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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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Marlowe.
    13:23 Uhr. ZP am Kartenautomaten. Kehrte zum ZF zurück. Onno zum Kartenautomaten. Kehrte zum Guano zurück, bevor ZF rücklings an ihm vorbei. ZF verschwand im Schneckengehäuse der Ab- und Ausfahrt. Onno fuhr die Abwärtskurven schleichend, um nicht plötzlich in Fionas Rückspiegel aufzutauchen – und ohne sich von dem chromblitzenden Bullenfänger treiben zu lassen, der an einer Art weißem Zwanzig-Fuß-Container auf Rädern angebracht war. Der Fahrer thronte oberhalb von Außen- wie Innenspiegelsicht. Ließ die Verbindung zu Onnos Fördchen nie auf mehr als eine Schwanzlänge abreißen.
    Der Boxster bog gerade in die Helligkeit des Tages ein, die Schranke sank in die Waagerechte, Onno rollte dicht heran, seitlich eng genug an der Säule, um das Ticket ohne Verrenkungen in den Schlitz des Kartenlesers einführen zu können. Drückte aufs Abwärts-Knöpfchen des elektronischen Fensterhebers bzw. – senkers. Doch außer gequältem Wimmern tat sich nichts. Ein Wimmern, dachte Onno geistesgegenwärtig, wie von einer geknebelten Blondine. Ach du Schande. Zugeklebt. Na.
    Onno versuchte auszusteigen, doch war er zu dicht an die Säule gefahren. Die Tür ging nur einen allzuschmalen Schlitz weit auf. Vorn war gleich die Schranke. Onno schaute in den Rückspiegel. Der weiße Hornochse mit dem Bullenfänger war so weit aufgefahren, daß Onno nicht zurücksetzen konnte. Und dahinter stand bereits der nächste Hornochse, und ein dritter rollte gerade an. Onno ließ, aus purer Sturheit, noch einmal die Blondine wimmern. Dann überlegte er, ob er die ganze Herde zum Zurücksetzen nötigen sollte. Stieg dann aber über die Beifahrerseite aus, zwängte sich zwischen Motorhaube und Schranke hindurch, schob die Karte in den Kartenleser und beeilte sich, um an der sich hebenden Schranke vorbei über den Beifahrersitz wieder ans Steuer zu kommen. Mittlerweile muhten zwei der mittlerweile vier Hornochsen. Als Onno in die Helligkeit des Tages einbog, war Fiona über alle Berge.
    13:40 Uhr. Zurück in der Froindstraße. Schwein gehabt: Der Boxster stand direkt vor Nummer 10. Onno vor Nummer 13. Hinter (unbeleuchteter) Gans und Gardinchen bereits bereit: Miss Marple.
    Diesmal ignorierte Onno sie nonchalant. Packte sein Pausenbrot aus. Stulli, das Pausenbrot. Schön mit Margarine beschmiert und dick mit Fleischsalat belegt. (250   g für 59 Cent bei ALMOS.)
    13:50 Uhr. Grad noch Zeit für ein Telefonat, bevor Eddas Spielgruppe anfing. »Liliput, Edda Viets?«
    »Lieblingsweib. Na?«
    »Na, mein … Dings?«
    »Was?«
    »NA, MEIN … LIEBLINGSDETEKTIV?«
    »Na? Wie isses.«
    »Gut. Und selber?«
    »Na ja … keine besonderen Vorkommnisse, Chief Constable.«
    »Na denn …«
    »Na denn. Wollt’ nur mal hör’n.«
    »Jaha! Schühüs!«
    »Schüs!«
    14:22 Uhr. Leicht verwirrt verfolgte Onno, wie Fiona – immer noch in den Sportklamotten – in die Nummer 10 hinein ging. Statt herauszukommen. Offenbar war sie, nachdem sie ihren Wagen geparkt, zu Fuß noch anderswo hin. Na.
    15:10 Uhr. Fiona kam aus der Haustür. Wieder allein. Wäre sie nicht in den Boxster gestiegen, Onno hätte sie wieder nicht wiedererkannt – diesmal trug sie eine Sonnenbrille mit chiliroten, tischtennisschlägergroßen Gläsern, chilirote Stöckelschuhe und zu den Jeans eine Art Poncho in Chilirot. Links unter der Kapuze, aus der in dicken Strähnen goldenes Haar quoll, ihre Hand (samt vermutlich Handy).
    Onno verfolgte sie – diesmal gar nicht so einfach angesichts der Pest der gelben Ampeln! – über Sechslingspforte, Bürgerweide und Sievekingsallee bis zum Horner Kreisel. Und ferner – fast schon eine Art Zeckenstolz verspürend – das Stückchen Autobahn bis zum Kreuz Hamburg-Ost.
    Kaum aber hatten sie sich Richtung Berlin eingefädelt (und die Geschwindigkeitsbegrenzung ein Ende), wurde die arctisfarbene Königinnenkutsche plötzlich unwiderstehlich in den Verlauf der A24 hineingesogen. Aufgesogen von der unmittelbaren Zukunft. Warp in Zeitlupe oder so was.
    Ein Porsche Boxster Spyder macht 267   km   /   h Spitze. Von null auf 200   km   /   h braucht er 17,7 Sekunden. Und 100 hatten sie ja schon drauf gehabt. Ungefähr die Hälfte der Beschleunigungszeit hatte Onno verschwendet, um zu begreifen, daß Fiona auf die Tube drückte. Zwar hatte er die fünf Dutzend alten Klepper unter seiner Haube voller Taubenstuhl nach und nach auf einen Galopp von hundertsiebzig Kilometern pro Stunde getrieben (in weniger als 17,7 Minuten).

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