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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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ein- bis zweimal zu schlucken brauchte, bevor er Onnos Plan, Sardinenfischer auf Sardinien zu werden, mit glühendster Verve zustimmte. »Das war ein Scherz, Papa«, sagte Edda, und Betty Baensch atmete auf.
    Henrys Simulationsbereitschaft aber war nach all den Jahren bereits derart weit fortgeschritten, daß ein, zwei Sätze der Verteidigung jener »interessanten Idee« allemal drinlagen.
    Jedenfalls stellte es nicht das geringste Problem für sie dar, Eddas und Onnos spontanen, ja überstürzten Beschluß zugunsten eines Urlaubs auf dem Lande lebhaft zu befürworten. »Wir freuen uns immer, euch hier zu haben, das wißt ihr doch!« Mindestens ein Zimmer war immer frei, hatte in dem Haus doch einst eine fünfköpfige Familie Platz gehabt. Auch Eddas Erklärung schluckten die Baenschs ohne allzu inquisitorische Nachfragen: Edda sei ausgebrannt, und Onno auch, und nach den drei Wochen werde er ggf. ein journalistisches Buchprojekt entwickeln, für dessen Idee er bereits Vorschuß erhalte.
    Die Verkündung des letzten beruflichen Reinfalls war Onno den Baenschs noch schuldig geblieben, was sich jetzt als günstiger Umstand erwies. Einerseits. Andererseits bildete es die Grundlage der Qual, monatelang so tun zu müssen als ob. Er nutzte die Zeit (und mein ausrangiertes Notebook), um Gedächtnisprotokolle der bisherigen Geschichte anzufertigen (von denen ich hier profitiere).
    [39]
    In einer Samstagnacht Mitte Juni, die zu heiß war, um im Garten zu sitzen, schauten Edda und Onno in der seit Tagen abgedunkelten Stube die letzte Viertelstunde des V-GIRLS – Finales Staffel 2. (Die Stars der Sparten TX und BQ waren gegen 23:00 und 24:00 Uhr gekürt worden; im Burlesquetheater gab’s keine Überraschung, doch wenigstens hatte in der Sparte Telefonsex – deren Casting- und Recall-Szenen sich so lange hinter einer transparenten spanischen Wand abspielten, wie die Kandidatinnen noch im Rennen waren – die Unförmigste der gesamten Riege gesiegt.) Die Baenschs waren längst schlafen gegangen, doch Edda und Onno, vor Schwüle und Sorge notorisch schlaflos, vegetierten in Badegarderobe auf Frotteehandtüchern dahin, die sie schützend über die Plüschsessel drapiert hatten, und gafften – mit je einer Fliegenklatsche bewaffnet – widerstandslos in den Röhrenkasten. Nachdem das Sportstudio zu Ende gewesen war, hatte Edda dorthin gezappt. »Dekadenter Proll-Trash« (Hans Nogger) wahrlich, und ähnlich paradox erscheint die Tatsache, daß Onno und Edda etwas Reinigendes oder wenigstens Klärendes empfanden, als sie den Dreck konsumierten, ohne sich untereinander auch nur mit einem Blick darüber zu verständigen.
    Ohne daß sie sich auch nur mit einem Blick darüber verständigt hätten, war V-GIRLS seit ihrer Flucht aufs Land tabu gewesen. Für sie beide gleichermaßen. Die Show, das Thema, der Sender, Namen, die sich auf – ick – olan, – iona – opo oder auch nur – etchen – oro reimten, standen weder zwecks quasifamiliären Anspielungen noch zwecks verächtlichen Verballhornungen länger zur Disposition. Stießen sie beim Zappen auf eine von diesen Agora-Preisfragen (= »Wie gewinnt man dieses hochwertige SM – Möbel aus unserem RedLightShop? A: simsen, B: bumsen. Schicken Sie den richtigen Antwortbuchstaben per SMS an die Servicenummer von der Hallihallo AG und gewinnen Sie 1 vollausgerüstete Sklavenbank mit F***maschine, 2 Dildos aus Aluminium inkl. Adapter, Hoden-Ketten etc. im Werte von 1149 Euro!«) oder prangte eine RedLight-Schlagzeile auf einer HEZ oder hörten sie während des nie nachlassenden nachbarschaftlichen Stippvisitenverkehrs im Garten diese oder jene Mutmaßung ins Kraut schießen, dann war schwer zu bestimmen, wessen Blind-, Taub- und Stummheit von grimmigerer Konsequenz war: Eddas oder Onnos.
    Nun aber verfolgten sie – widerstandslos, mit roten Augen, doch bußfertig (und trotz jener überraschenden Wendung schweigend) –, wer GIRL – Star in der Sparte Porno werden würde: Harald Herbert Queckenborns neueste Favoritin Foxxy Maddox, optisch ein liebloser Klon Fiona Popos, oder aber – surprise, surprise!  – Bulle Honk.
    Wie? Ein Kerl in einer Sendung namens V-GIRLS? Und dann auch noch ein Komparse? Jurynestor Nick Dolan zufolge taugte er schon deshalb nicht zum Pornostar, »weil wenn’s hochkommt, ich sag mal: Durchschnittspimmel«.
    Woraufhin sich die halbe Schweiz brüskiert fühlte, Dolan zum öffentlichen Vergleich herausforderte, etc. pp.
    Nun hatte ich jenem

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