Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)
h., schön wär’s. Um Zeit zu gewinnen, sagte er: »Jetzt fällt’s mir wieder ein! Sie sind einer von den Village Piepels, nech?«
»Fahren Sie hier wech«, sagte der BünaBe wieder und wandte sich zum Gehen, Richtung Alster. »Wenn ich Sie auf meiner Rücktour hier noch sehe, seif’ ich Ihr Auto ein, und Sie gleich mit, Sie Comedian, Sie. Und zwar gründlich. Schön’ Tach noch.«
Shit, cool, dachte Onno, während er aus der Parklücke setzte. Warum hat er sich eigentlich nie bei der Schmiere beworben? Was hat der für’n coolen Job. Onno fuhr um die Ecke, parkte im Graumannsweg und ging zu Fuß dorthin zurück, wo die Froindstraße einmündete. Lungerte dort herum, bis er halbwegs sicher war, daß der BünaBe aus der Gegend verschwunden war, ging zurück zum Auto und schlug erneut den Bogen über Graumannsweg, Buchtstraße und Mundsburger Damm. Als er in die Froindstraße einbog, sah er, daß der Boxster nach wie vor da stand, wo er vorhin gestanden hatte.
Sein Handy klingelte. Onno kurbelte seinen Guano in eine Einfahrt und schaute aufs Display. Kölner Nummer. Der hatte ihm grad noch gefehlt.
»Viets.«
»Queckenborn. Tach. Und?«
»Äh Tach, Herr Queckenborn. Nee. Nich. Bisher noch nix, nech. Mm …?«
»Gibt’s doch nicht. Das’ heute der dritte Tach!«
»…«
»Und … Ich mein’, die ging gestern nachmittag nicht ans Handy bis in die Nacht, vorgestern nacht nicht, heute den ganzen Tach noch nicht … Was macht die denn. Was machst du denn. Eig’ntlich. Ich mein’…«
»…«
»Hallo? Hallo?«
»Ich bin noch dran. Ich bin noch dran, Herr Queckenborn. Ja, ich hab Frau Popo auch mehrmach, mehrfalls, mehrfffach vor die Linse bekommen und beschattet, aber bisher war sie jedesmal allein. Ich …«
»Gibt’s doch nicht. Kann ich mal die Osationsprokolle ham? Geht das per Emil?«
»Was?«
»Die Osationsprokolle. Ham. Geht das per Emil?«
»Die Osa… ah so. Klar. Aber da steht natürlich noch nicht viel drin.«
»…«
»Aber wenn Sie wollen, klar. Klar. Ich ruf gleich mal im Büro an, und … Stunde oder so.«
»Orkeh. Orkeh.« Kofferschweres Seufzen. »Orkeh. Denn … erst mal.«
Heißt das jetzt, er will sie tatsächlich haben, die aussageschwachen Protokolle der vergangenen drei Tage? Soll er jetzt tatsächlich nach Hause fahren und tippsen? Onno überschlug im Geiste, was für ein Ergebnis dabei herauskäme.
OBSERVATIONSPROTOKOLL
Zielperson:
Frl. Fiona Schulze-Pohle, wohnhaft Froindstr. 10
Zielfahrzeug:
Porsche Boxster Spyder HH-Q 69
Dienstag, 20. April
15:20 Uhr
Abfahrt Observ.-Fahrzeug (OF) von der Basis zur Wohnanschrift ZP.
15:45 Uhr
Eintreffen vor Ort. ZF nicht ortbar.
19:43 Uhr
Bisher keine besonderen Vorkommnisse. Abbruch der Observation.
19:44 Uhr
ZF/ZP taucht auf. Nimmt Parkplatz des OF ein.
20:15 Uhr
Eintreffen an der Basis.
Einsatzzeitraum:
5 Std. – Gefahrene km: 17
Mittwoch, 21. April
07:40 Uhr
Abfahrt OF von der Basis zur Wohnanschrift ZP.
08:01 Uhr
ZF auf selbem Parkplatz wie Vorabend.
xx:xx
(Peinliche Parkhaus-Episode? Welche peinliche Parkhausepisode?)
15:10 Uhr
ZP mit ZF Ri. Berlin.
15:41 Uhr
ZF außer Sichtweite.
15:50 Uhr
Abbruch der Observation.
16:49 Uhr
Eintreffen an der Basis.
Einsatzzeitraum:
9 Std. – Gefahrene km: 142
Donnerstag, 22. April
07:40 Uhr
Abfahrt OF von der Basis zur Wohnanschrift ZP. ZF parkt Froindstr. 1.
xx:xx
(Peinliche BünaBe-Episode? Welche peinliche BünaBe-Episode?)
14:32 Uhr
Bisher keine besonderen Vorkommnisse. Anruf Kunde.
Einsatzzeitraum:
7 Std. – Gefahrene km: 17
Folgliches Ergebnis seiner Imagination: Protokolle nee. Nich. Und außerdem: was, wenn Queckenborns Nebenbuhler ausgerechnet heut nachmittag dort, auf der Haustürtreppe, in genauer Kameraschußlinie, seine Zunge in Fionas Rachenhöhle schöbe?
Also hiergeblieben, befahl Onno sich. Zur Not würde er behaupten, es sei ein Mißverständnis gewesen, oder der Server sei abgestürzt, oder ein Erdbeben habe – na ja, ist doch wahr.
War nicht wahr. Es war die bloße onnomanische Widerborstigkeit, die ihn bewog, auf seinem Posten zu bleiben. Er? Freier, unbestechlicher Privatdetektiv! Und läßt sich von keiner Miss Marple, keinem BünaBe oder zweitklassigen Kunden seinen Job erklären.
Rein prioritätslogisch wäre einleuchtender gewesen, er hätte erst mal den Kunden bei der Stange gehalten und ihm zu fressen gegeben. Und außerdem: Wenn es Onno weder vorgestern noch gestern noch bisher heute gelungen war, warum sollte er Fiona
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