Online Wartet Der Tod
College-Hill-Würgers und den Fragen, die sich ihr im Zusammenhang mit seinem Tod stellten. Als sie endlich fertig war, bekundete er Mitgefühl für sie und ihre Familie. Mehr hatte sie nicht hören wollen.
»Ich wette, Ihr alter Herr wäre stolz auf Sie, Hatcher. Sie sind noch ein halbes Kind und schon Detective. Arbeiten sogar an Mordfällen.«
»Na ja, nicht wirklich.« Sie erzählte ihm, dass Flann sie eigens angefordert hatte, und er stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
»Wer hätte gedacht, dass Flann bei den Chefs so einen Stein im Brett hat! Haben Sie sich mal gefragt, warum ausgerechnet Sie?«
Sie dachte daran, wie Flann es ihr gegenüber begründet hatte, als sie von Becker kommend zurück in die Stadt gefahren waren, aber davon sagte sie nichts.
»Und er kennt die ganze Geschichte mit Ihrem Vater? Weiß, wie sehr die Presse sich für Sie interessiert hat?«
»Das nehme ich an.«
Becker schwieg, bis sie wieder aus dem Midtown Tunnel auftauchten. Dann sagte er: »Flann McIlroy hatte noch nie Berührungsängste gegenüber den Medien.«
22
Es zeigte sich, dass die füllige Megan sich bei den Jungs von FirstDate nicht solcher Beliebtheit erfreute, wie Amy Davis es getan hatte. Wenn Megan nie aus dem Haus ging, konnte er sie nicht spätabends draußen umbringen. Also nahm er eine Änderung vor.
In das Gebäude zu gelangen war keine große Herausforderung. Megan lebte in einem riesigen Nullachtfünfzehn-Wohnblock ganz im Osten der Upper East Side, im Yuppie-Slum Yorkville. Im Gegensatz zu den weiß behandschuhten Portiers der schicken Häuser näher am Park saßen die Angestellten hier nur zu Show-Zwecken und um einen Eindruck von Sicherheit vorzugaukeln. Kurz nach halb acht kreuzte er auf. Reger abendlicher Betrieb. Er zog sich die Kapuze über den Kopf.
»Lieferung für Apartment 32 M. Es gehört ein Lied dazu, deshalb muss ich direkt zu ihr hin.« Dabei hielt er den Blumenstrauß so, dass sein Gesicht weitgehend verdeckt war. Der Doorman hatte einen Hausbewohner am Telefon, und einem anderen händigte er gerade ein Päckchen aus.
»Ist in Ordnung. Gehen Sie ruhig.«
Im Fahrstuhl, der ziemlich voll war, stellte er sich mit dem Rücken zu der in einer der oberen Ecken angebrachten Kamera. Die Taste mit der 32 drückte er mit einem Fingerknöchel. Eine Frau verließ mit ihm zusammen den Fahrstuhl. Er wartete, bis sie in ihrer Wohnung verschwunden war, und klopfte an die Tür von 32 M.
Erst seit zwei Nächten schlief Jess auf ihrem Sofa, und schon empfand Ellie die Leere und Stille in ihrer Wohnung als fremd. Sie schaltete den Fernseher ein, nur um Geräusche um sich zu haben, setzte sich mit ihrem Laptop aufs Sofa und loggte sich bei FirstDate ein.
Weitere neue Nachrichten und weitere Flirts. Sie hatte ihr Profil mit einem kurzen, nichtssagenden Text und einem ganz hübschen, wenn auch etwas körnigen Foto bestückt. Möglicherweise hatte sie damit unbeabsichtigt genau das getroffen, was viele Männer ansprach. Sie überflog die Liste neuer Nachrichten. Nur ein Name unter den Absendern stach ihr ins Auge, und der hatte nichts mit dem Fall zu tun. Unveröffentlicht, der verkannte Autor, dem sie geschrieben hatte. Sie öffnete die Nachricht.
Ally, Du scheinst Humor zu haben. Ich würde gern mehr über Dich erfahren, aber E-Mails mag ich nicht (ich weiß, es ist dumm, auf diesem Weg jemanden kennenlernen zu wollen, wenn man E-Mails nicht mag). Das ist jetzt vielleicht ein bisschen forsch, aber hättest Du Lust, heute Abend was trinken zu gehen? Du kannst mich einmal kurz anschauen und gleich wieder verschwinden, wenn Du willst, versprochen. Ich werde es nicht persönlich nehmen. Genau genommen bin ich daran gewöhnt. Peter. Dazu hatte er eine Telefonnummer geschrieben.
Ellie begann die Nachricht zu löschen, hielt dann aber inne. Jess war unterwegs. Sie war allein. Ihr Hirn brauchte Abwechslung von dem Fall. Wenn sie zu Hause blieb, würde sie nur im Netz surfen und sich wie eine Versagerin fühlen. Sie klickte das Foto an, das zum Profil von Unveröffentlicht gehörte. Peter hatte zerzaustes dunkelbraunes Haar und grüne Augen; er hatte für das Bild mit einem Golden Retriever posiert. Unter dem Foto stand: Tut mir leid, aber der Hund gehört mir nicht.
Sie traf ein Abkommen mit sich selbst, dachte noch einmal darüber nach und griff nach dem Telefon, um die Nummer zu wählen.
»Peter?«
»Zuletzt noch ja.«
»Hallo, hier ist Ally. Von FirstDate. Ich habe deine Mail gelesen. Ist es
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