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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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neugeschöpften Cop-Outfit zu voller Statur auf und, bei gerunzelter Stirne, säuberte mit dem Ballen der Linken seinen klebrig gewordenen Zeigefingerknöchel.
    »Tach«, echote Onno, durch den Türspalt aufblickend.
    »Darf ich fragen, worauf Sie warten.«
    »Klar«, sagte Onno.
    Der BünaBe wartete, Onno auch. Onno verlor. »Kleiner Scherz«, grinste er sein gütiges Grinsen. »Nee, ich? Auf meine Frau, nech.« Mit seiner Detektivtätigkeit kam er ihm lieber nicht, solang unsicher, ob dazu eine Lizenz oder so was nötig war. Hätte ich ihm ja vielleicht von Anfang an sagen können, Spacken. Zumal er ja noch am Tropf des Jobcenters hing.
    »Auf Ihre Frau, nech. Wo ist die denn hin, Ihre Frau.« Um Bürger Onno noch näher zu kommen, wollte der bürgernahe Beamte sich gerade mit den gespreizten Ellen auf den klebrigen Türrahmen lehnen – zuckte aber noch rechtzeitig zurück.
    »Äh … beim Frisör«, sagte Onno. Treudoof rollte das R. »Sagen Sie, an irgendwen erinnern Sie mich.«
    »Beim Frisör. Was für ’n Frisör denn bloß.« Der BünaBe schaute sich heuchlerisch um. Reine Wohngegend.
    »Keine Ahnung. Sie hat nur gesagt, sie geht zum Frisör, und ich soll hier warten. An wen erinnern Sie mich bloß?«
    »Hat gesagt, geht zum Frisör. War sie nicht gestern erst beim Frisör? Und vorgestern?«
    Mist. Miss Marple. Hat Angst vor Gänsemördern.
    Aufgrund seiner Jesus-Aura war Onno Gestänker nicht mehr recht gewohnt. Also reaktivierte er seinen alten Spaßguerillahumor. »Hören Sie«, sagte er. »Äääh … darf ich mal Ihren Führerschein und Ihre Zulassungspapiere sehen?«
    »Da bringen Sie mich«, versetzte der BünaBe, »auf eine Idee, Sie Comedian, Sie. Führerschein, Fahrzeugschein. ›Bitte.‹«
    Onno kramte. Schweigen beiderseits. Reichte rüber. Grinste süßlich. Onnokenner hätten leicht seine Vorfreude darauf erkannt, das im Tre tigli zu erzählen. Und dann hab ich zu dem Bullen gesagt: Kann ich mal Ihren Führerschein und so weiter.
    »Das sind Sie?« Der BünaBe tippte auf das eselsohrige Foto mit den rostigen Stanzringen in dem grauen, grauen Lappen. Onno anno 73. Ohne gütiges Grienen, mit zwar noch weichem, doch dichtem, dunklem Vollbart und in Schwarzweiß, so daß die indischen Kuhaugen verfälscht wurden, wies sein damaliges Konterfei – an nächtlichen Theken oft bestaunt – eine verstörende Ähnlichkeit mit dem Charles Mansons auf.
    »Gewesen«, grinste Onno. »Öff, öff.«
    »Gewesen öff, öff. Sie wohnen Stellingstraße 55?«
    »Njorp.«
    »Njorp. Das’ in Hoheluft, richtig?«
    »Njorp …«
    »Njorp. Und dann fährt Ihre Frau zum Frisör bis auf die Uhlenhorst. Mit Ihrem Auto. Mit Ihnen als Beifahrer.«
    »Nu hör’n Sie doch mal mit –, was reiten Sie denn dauernd – sagen Sie«, unterbrach Onno sich endgültig, noch lange nicht verzweifelt oder so, nur aufrichtig interessiert: »Ist das verboten, was ich hier tue?«
    »Kommt drauf an, was Sie hier tun.«
    »Na nix! Sitzen, nech.«
    »Sitzen, nech.« Der BünaBe warf einen langen Blick auf die Johnny-Walker-Pulle vorm Fahrersitz. Inzwischen halb voll. Bzw., pessimistisch betrachtet, halb leer. (Gedächtnisnotiz: Johnny-Walker-Pulle nee. Nich. Apfelsaftpulle.)
    »Das ist nur meine Üröngnangt«, sagte Onno.
    »Ach so«, sagte der BünaBe. Sparte sich die Wiederholung mal.
    »Ich meine, da ist Ingwertee drinne«, sagte Onno. »Wetten?« Eigentlich – seit dem lila Pudel – wettete Onno nur noch, wenn er hundertprozentig gewann. Das aber wär’s ihm wert gewesen. »Wenn ich bloß wüßte, an wen Sie mich erinnern.«
    Der BünaBe beugte sich zu ihm herab, sorgfältig auf Distanz zu dem räudigen Karosseriefell. »Hauchen Sie mich mal an?«
    »Auf Ihre Verantwortung.« Fauchte ihm eine volle Breitseite Knoblauch-Smog ins Gesicht, wuchtig, schwefelhaltig. Der BünaBe wankte, doch strauchelte nicht. Virtuos wechselte er den Fokus, indem er einen langen Blick auf die Rückbank schickte, wo eine Abendpost , in die ein Guckloch geschnippelt war, meine Nikon, mein Fernglas und offen die Fotos von Fiona lagen. Wartete stehend. Onno sitzend. »Und das?« sagte der BünaBe. »Die Frisöse?«
    »Mein Großneffe«, sagte Onno. »Hans-Heidi. Transvestit.Hansi is’’n Transiiihaben wir auf unseren Dessous-Partys immer –«
    »Auf unseren Dessous-Partys. Fahren Sie hier wech«, sagte der BünaBe. »Sie Großonkel, Sie.«
    Onno überlegte kurz, ob er sich auf seine Rechte berufen sollte. Hören Sie, ich kenne meine Rechte! D.

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