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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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Wobei sie in den höchsten Tönen wieherten. Doch zu sehen war der Boxster längst nicht mehr. Zehn Minuten lang hoffte Onno auf Stau, Panne, Pinkelpause.
    Nie aufgeben, gut. Besser aber: Nie zu spät aufgeben. Onno fürchtete, noch einen Kilometer weiter in dem Tempo, und Balkan Export böte ihm max. Dosenpfand.
    [10]
    Donnerstag, 22.   April. 8:06 Uhr. (Noch acht Tage bis Ultimo Fiskus.) Parkte, wo die Froindstraße in den Graumannsweg mündete. Weiter oben war noch kein Parkplatz frei. Würde sehr anstrengend werden von hier aus, weil praktisch ständig mit dem Feldstecher auf der Nase – was die Miss Marples dieser Welt in Aufruhr versetzen dürfte. Allerdings hatte Onno den Boxster immerhin wieder in der Froindstraße stehen sehen, diesmal gleich ganz vorn. Also müßte Fräulein Popo, so sie sich nicht zu Fuß auf den Weg machte, unweigerlich Onnos Guano passieren.
    Die weitere Zeit vertrieb er sich mit obskurer Schwelgerei in einer Art Nachdurst. Nicht daß er am Vorabend zuviel getrunken hätte. Vielmehr war seine mulmige Mundflora Folge eines Lammkotelettgelages, das Edda und er begangen hatten.
    Da er bereits gegen 17 Uhr von der Berliner Autobahn zurück gewesen und anzunehmen war, daß Fiona, wenn überhaupt, dann spät in der Nacht zurückkehren würde, hatte er folgende Alternative erstellt: Autowäsche oder Edda mal was Schönes zu Abend kochen. (›Was Schönes‹, nun ja. Kochen konnte Onno natürlich auch nicht.) Unter bräsigem Grusel erinnerte er sich nun an die Knoblauchpranken im Ratatouille.
    Im übrigen hatte noch am selben Vorabend ich ihn zurückgerufen. Er hatte mich per Mailbox darum gebeten. Es ging um die Ohne-Blitz-im-Dunkeln-fotografieren-Frage. Ich erinnerte mich, daß professionelle Detektive mit hochempfindlichen Foto- und Videokameras arbeiteten. (Draußen auf dem Land war sicher nicht möglich, was im lichtverschmutzten Hamburg hingegen möglich war.) Ohnedies spielten vor Gericht Fotobeweise keine Rolle, weil leicht zu fälschen. Vor Gericht ging es ausschließlich um die Zeugenaussage des Detektivs.
    Um Belege für Untreue zu erstellen, mußte man halt auf Tageslicht hoffen. Versuchen konnte man es im Dunkeln allemal. Nur sollte der Blitz ausgestellt sein. Sonst verbrannte man. Platzte auf. Riskierte womöglich Leberhaken oder einen Schußkanal durch den Cortexbregen, nech.
    Da Fiona so früh bisher noch nie aus dem Haus gegangen war, meinte Onno, ein bißchen in dem Handbuch für die D 70 herumblättern zu können. Dick wie ein Krimi war’s. Meßfeldsteuerung des Autofokus … m’hm, da, ja. Weißabgleich auf Basis eines Meßwerts … mja, da. M’hm. Knipsen für Klapskallis … nee. Nich.
    Onno schaute im Index nach, ob’s ein Stichwort »Blitz ausschalten« gab. Blitzbelichtungs-Meßwertspeicher Seite 103   f, Blitzbelichtungsreihe 87   –   91, Blitzbereitschaftsanzeige 94, Blitz dies, Blitz das. Blitz ausschalten: negativ, Captain, Sir.
    Er schaute unter ›Blitzgerät‹. i-TTL – Blitzsteuerung, einmal als Aufhellblitz, einmal als Standard. Für die Blitzsteuerung stehen die Optionen TTL, Manuell und Master-Strg. zur Auswahl. Synchronisation auf den ersten Verschlußvorhang. Langzeitsynchronisation. Synchronisation auf den zweiten Verschlußvorhang. Och nö, Leute.
    Erst mal eine gniedeln.
    10:08 Uhr. Onno setzte ein paar Meter in der Froindstraße zurück, um die Parklücke 11/13 wieder zu belegen. Moin, Miss Marple.
    14:16 Uhr. Onno hatte das Gefühl, aus einer Art Sekundenschlaf gerissen zu werden, als es direkt neben seinem rechten Ohr an der Beifahrerscheibe klopfte. Ein geneigtes männliches Gesicht, weder un- noch freundlich, sondern mit scharf ausrasierten grauen Koteletten unterm Polizei-Filz. Ein sog. Bürgernaher Beamter (= BünaBe). Unwillkürlich mußte Onno aufstoßen. Wieder eine Zehe weniger.
    Onno grinste ihm zu. Da die Zündung aus war, war auch der elektronische Fenstersenker aus, und daß er wegen der Verklebung womöglich ohnedies nicht funktionierte, mußte man ja nicht gleich jedem BünaBe auf die BünaNa binden. Deshalb zog Onno an der Kunststoffklinke. Doch die Tür blieb dicht. »Moment«, rief Onno. »Lindensaft!« Und rammte mit vorsichtigen Schulterstößen die Türe auf. Ebenso vorsichtig löste sich det Rahmenjummi. Dieser verdammte Job, dachte, inwendig grinsend, Onno.
    »Guten Tach«, wünschte, das Malheur hochherzig überblinzelnd, der BünaBe. Einen Schritt zurücktretend, richtete er sich in seinem coolen, erst kürzlich

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