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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alafair Burke
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sie nebeneinander her, bis Peter vor einem Schaufenster an der 44. Straße West stehen blieb. Er wies auf die mit Graffiti übersäte Metalltür, die den Ladeneingang schützte, und sagte: »Hier ist es.«
    Ellie sah ihn zweifelnd an. »So, wie du ein dunkelrotes Samtjackett anhast?«
    »Nein. Es ist eine der letzten Ecken hier im Viertel, wo die doppelte Nutzung noch erlaubt ist: wohnen und arbeiten. Ich habe die obere Etage von dem Typen gemietet, der hier Nippes an Touristen verkauft hat. Vor zwei Monaten musste er dichtmachen, weil sie ihm nachweisen konnten, dass er den Leuten Fälschungen angedreht hat. Jetzt versuchen sie mich hier rauszukriegen, aber ich habe mir einen Anwalt genommen.« Er nannte einen Namen, wohl in der Annahme, dass sie denjenigen von ihrer Arbeit her kannte. Sie fühlte sich scheußlich.
    »Bitter, wenn man eine gute Wohnung in der Stadt verliert.«
    »Wenn es nur ums Wohnen ginge, fände ich es nicht so schlimm. Aber das ist auch mein zweites Büro. Die Redaktion ist nur ein paar Ecken entfernt, und ich kann nach Hause gehen, ein Bier trinken und in Ruhe weiterschreiben. Ich komme von meinem Computer zu Hause aus ins Redaktionssystem. Letztlich streben sie an, dass wir Schreiberlinge alle kein Büro in der Redaktion mehr brauchen; das würde die Kosten enorm senken.«
    Er deutete Ellies traurige Miene als gelangweilt.
    »Entschuldige. Ich labere die ganze Zeit. Und du musst wahrscheinlich nach Hause. Vielen Dank, dass du mich begleitet hast. Sehr ritterlich. Ist das auch wirklich in Ordnung für dich? Komm, ich rufe dir wenigstens ein Taxi.«
    »Nein, ist schon gut. Ich kann zu Fuß gehen.« Das sagte sie, aber ihre Füße gingen nirgendwohin.
    Er machte einen Schritt auf sie zu und zog den lose herabhängenden Schal um ihre Schultern fest. Dann gab er ihr den sanftesten, zärtlichsten, vollendeten Kuss auf den Mund. »Kann ich dich wiedersehen?«
    »Hm – nein, kannst du nicht.«
    Peters Miene sagte: Du nun wieder – bis er sah, dass sie nicht lächelte. »Entschuldigung, habe ich irgendwas falsch verstanden?« Er blickte zurück in Richtung Restaurant, als wolle er sich vergewissern, dass er sich den ganzen Abend nicht nur eingebildet hatte.
    »Ich weiß, das klingt verrückt, aber ich hätte mich nicht mit dir treffen sollen. Ich hätte dir gar nicht erst mailen sollen. Es wäre zu kompliziert, das zu erklären, aber ich kann dich nicht wiedersehen.«
    »Gut, wenn du es wirklich so willst, respektiere ich das natürlich. Kann ich irgendwas tun, um dich umzustimmen? Etwas Legales, meine ich? Keine Entführung. Das wäre sicher nicht so günstig.«
    Ellie lächelte traurig und wünschte, er wäre weniger liebenswert. »Ich erspare dir einen Haufen Ärger, glaub mir.«
    »Falls das was ändert: Ich bin unendlich enttäuscht – zutiefst bemitleidenswert, wirklich. Ich werde raufgehen und mich in meinem Kummer suhlen. Ernsthaft. Eiskrem, Jogginghose, Lifetime Television – das ganze Drum und Dran.«
    Ellie küsste ihn auf die Wange und lächelte. »Danke.«
    Dann ging sie los. Als sie hörte, wie er an der Tastatur bei der schmalen Tür gleich neben dem graffitibunten Ladeneingang eine Zahlenkombination eingab, drehte sie sich noch einmal um.
    »Ich habe doch gerade gesagt, dass ich dich nicht wiedersehen kann, und so weiter.«
    »Ich glaube, ich erinnere mich«, erwiderte Peter und nickte.
    »Das heißt nicht, dass unser einziger Abend schon zu Ende sein muss. Für Lifetime habe ich auch eine Schwäche.«
    Er führte sie in die Wohnung, die er sein zweites Büro nannte. Es gab keine Eiskrem, kein Fernsehen und keine Jogginghose. Ellie schloss die Augen und genoss die Nacht als das, was sie war. Sie versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass eine anonyme Nacht mit einem Fremden genau das war, was sie brauchte. Und jedes Mal, wenn er Ally flüsterte, sagte sie sich, dass das ja fast richtig war.
     

24
    »Erde an Hatcher. Wo sind Sie gerade mit Ihren Gedanken?«
    Ellie schreckte aus ihrem Tagtraum hoch. »Entschuldigung. Wie bitte?«
    »Wenn wir heute nichts zustande bringen, kann es gut sein, dass Lieutenant Eckels Sie dahin zurückschickt, wo Sie hergekommen sind.«
    Sie hatten schon Seth Verona da gehabt, den Geschäftsführer des »Vibrations«, damit er sich Fotos aus der Kartei und FirstDate-Profile anschaute, aber den Mann, der immer gekommen war, um Tatiana zu treffen, hatte er dort nicht entdeckt. Es gelang ihnen nicht, weitere Verbindungen zwischen Tatiana, Caroline

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