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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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Navigationsgerät übertragen konnte. Begleiten wollte sie ihn denn doch nicht.
    Daraufhin bekamen jene vier abchasischen Amboßköpfe der Fa. Bonsecur alle Fäuste voll zu tun. Der Abwehrkampf kostete sie insgesamt 4 Zähne, 1 Nase, 1 Niere und evtl. 1 Rollstuhl. Sowie 4 Schuß Revolvermunition Kaliber 9   mm.
    Ab etwa 00:30 Uhr (und somit zu spät für die Dienstagsausgabe der HEZ) entstanden div. zwischenmenschliche Brandherde auf St. Pauli. Gegen 1:00 Uhr knöpfte Händchen sich Milan vor und konfrontierte ihn mit hypersensitiven Eingebungen, wie sie einem Hempplerpatienten oft widerfahren. Milan blieb absolut schleierhaft, was sein Mentor eigentlich von ihm wollte. Auf Suggestivfragen gestand er in seiner Verzweiflung schließlich – obwohl es gar nicht stimmte –, er habe jemandem von der Liaison Tetropov   /   Popo erzählt. Woraufhin er Tetropovs Ahnung (vgl. Abend in der Ritze ), es müsse sich um dessen einstigen Betreuer Albert Loy handeln, bestätigte. Obwohl auch das gar nicht stimmte.
    Auf 01:21 Uhr war Loys Wecker stehengeblieben, als Loy geweckt wurde (Quelle: Loy). Allerdings nicht von seinem Wecker. (Der würde nie wieder jemanden wecken.) Und um Auskünfte hinsichtlich eines gewissen hl. Ottos gebeten wurde (das Foto hatte Händchen nicht dabei). Loy verstand zunächst kein Wort – auch natürlich, weil er, wie ihm im Hafenklinikum später bescheinigt wurde, einen Restalkoholwert von 2,41   ‰ im Blut hatte. Beim Stichwort Pudeltattoo allerdings fiel der Groschen wie ein Gullydeckel. Dennoch blieb Loy eine volle weitere Minute lang loyal.
    Dann rastete Händchen komplett aus. Und tat folgendes:
    Packte mit der Linken den Nacken seines einstigen Betreuers. Spreizte mit der Rechten dessen linkes Ober- und Unterlid. Flanschte den sinnlichen Mund an dessen Augenhöhle. Grunzte mehrfach leidenschaftlich, ja quiekte aberwitzig. Erzeugte mit aller Kraft, die die Saugmuskulatur eines Erwachsenen nur hergibt, Unterdruck – so daß der Augapfel aus der Höhle schnalzte, mitsamt überdehnten Sehnen, Sehnerven und Augenmuskeln. Biß beherzt zu. Schlang Alberts Augapfel mitsamt Strünken hinunter, wobei er einen schlimmen Erstickungsanfall erlitt. Sich dann aber doch so rasch wieder erholte, daß er Onnos Handynummer aus Loys Handyorganizer korrekt in sein Handy übertragen konnte (daß »Otto« als »Onno« notiert war, fiel ihm als funktionalem Analphabeten nicht weiter auf).
    Anschließend führte Händchen im Walbein 111 eine Schnellrazzia durch (Quelle: Polizei). Im I. Stock rechts trat er die Wohnungstür ein, im II. Stock rechts war sie aufgrund der Unruhe bereits geöffnet worden. (Loy konnte sich nicht mehr genau erinnern, ob Onno im I. oder II. Stock gewohnt hatte. War ja immerhin zwanzig Jahre her.) Beide Mietparteien hatten offenbar glaubhaft versichert, keinerlei Otto mit Pudeltattoo zu kennen oder je gekannt zu haben, sei er nun Tischtennisspieler und Nichtschwimmer oder umgekehrt.
    Am Mittwoch, dem 12.   Mai, lautete die HEZ – Schlagzeile:
Villa Dolan: BLUTIGER ÜBERFALL!
Text: Bla bla bla, bla bla bla.
    An zwei Tagen Ende Mai gab es noch Hinweise, daß Tibor Tetropov hier und dort auf dem Kiez randalierte. Dann war wochenlang nichts mehr von ihm zu hören oder zu sehen. Er galt als verschollen. Wurden Faktor und Harras von einer seiner Minskerinnen betreut, so blieb sein Lamborghini wie er selbst wie vom Erdboden verschluckt.
    [38]
    Der lange Sommer auf dem Lande gestaltete sich für Onno zunehmend qualvoll – insbesondere, nachdem Edda Anfang Juni hatte wieder in ihren Job zurückkehren müssen. (Was blieb ihr anderes übrig? Sie fuhr dann nur noch an den Wochenenden hinaus, mit Onnos Ford, ständig in der Angst, verfolgt zu werden.)
    Daß ihre älteste Tochter einen Spinner geheiratet hatte, hatte natürlich auch den Baenschs nicht verborgen bleiben können. Glücklicherweise waren sie seinem treudoofen Blick – wie alle – früh genug erlegen. So hatten sie sich nach und nach angewöhnt, die biographischen Brüche und sonderbaren Entscheidungen ihres Schwiegersohns einfach rückhaltlos gutzuheißen.
    Henry Baensch bestimmte ihn kurzerhand zum »Lebenskünstler«, und sein stets begeisterungssattes Verständnis für jeden neuerlichen Blödsinn aus Windrichtung Viets nahm geradezu abstruse Züge an: Glücklich mit seiner kleinbürgerlichen Existenz bis ins Mark, hatte Henry genügend Toleranzkapazität (plus Grundvertrauen in Eddas Zufriedenheitstalent), daß er nur

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