Online Wartet Der Tod
aber wir sind hier gerade beim Abschluss eines größeren Geschäftes.« Einige der Leute am Tisch lachten über den Insiderwitz, den zwei Angehörige des öffentlichen Dienstes nie verstehen würden.
»Es ist dringend, Sir. Ich möchte Sie nicht noch einmal auffordern müssen«, erwiderte Ellie.
»Warten Sie bitte noch einen Augenblick, Officer …«
»Die Hände«, rief Flann, als Hamline mit einer schnellen Bewegung seine Papiere auf dem Tisch ablegte. »Lassen Sie Ihre Hände, wo sie sind!«
Er hielt jetzt seine Waffe in der Rechten, die Mündung noch zu Boden gerichtet. Ein paar Leute rückten etwas näher an den Tisch heran, als könne diese kleine Bewegung sie vor dem beschützen, was jetzt kam, was auch immer es sein mochte. Andere schnappten nach Luft. Einer murmelte etwas vom Sicherheitsdienst. Niemand stand auf.
Hamline zog die Schultern hoch und reckte ihnen die Handflächen entgegen. »Ist ja gut, okay. Da liegt offenbar ein Missverständnis vor. Ich bin, ich werde … Was haben Sie gesagt? In der Lobby, ja? Gut, ich komme.« Die Hände immer noch erhoben, schob er sich an dem langen Tisch vorbei. »Ich werde so schnell wie möglich wieder hier sein. Machen Sie so lange mit den Aktienwerten weiter, Tim.«
Flann legte Hamline die linke Hand auf den Rücken und schob ihn zur Tür. »Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie Ihre Arbeit ohne ihn werden zu Ende bringen müssen«, legte Ellie den Leuten am Tisch höflich nahe. Dann schloss sie die Tür.
»Richard Hamline, wir haben hier einen Haftbefehl gegen Sie.«
Flann fuhr mit der Rechtsbelehrung fort, während Hamline unaufhörlich wiederholte, es müsse sich um ein kolossales Missverständnis handeln. Erst als er durch die ganze Lobby in Richtung Aufzug geführt wurde, begriff er, dass er das Problem nicht auf seinem Terrain würde lösen können.
»Libby«, rief er der Frau am Empfang über die Schulter hinweg zu, »rufen Sie Michelle Campbell an! Jetzt! «
Beim Verlassen des Gebäudes wusste Ellie tief in ihrem Innern, dass sie einen Unschuldigen festgenommen hatten.
Die erfahrenste Verteidigerin aus Hamlines Kanzlei war nicht erfreut, ihren Kollegen in einem Verhörraum des Dreizehnten Reviers vorzufinden, wo er mit zwei Detectives von der Mordkommission sprach.
»Was geht hier vor? Doch sicher keine Vernehmung, denn wenn ich mich nicht irre, kann jemand, der bei der Festnahme zugegen war, bezeugen, dass mein Klient nach seinem Rechtsbeistand verlangt hat. Deshalb bin ich hergekommen – endlich. Tut mir leid, Rick. Detectives: Michelle Campbell.«
Nichts an Michelle Campbell erinnerte Ellie an die anderen Strafverteidiger, mit denen sie bislang zu tun gehabt hatte. Das glänzende dunkle Haar lag makellos in einem strengen Bob. Zu dem knallrosa Pulli und den offenbar umwerfenden Beinen machte sich das schwarze Kostüm ausgezeichnet. Ihre Rüge wegen der bereits begonnenen Vernehmung hatte sie entschieden, aber überraschend freundlich vorgebracht. Sie machte einen hervorragenden ersten Eindruck. Unglücklicherweise hatte ihr Klient, obwohl er selbst Anwalt war, den gleichen Anfängerfehler begangen wie alle Verdächtigen.
»Bedaure, Frau Anwältin, Ihr Klient hat seine Rechte zur Kenntnis genommen und dann sofort begonnen, mit uns zu reden.«
Frustriert warf Campbell ihrem Klienten einen fragenden Blick zu.
»Sie haben mich wegen Mordes festgenommen, Chelle. Wegen einer Serie von Morden oder so. Irgendwas mit einer Internet-Kontaktbörse.«
» Du hast angefangen zu reden?«
»Das Schweigen hat mich umgebracht. Ich habe doch nur gefragt, weshalb sie mich festgenommen haben. Sie haben gesagt, wegen Mordes. Du warst nicht da. Ich wollte verdammt noch mal wissen, was eigentlich los ist.«
Campbell stieß entnervt die Luft aus. »Angehende Wirtschaftsrechtler lesen wahrscheinlich die Börsennachrichten, wenn es um die Strafprozessordnung geht. Tut mir leid, wenn ich Ihnen den Spaß verderbe, Detectives, aber damit ist jetzt Schluss. Sie erklären mir, worum es geht, und er äußert sich erst wieder, wenn ich mein Okay gebe.«
»Innerhalb einer Woche sind zwei Frauen ermordet worden«, erklärte Flann. »Beweisstücke, die bei den Leichen hinterlassen wurden, bringen beide mit einer Internet-Kontaktbörse in Verbindung. Unter hunderttausenden Kunden dieser Website ist Ihr Klient der Einzige, der kürzlich zu beiden Opfern Kontakt hatte. Es wird Sie nicht wundern, dass wir da nach einer Erklärung suchen.«
»Ich bin das nicht«, warf
Weitere Kostenlose Bücher