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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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er die leere Johnny-Walker-Flasche, auf Neil Young den Kassettenrecorder und auf entspannten Dauerbetrieb den gluteus maximus . Dann gniedelte er sich einen Tabakstift, atmete ihn peu à peu ein und, vom Nikotin und Teere befreit, seufzend wieder aus. Dazu genehmigte er sich, schlückchenweise, behaglich japsend, eine Kappe Tee aus der Thermoskanne. Ein gesetzter Mann. Mit wundervoller, liebevoller Gattin, guten alten Sportsfreunden und abwechslungsreicher Berufstätigkeit.
    »11:49 Uhr«, sprach Onno um 11:49 Uhr ins Diktaphon. »Hallöchen, Popöchen.«
    D.   h., ist das wirklich Froll’n Popo? Ja, doch. Heut zwar eine völlig andere Verpuppung, diesmal aus der Abteilung Sportbekleidung: blonder Pferdeschwanz, kleegrünes Stirnband, seegrüne Sonnenbrille, Joggingklamotten in Creme und Minzgrün und klobige cremefarbene Sneakers. Doch sie stieg in den Boxster. Wäre sie nicht in dem Boxster an ihm vorbei, Onno hätte nur raten können, ob sie es wirklich war. Andererseits, auch als Q69-Pilotin: Sie hätte genauso gut ihre Schwester sein können. Ihre Astrologin. Visagistin. Im Prinzip sogar ihre Mörderin. Nichtsdestoweniger … was soll’s? Onno hatte nicht die geringste Lust, seinen neuen Job gleich wieder in Frage zu stellen.
    Die erste Beschattung! Onno versuchte, Adrenalin auszuschütten, kleckerte aber nur ein bißchen mit der Wasserflasche. Der Boxster fuhr Strich fünfzig an der Außenalster entlang, die durch die immer- und frühjahrsgrünen Gebüsche funkelte, durchquerte das Ferdinandstor und bog vom Ballindamm links in die City. Kein Problem, zu folgen. Fiona bog vorm Thalia-Theater links ein, noch zweimal links, und dann in das Parkhaus des CSC (= City Shopping Center). Wetten, sie will zu Workout Co.? Onno wartete in zweiter Reihe auf der Straße, damit er nicht auch im Parkhaus in ihrem Rückspiegel auftauchte, und fuhr erst hinterher, als er das arctissilberne Heck im Betonzwielicht des Innengehäuses verschwinden sah. Dann zog er an der Säule vor der Schranke eine Parkkarte.
    Spiralförmig ging’s bis nach oben aufs Dach. Dort einmal ums Karree. Auf der Gegengeraden kam ihm, Sporttasche über der Schulter, Handy am Ohr, Fiona zu Fuß entgegen. Onno konzentrierte sich auf seine Tarnkappe. Zutiefst autistisch, schwatzte sie lächelnd. Wenn die ihn bemerkt hat, frißt er ’nen Besen. Onno parkte, wo er den Boxster im Visier hatte. Wartete zehn Minuten im Wagen. Stieg mitsamt meiner Nikon aus, ging zum Fahrstuhl – und wieder zurück ins Auto. So geht das nicht. Er kam sich vor, als sei, was da am Schulterriemen baumelte, nicht meine D 70, sondern eine AK 47. Außerdem sowieso Quatsch. Wenn sie sich hier mit ihrem Stecher trifft, werden sie ja wohl kaum knutschen – in aller Öffentlichkeit. (Wobei Onnos Unterbewußtsein allerdings sofort losunkte, wieso er denn dann überhaupt in der Öffentlichkeit observierte? Allerdings – wo sonst? … Dieser verdammte Job.)
    Soll er Workout Co. mal von nahem betrachten? Ach was. Gelegenheit, um ›Johnny Walker‹, transportiert im Rucksack, auf der Kundentoilette von k.   i.   z.   z. zu entleeren. Zwischendurch amüsierte er sich damit, von der Flasche als von einer Urin-Ente zu denken, und er wäre nicht Onno Viets, wenn er sie nicht gleich darauf Uri nen te aussprach, und zwar mit zunächst wachsender und bald wieder abnehmender Begeisterung und schließlich nur noch routiniert – Uri nen te, Uri nen te –, und aber dann, der Himmel weiß warum, mit fulminant wiederaufflammender, auch noch in falschem Französisch: Üröngnangt . [y: rœŋnãŋt]
    Dann kaufte er ein Tütchen Jummibärchen im Werte der Parkgebühr von einer Stunde, ließ sich das Ticket knipsen und ging, vor Cleverness glucksend, zurück zum Auto. Schmatzende Eintragungen ins Diktaphon.
    Wie lang mag jemand wie Fräulein Popo Bauch, Beine, Popo trainieren? Onno, der seit seiner Zeit beim Barras keine gymnastische Körperertüchtigung mehr getrieben, hatte nicht die geringste Vorstellung. Was, wenn es über eine Stunde dauerte? Dann würde er mit der Karte zu dem Automaten gehen müssen, um nachzuzahlen. Logischerweise nach ihr. Folglich mit der Gefahr a), von ihr bemerkt zu werden, und b), ihr nicht schnell genug folgen zu können.
    Onno prüfte einstweilen, ob er eine Euromünze hatte. Hatte er. Sogar zwei. Der Rest des Handlungsbedarfs versumpfte sanglos im Zuge der Gummibärchenschlemmerei. Wird schon irgendwie werden. Man muß ja nicht marlowiger werden als Philip

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