Online Wartet Der Tod
Hamline ein. »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Noch nicht einmal das Bild ist von mir.«
Campbell bedeutete ihrem Klienten, er solle still sein.
»Wie können Sie beweisen, dass es sich um seinen Account handelt?«
»Der Account ist unter seinem Namen eröffnet worden«, sagte Flann. »Alle angegebenen Daten zur Identifizierung stimmen, einschließlich genauer Körpergröße und Geburtsdatum. Und er hat vor einem Monat mit seiner Kreditkarte für den Account bezahlt. Wenn er nicht unser Mann ist, sollte er sich an der Aufklärung des Missverständnisses beteiligen. Als Sie kamen, hatten wir gerade angefangen, ins Detail zu gehen.«
»Gestatten Sie uns eine Minute?«
Durch einen Einwegspiegel beobachteten sie, wie die beiden Anwälte die Köpfe zusammensteckten. Campbell legte Hamline den Arm um die Schulter und drückte ihn; dann drehte sie sich um und zog die Lamellenjalousie zu.
»Was meinen Sie, ist er’s?«, fragte Flann.
»Nö.«
»Zu normal?«
»Nicht deshalb. Ich denke nur, unser Mann hätte es uns nicht so leicht gemacht.«
Als Michelle Campbell ans Fenster des Verhörraums klopfte, kehrten sie zurück.
»Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals einem Klienten gestatten würde, mit den Gesetzeshütern zu reden, aber hier glaube ich, je schneller wir die Sache klären, desto besser für uns alle. Was müssen wir Ihnen über Rick erzählen, damit Sie ihn gehen lassen?«
»Erzählen Sie uns etwas über dieses Internet-Profil.« Ellie legte einen Ausdruck der Profil-Seite vor Hamline auf den Tisch.
»Ich weiß nichts darüber. Ich habe das noch nie gesehen, und es ist doch unverkennbar, dass das da auf dem Bild nicht ich bin.«
»Waren Sie irgendwann mal bei FirstDate?«
»Nein. Ich weiß, worum es da geht – die haben ja überall Anzeigen. Aber ich bin seit einem Jahr geschieden und glücklich anderweitig liiert.«
»Nennen Sie uns einen Namen?« Als sie das fragte, sah Ellie Michelle Campbell an.
»Es würde gegen den internen Verhaltenskodex der Kanzlei meines Klienten verstoßen, mit einer Kollegin etwas anzufangen«, sagte Campbell. » Unserer Kanzlei. Sagen wir mal so: Sollten Sie mit seiner Freundin sprechen wollen, könnte ich Ihnen mit Sicherheit alles sagen, was Sie wissen müssen.«
»Der Account wurde mit einer American-Express-Karte eröffnet.« Ellie las die Nummer von ihrem Notizblock vor. »Ist das Ihre?«
»Keine Ahnung. Da müsste ich nachsehen. Erschießen Sie mich, wenn ich meine Brieftasche raushole?« Campbell entschärfte den bitteren Ton durch ein leises Lachen.
»Keine Kugeln, versprochen«, versicherte Ellie.
Hamline klappte eine dünne schwarze Lederbrieftasche auf, nahm eine Platin-Karte heraus und schob sie über den Tisch. »Das ist meine einzige Am Ex.«
»Das Kreditkartenunternehmen sagt etwas anderes.«
»Gut, überprüfen Sie die Karte und stellen Sie fest, wann sie ausgestellt worden ist, denn diese Karte da ist die Einzige, die ich je beantragt habe.«
Den FirstDate-Unterlagen zufolge war das Enoch-Profil vor knapp einem Monat eingerichtet worden. Ellie ahnte schon, dass die fragliche Kreditkarte nicht viel länger im Umlauf war.
»Können Sie sich erklären, wie jemand an die erforderlichen Daten gelangt sein könnte, um in Ihrem Namen sowohl einen FirstDate-Account zu eröffnen als auch eine Kreditkarte zu bekommen? Oder warum gerade Sie dazu auserkoren worden sind? Derjenige muss Ihren Namen, Ihre Körpergröße und Ihre Haarfarbe gekannt haben. Um eine Kreditkarte zu bekommen, braucht man die Sozialversicherungsnummer.«
Hamline schüttelte den Kopf. »Woher soll ich das wissen, zum Teufel.« Michelle legte einen Arm auf seine Stuhllehne, und er schien sich zu beruhigen. »Ich weiß es nicht. Das ist so eine Sache mit Identitätsklau, oder? Ich glaub das einfach nicht. Das Einzige, was mir einfällt, ist, dass mir vor zwei Jahren die Brieftasche gestohlen worden ist, kurz nach Weihnachten. Damals war man noch nicht so vorsichtig. Idiotischerweise hatte ich meine Sozialversicherungskarte da drin. Nach einer Weile habe ich mir gedacht, dass der Dieb wahrscheinlich das Bargeld genommen und den Rest weggeschmissen hat. So war es wohl leider nicht.«
Das war reine Spekulation und in keiner Weise hilfreich. Diebstähle dieser Art waren schon zwei Tage nach der Tat kaum aufzuklären, geschweige denn zwei Jahre später.
»Ich möchte meine Frage wiederholen«, sagte Campbell, wiederum freundlich, aber bestimmt. »Was müssen wir Ihnen sagen,
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