben. Irgendwo steht in dem Buch wahrscheinlich auch, dass man nicht mit dem erstbesten Versager schlafen soll, der einem über den Weg läuft, aber schieben Sie’s auf vier Ginger-Martinis und ein gebrochenes Herz, okay?«
»Also wäre der Zeitrahmen so ungefähr …«
»Wie lange es gedauert hat, bis die Schlampe in mir ihn mitgenommen hat? Ein paar Stunden. So gegen zwei sind wir gegangen. Er wollte am nächsten Tag noch ewig bleiben, aber ich bin zeitig aufgestanden und habe gesagt, ich müsse zum Yoga. Das war am Samstagmorgen, ungefähr um neun. Danach bin ich noch sechs Stunden verkatert im Bett geblieben. Eigentlich hatte ich gehofft, nie wieder von ihm zu hören.«
»Sieht so aus, als wäre es das jetzt endgültig gewesen. Nennen Sie mir noch den Namen einer Ihrer Freundinnen? Nur zur Bestätigung?«
Unter lautem Seufzen gab Reeva Ellie einen Namen und eine Nummer. »Die wird mir die Hölle heiß machen.«
Als sie ihr Telefonat beendet hatte, winkte Flann Ellie zu sich an den Tisch. »Was haben Sie von Mr. Right?«
»Im Zuge des allgemeinen Trends, dass es da draußen für jeden Topf einen Deckel gibt – wenigstens für eine Nacht –, hat Rick Newton es letzten Freitag irgendwie geschafft, bei einer Frau zu landen.« Immer noch verwundert, schüttelte Ellie den Kopf. »Es sieht gut aus für ihn. Er wird wohl gehen können.«
»Ich erzähle Ihnen jetzt was. Mein Freund von der Staatsanwaltschaft hat angerufen.«
»Jeffrey P. Yong, der Pokerspieler?«
»Genau der. Er hat sich nach oben durchgefragt, um rauszufinden, warum er den Gerichtsbeschluss gegen FirstDate nicht ausstellen sollte. Da hat nicht Stern dran gedreht. Es war ein Anruf vom FBI.«
Ellie brauchte einen Moment, um das zu verdauen. »Warum interessiert sich die Bundesbehörde für FirstDate?«
McIlroy zog die Brauen hoch. »Interessante Frage, nicht wahr? Gehen Sie, und bringen Sie
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