Online Wartet Der Tod
ihrer Übungsmatte niedergelassen hatte, klopfte es an der Tür. »Wer ist da?«, rief sie.
»Lieferservice.«
Der Mann, der da etwas lieferte, sprach auch nicht besser Englisch als Lewis. Das ging ihr durch den Kopf, während sie sich aufrappelte. Sie beugte sich vor zum Spion und sah, dass der Strauß das Profil des Mannes verdeckte. Zu erkennen war nur der braune Schopf.
»Die sind nicht für mich. Vielleicht für 32 F.« Da wohnte die langhaarige Schlampe mit dem Chihuahua, der gepiercten Zunge und den vielen Freunden.
»Sie sind für dich, Megan. Ich bin’s, Greg. Von FirstDate. Ich hab dir geschrieben, dass ich, wenn du nicht mit mir ausgehen willst, eines Tages mit Blumen vor deiner Tür stehen würde.«
Nicht derjenige, der jetzt vor der Tür stand, hatte ihr das geschrieben, sondern ein sehr freundlicher Mann namens Greg London, der seit etwas mehr als einer Woche über FirstDate etliche E-Mails mit Megan gewechselt hatte. Gute Chemie. Viele geistreiche Scherze. Greg war einer der wenigen Männer, die Megan gern treffen wollten, aber sie fand die Vorstellung, einem sportlichen Fremden gegenüberzustehen, der seine Wunschpartnerin als schlank beschrieben hatte, unerträglich peinlich. Sie hatte ihn vertröstet, weil sie gehofft hatte, vor der großen ersten Begegnung noch ein paar Pfund abzunehmen.
Und nun hatte Greg seine Ankündigung, er werde sie eines Tages mit Blumen überraschen, wahr gemacht. Panisch warf sie einen Kontrollblick in den Spiegel und entschied, dass Schwitzen ihr stand. Sie sah glücklich aus und gesund, und verdammt, sie würde jetzt endlich Greg kennenlernen.
»Wie hast du mich bloß gefunden?«
Der Mann, der vor Nummer 32 M stand, stellte sich das runde Gesicht vor, das sich gegen den Spion presste. Blumen und braunes Haar. Mehr konnte sie nicht sehen. Wie hast du mich bloß gefunden? Er hörte einen Schlüssel im Schloss, und gleich darauf stand Megan vor ihm und bat ihn mitsamt seinem billigen Strauß herein.
Megan lebte nicht mehr lange genug, um eine Antwort auf ihre Frage zu bekommen. Sie hatte gerade die Tür wieder abgeschlossen, da erkannte der Mann, der sich Enoch nannte, dass sie große Ähnlichkeit mit einer seiner Pflegemütter hatte. Wie absurd das war, darüber dachte er noch nach, als er sie packte.
Dritter Teil
Enoch
23
Das »Delta Grill« war im Louisiana-Stil eingerichtet, mit Dielenboden, New-Orleans-Barschildern und Live-Zydeco-Musik mit Akkordeon, Waschbrett und Fidel. Ellie schob sich an der Band vorbei in den hinteren Bereich Richtung Bar und hielt Ausschau nach einem Gesicht, das zu dem FirstDate-Foto von Unveröffentlicht passte. Sie entdeckten einander im selben Moment.
Peter, der einen kleinen Tisch weiter hinten ausgesucht hatte, stand auf, um ihr die Hand zu schütteln. »Ist dir hoffentlich recht, wenn wir hier sitzen. Ich dachte, hier hört man besser.«
»Klar, ist doch gut. So konnte ich dich lange anschauen. Ist das jetzt die Stelle, an der die meisten Frauen den Rückzug antreten?«
»Ja, aber dann hat mir jemand das mit dem Duschen und der Seife beigebracht. Jetzt ist es, glaube ich, besser.«
Ellie setzte sich.
»Heißt das, du bleibst?«
»Hör auf«, sagte Ellie. »Ja, natürlich bleibe ich.«
»Du bist erleichtert, gib’s zu.«
Zwei Sekunden lang behielt Ellie ihre ernste Miene, dann lachte sie los. Sie war tatsächlich erleichtert. In natura sah Peter noch besser aus als auf dem Bild: nicht besonders groß, aber auch nicht klein, und er hatte ein hübsches Lächeln, bei dem der eine Mundwinkel weiter nach oben wanderte als der andere.
»Ein bisschen nervös war ich schon«, räumte sie ein. »Ich habe mich noch nie mit jemandem von FirstDate getroffen.«
»Das behaupten sie alle.«
Ellie beteuerte, dass sie die Wahrheit sage, aber Peter winkte ab. »Ich mache nur Spaß. Für mich ist es auch das erste Mal. Ich habe mich erst vor ein paar Wochen registrieren lassen, und so richtig glücklich war ich mit dem, was ich da gefunden habe, auch nicht.«
»Komplize gesucht? Ich fand Sakrileg sooo toll?«
»Genau. Was soll das? Aber egal, bei dir hatte ich den Eindruck, dass du über das Gleiche lachen kannst wie ich, also habe ich mir vorgenommen, dich zu mindestens einem Treffen zu überreden, bevor ich da kündige.«
Eine Kellnerin kam und fragte, was sie ihnen zu trinken bringen könne. Spezialität des Hauses, erläuterte sie, sei der Hurricane.
»Dann einen Hurricane«, sagte Ellie.
»Bringen Sie
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