Online Wartet Der Tod
und Amy zu finden. Dies hatte ein Brainstorming werden sollen, aber Ellies Stift schwebte immer noch über einem leeren Blatt Papier. Sie sah auf die Uhr – elf.
»Haben Sie ein Pflaster drauf oder so was?«, fragte Flann.
»Wovon reden Sie?«
»Raucherentwöhnung. Sie spielen heute nicht mit Ihrem Stift herum.«
Ellie erklärte, das sei eine reine Willensfrage, aber sie wusste, was an diesem Vormittag anders war. Die neu gewonnene Ruhe ihrer Hände war ihr auch schon aufgefallen. Sie hatte auch registriert, dass sie sich seit ihrem Date mit Peter noch kein einziges Mal nach einer Zigarette gesehnt hatte. Vielleicht hatte Jess recht gehabt, als er behauptete, sie sehne sich schon lange nach etwas ganz anderem.
»Nein, irgendwas ist mit Ihnen«, bohrte Flann. »Sie haben so einen Ausdruck im Gesicht … Naschen Sie heimlich Zuckerstangen oder so? Vielleicht ein Extralöffelchen aus dem Glas mit Dreckszeug, das Sie in Ihrem Karton da bunkern?«
Ellie spürte, dass sie allmählich rot wurde, doch das Klingeln von Flanns Handy erlöste sie.
»McIlroy … Du hast richtig gehört. Die Firma heißt FirstDate … Ja, meine Partnerin ist sehr hübsch.« Flann warf ihr einen Blick zu und lächelte. »Was gibt’s, Antoine? … Alles klar, wir sind gleich da.«
Er klappte das Handy zu. »Schnappen Sie sich Ihren Mantel. Wir haben eine weitere Tote.«
Zwanzig Minuten später hielten sie vor dem riesigen Wohnblock in Yorkville. Als sie auf die Haustür zugingen, sah Ellie ein Fahrzeug des Nachrichtensenders NY1 mit quietschenden Reifen vorfahren und einen Mann mit Kamera hinten aussteigen. Sie stieß Flann an.
»Wieso wissen die schon davon?«
»Bei so einem großen Haus? Der eine erzählt dem anderen was, und ehe man sich versieht, ruft der Nächste einen Nachrichtensender an. Das spricht sich rum. Nicht mehr lange, und wir haben hier eine ganze Traube von Reportern. Mit der Ruhe ist es vorbei. Das wird jetzt eine ganz große Sache.«
Ellie meinte eine gewisse Erregung in seiner Stimme wahrzunehmen. Sie wollten mit dem Doorman sprechen, doch der war gerade auf der anderen Seite der Eingangshalle und half einem gut gekleideten Mieter, einen großen Karton in den Aufzug zu hieven. Sie hätten einfach unbemerkt weitergehen können, warteten aber.
Ellie nutzte die Zeit, um sich drei kleine Schwarz-Weiß-Bildschirme anzusehen, die unterhalb des Empfangstresens befestigt waren. Auf dem mittleren erkannte sie den gut gekleideten Mieter und sein Paket. Als der Doorman zurückkam, fragte sie ihn, ob die Sicherheitskameras in den Aufzügen an einen Rekorder angeschlossen seien oder nur zur aktuellen Überwachung genutzt würden.
»Wir zeichnen auf«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie lange, aber …«
Ellie wusste, dass die Aufnahmen in den meisten Wohnhäusern, wenn überhaupt aufgezeichnet wurde, nur eine begrenzte Zeit erhalten blieben, vierundzwanzig Stunden höchstens. »Wir brauchen sämtliches Material aus dem Fahrstuhl, der in den zweiunddreißigsten Stock fährt. Und zwar möglichst schnell.«
Der Doorman versicherte, er werde sein Bestes tun, und eilte davon, wobei er die Eingangshalle unbewacht und ungesichert zurückließ.
Die Tote in Wohnung 32 M war Megan Quinn. Eine Stunde nachdem sie bei der Arbeit hätte erscheinen müssen, um Texte für das Magazin Travel & Leisure zu verfassen, hatte ihre Putzfrau sie auf dem Wohnzimmerboden gefunden, das Gesicht nach oben, neben sich einen lädierten Blumenstrauß. Ordentlich auf ihrem Oberkörper platziert lag das Blatt Papier, das dazu geführt hatte, dass Flann telefonisch über den Mord informiert worden war.
Es war eine ausgedruckte E-Mail, abgeschickt vom Account eines GregUK an den Account MeganMay, das Ganze gesandt über FirstDate. Ich finde großartig, was ich von Dir lese. Das waren jetzt genug Mails. Ich möchte Dich wirklich treffen. Und wenn Du nicht sagst, wann und wo, kann es gut sein, dass ich eines Tages einfach mit einem Strauß Rosen vor Deiner Tür stehe. Unterschrieben war der Text mit Greg . Und es stand eine Telefonnummer dabei.
Antoine Williams von der Mordkommission Manhattan Nord, bei dem der Notruf eingegangen war, hatte läuten hören, dass Flann derzeit ausschließlich an einem Fall arbeitete, der etwas mit Internet-Kontaktbörsen zu tun hatte. Flann hatte schon lange aufgehört, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wieso sein Name und seine Fälle unter den Kollegen immer wieder für Gesprächsstoff sorgten. Er war
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