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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alafair Burke
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wäre, den Fall zu übernehmen.« Charlie beugte sich vor, wie er es in Vorbereitung dieses Gesprächs an seinem Schreibtisch geübt hatte. »So ein Fall wäre gut fürs Büro – wir könnten zeigen, dass wir trotz aller Terrorismusbekämpfung noch in der Lage sind, unser Kerngeschäft zu betreiben.«
    »Nur dass das im Grunde nicht stimmt, oder? Sie wissen genauso gut wie ich, wo heutzutage die Prioritäten liegen. Ich habe darüber nachgedacht. So ist es besser. Eine Art Chinesischer Mauer zwischen ihnen und uns. Sollte herauskommen, was zwischen Ihnen und diesem Mädchen war, kann niemand behaupten, die Beziehung hätte die Ermittlungen beeinflusst – solange wir nicht diejenigen sind, die sie führen.«
    »Sie gehen also davon aus, dass die den Fall lösen.«
    »Bei solchen Sachen ist das NYPD gut. Sie werden den Kerl finden, und zwar ohne uns.«
    »Aber wir hätten – mit dem, was wir wissen – vielleicht bessere Karten.«
    »Das ist der springende Punkt«, sagte Mayfield. »Auch darüber habe ich lange nachgedacht; es bleibt dabei, dass wir etwas wissen, das sie nicht wissen. Und das muss einer von uns ändern.«
    »Sie wollen es Ihnen sagen?«
    »Ich hielte es für fairer, wenn Sie das tun.«
    »Was soll ich ihnen sagen?«
    »Sie ergreifen eine Gelegenheit aber auch nicht gerade beim Schopf, was, Charlie?« Bei diesen Worten lächelte er seinen alten Kumpan an, aber Charlie ärgerte sich trotzdem. »Sie gehen hin, reden mit ihnen und hören mal, wie weit sie sind. Und dann erzählen Sie ihnen alles, was relevant sein könnte. Wird die Tatsache, dass Sie das tote Mädchen gevögelt haben, relevant sein?«
    »Nein.« Mehr brachte Charlie nicht heraus. Er hatte das tote Mädchen geliebt. Er hatte seitdem mit keiner anderen Frau geschlafen.
    »Gut. Das habe ich mit ›Gelegenheit‹ gemeint. Sie entscheiden, was genau Sie ihnen erzählen. Sie müssen nur sicherstellen, dass die Nachricht ankommt.«
    Als Charlie sich zum Gehen wandte, rief Mayfield ihm nach: »He, gern geschehen!«
    Leck mich doch, dachte Charlie. Er wusste genau, warum Barry Mayfield ihn allein zum NYPD schickte. Wenn die Kacke dann am Dampfen war, konnte er sagen, er habe von nichts gewusst. Und Charlie würde der böse Agent sein, der hinter diesem toten Mädchen hergewesen war.
     
    Richard Hamlines Kanzlei beanspruchte neun Stockwerke des One-Liberty-Plaza-Wolkenkratzers im Financial District. Die Frau am Empfang behauptete hartnäckig, Mr. Hamline dürfe nicht gestört werden, er leite gerade Vertragsverhandlungen für einen großen Abschluss.
    Durch eine Glaswand an einer Seite der Lobby entdeckte Ellie an der Stirnseite eines langen Konferenztisches, um den Männer in Anzügen und ein paar vereinzelte Frauen saßen, einen schlanken Mann mit dunklem Haar und blauen Augen. Unschwer erkannte sie in ihm den Mann von Hamlines Führerschein.
    Ja, bestätigte die Empfangsdame, das sei Mr. Hamline. Und, nein, sie dürften da jetzt nicht rein.
    Der von Richter Bernie Jacob unterzeichnete Haftbefehl kürzte die weitere Diskussion erheblich ab. Den Protest der Empfangsdame ignorierend, stürmten Ellie und Flann in den Konferenzraum. Hamline hielt in der einen Hand einen dünnen Hefter und in der anderen einen Laserpointer. Er zeigte mit dem Laser auf verschiedene Zahlenkolonnen, die an die Leinwand hinter ihm projiziert wurden, während die Leute am Tisch zum Vergleich auf ihre Laptopbildschirme starrten, wo die entsprechenden Zahlenkolonnen flimmerten. Als sie Hamline so aus der Nähe sah, nahmen Ellies Zweifel zu. Das war definitiv nicht der Mann, dessen Bild in dem FirstDate-Profil stand.
    »Falscher Raum, Leute.« Für einen Moment war Hamline irritiert durch die offene Tür und die beiden Fremden, aber er wandte sich schnell wieder der Leinwand zu. »Wenn Sie sich also auf Seite siebzehn den Gesamtwert der beiden Aktiengruppen ansehen …«
    »New York Police, Mr. Hamline.« Ellie hielt die Marke hoch, die sie diesmal an einem Band um den Hals trug, damit sie die Hände frei hatte. Die 9-mm Glock an ihrer Hüfte fühlte sich gut an. Lieber vorsichtig sein. Als sie sich die Drehen-dann-hoch-Bewegung vorstellte, mit der die Pistole aus dem Lederholster gezogen wurde, spürte sie die Erinnerung in den Muskeln. »Es ist etwas vorgefallen, Sir. Wir müssen Sie sprechen. In der Lobby.«
    Ein besorgter Ausdruck huschte über Hamlines Züge, aber dann lächelte er seinen Zuhörern zu. »Ich weiß Ihre Dienste zu schätzen, meine Herrschaften,

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